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Europa Hautnah

Jutta Schwengsbier, Mirko Schwanitz 20. April 2007

Im neuen EU-Mitgliedsland Bulgarien gibt es viel Armut. Vor allem Kinder sind die Leidtragenden. Mangelernährt und verwahrlost kommen viele in Kinderheime.

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Bild: AP

Im Verhältnis zur Bevölkerung leben in Bulgarien über 5 mal mehr Kinder in Heimen als z.B. in Deutschland. Damit ist Bulgarien Schlusslicht in der EU. Darüber hinaus ist aber auch der Zustand in den meisten Kinderheimen katastrophal. Aus diesem Grund hilft z.B. der Deutsche Verein "zur Förderung Bulgarischer Kinderheime" und gibt Kindern damit eine Perspektive.

Das Kinderheim Maria Luisa in Plovdiv in Bulgarien war eines der marodesten im Land. Fast einhundert Jahre alt waren die Gemäuer. 1923 waren die einstigen Pferdeställe zum Waisenhaus umfunktioniert worden. Bis zu 14 Kindern lebten in einem Schlafsaal, ohne Möglichkeit, sich zurück zu ziehen. Talente verkümmerten.

Seit das Waisenheim in Plovdiv zum modernsten in ganz Bulgarien umgebaut wurde, sind überall lachende Kindergesichter zu sehen. Die zwei großen neuen Gebäude sind in bunt bemalte kleine Wohneinheiten aufgeteilt, in denen die Kinder mit ihren Erziehern wie in einer Familie leben können. Die freundliche Atmosphäre hat den Kindern neuen Lebensmut gegeben, erzählt die Heimleiterin, Darina Kukewa. Im Duchschnitt verdienen Bulgaren 150 Euro im Monat. Bei Preisen von annähernd westlichem Niveau. Viele Familien können ihre Kinder deshalb nicht mehr ernähren. Oft sind die Kinderheime die letzte Zuflucht.sehr stark weiter. Die Mehrheit der Kinder in bulgarischen Kinderheimen sind Roma. Die Roma waren die ersten, die nach der politischen Wende 1989 ihre Arbeit verloren, so wie Anton. Er kümmert sich so gut er kann um seine 8 Kinder, auch wenn es ihm sehr schwer fällt. Früher arbeitete er als Werkzeugmacher in einer Fabrik. Als die vor Jahren pleite ging, fand er nie wieder einen Job. Anton ist nicht nur ein guter Handwerker sondern auch ein begnadeter Sänger. Die Familie verbringt die Abende oft damit, gemeinsam zu musizieren. Ein Vergnügen, dass nichts kostet und den oft knurrenden Magen vergessen läßt, erzählt der Roma mit einen gequälten Lachen.

Heute lebt seine Familie von den Resten einer Gesellschaft, die selbst nicht mehr viel wegzuwerfen hat.

Anton und seine ganze Familie sind völlig abgemagert. Mit Gesichtern, die an die Hungerjahre zu Kriegszeiten erinnern. Die Roma kämpfen täglich ums überleben. Viele andere haben schon aufgegeben. Ihre Kinder landen im Kinderheim. Das Heim ist super, sagen die Kinder. Hier bekommen sie immer genug zu essen, und etwas anzuziehen. Was sie einmal werden wollen? Einer will Polizist sein, der andere gar Präsident. Die Mehrheit der Kinder im Waisenheim Maria Luisa sind Roma. Um allen Jugendlichen einen besseren Start ins Leben zu ebnen, will Heimleiterin Darina Kukewa demnächst auch Ausbildungsplätze anbieten.