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Europa Konkret

Cathrin Brackmann20. April 2007

Die Hochzeit, für viele der schönste Tag im Leben. Doch schon lange ist die Ehe bei weitem nicht mehr die einzige Möglichkeit glücklich zusammenzuleben.

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Bild: European Community

Während vor wenigen Jahrzehnten in Europa vielerorts ein Zusammenleben ohne Trauschein und auch Scheidung undenkbar erschien, ist die Gesellschaft in Europa heute viel toleranter. Ehe und Partnerschaft in Europa, unser Schwerpunkt in Europa Konkret.

Mehr Vielfalt in der Partnerschaft in Europa

Das traditionelle "Ja-Wort" – das öffentliche Versprechen, füreinander einzustehen in guten wie in schlechten Zeiten und das ein Leben lang – ist seltener geworden in Europa. Die Heiratsrate ist gesunken und die Scheidungsrate gestiegen. Eingesetzt hatte dieser Trend in den sechziger Jahren in den skandinavischen und westeuropäischen Ländern, dann folgten die Südeuropäer, und zum Ende der achtziger Jahre hatte diese Entwicklung zeitgleich mit dem politischen Umbruch auch die osteuropäischen Länder erreicht.

Neue Formen des Zusammenlebens tauchten auf. Ganz bewusst für ein Leben ohne Trauschein entscheiden sich demnach die meisten Paare in Frankreich und den skandinavischen Ländern, nicht so dagegen in den südeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien oder Portugal. Und eine Analyse der Werteorientierung von Jugendlichen in Deutschland stellt fest: Familie steht hoch im Kurs. Knapp zwei Drittel wünschen sich eine eigene Familie mit Kindern.

Dennoch sieht die traditionelle Familie in Europa noch immer wie folgt aus: Mutter,Vater, verheiratet, im Durchschnitt ein bis zwei Kinder. In Deutschland zum Beispiel entscheiden sich über 70 % der Eltern für einen Trauschein. Je nach Land variiert die Zahl der Kinder, in Spanien ist es eher eins, in Frankreich oder Irland eher zwei bis drei.

Zivile Lebensgemeinschaften als Boom für die Hochzeitsindustrie

3 Milliarden Euro geben die Franzosen jedes Jahr für den "schönsten Tag ihres Lebens" aus. Doch seit einigen Jahren bröckelt es an der Heiratsfront, der Gesetzgeber macht keinen Unterschied mehr zwischen ehelichen und unehelichen Kindern. Jedes zweite Kind wird außerehelich geboren. Gleichzeitig war es noch nie so einfach, sich scheiden zu lassen wie seit der Gesetzes-Änderung 2005: Bei gegenseitigem Einverständnis reichen zwei Monate und 2.000 Euro Anwaltskosten aus. Scheidungspartys liegen im Trend. Dem Heiratsmarkt zu Hilfe kommen könnte künftig eine besondere Kategorie an Liebespaaren: Homosexuelle, die ihre Zivile Lebensgemeinschaft (PACS ) wie eine Hochzeit feiern möchten.

Es gibt manchmal PACS-Paare, aber das sind homosexuelle Paare – vor allem Männer. Heterosexuelle, die einen Pacs schließen, machen nicht die gleiche Feier wie bei einer klassischen Heirat. Für Homosexuelle ist es die einzige Möglichkeit, einen Bund zu schließen, deshalb machen diese daraus ein großes Fest, erklärt Gaël Remy Neris, der Frankreichs größte Hochzeitsmesse organisiert.

Während in den letzten sieben Jahren die Zahl der Hochzeiten um 30.000 zurückging, gab es gleichzeitig einen explosions-artigen Anstieg beim Zivilen Solidaritäts-Pakt. Allein im letzten Jahr wählten über 80.000 den Zivilen Solidaritäts-Pakt.

Hochzeit ja, aber später, bitte!

Die Tradition hat bis zur Wende im Jahr 1990 die Haltung der Rumänen zur Ehe und Familie geprägt, mit Unterschieden zwischen dem Land und Stadt. Auf dem Land wurde relativ früh geheiratet, so bald der junge Mann eine Familie ernähren konnte. In der Stadt warteten die jungen Leute meisstens mit der Heirat bis nach dem Abschluss des Studiums.

Traditionell helfen Eltern ihren Kindern beim Kauf einer Wohnung, die wiederum diese moralische Pflicht ihren Kindern gegenüber haben. Doch auch diese Tradition ist im Wandel. Der Systemwechsel hat auch soziale Veränderungen mit sich gebracht. Die moderne Gesellschaft ist durch Individualismus und Konsum geprägt. Wenn überhaupt, dann heiratet man später. Das Durchschnittsalter für die 1. Ehe liegt für ihn bei 27 und sie bei 23,5. Zudem nimmt die Zahl der Eheschließungen von Jahr zu Jahr ab. Im Jahre 2002 gab es zum Beispiel rund ein Drittel weniger Eheschließungen als noch 12 Jahre zuvor.