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Bald bringen Roboter die Post

Stefan Bienkowski / hf12. September 2016

Die Schweizer Post und Hermes haben sich mit Starship Technologies zusammengetan. Sie testen fast völlig autonome Lieferroboter. Im Umkreis von fünf Kilometern sollen sie die Ware in 30 Minuten ans Ziel befördern.

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Starship Technologies Roboter mit ehemaligem Skype Gründer Ahti Heinla (Foto: picture alliance).
Bild: picture-alliance/empics/N. Ansel

Sie sind kniehoch, viereckig und auf sechs Rädern unterwegs. Noch in diesem Monat sollen die kleinen Lieferroboter die Straßen in der Schweiz und in Deutschland erobern - und Bestellungen direkt an die Haustür bringen.

Die Idee entstammt einer Partnerschaft zwischen der Schweizer Post, dem Logistikdienstleister Hermes und der Elektronik-Kette Media Markt mit dem Unternehmen "Starship Technologies". In den Schweizer Städten Bern, Köniz und Biberist sowie in Hamburg und Düsseldorf werden die sonderbaren sechsrädrigen Roboter bald erste Dummy-Pakete und Briefe ausliefern.

Nach ein paar ersten Testläufen und dem Kartieren der Stadt hofft das in Hamburg ansässige Unternehmen Hermes, dass bis Ende September drei Roboter auf Hamburgs Straßen losgelassen werden können. Sie sollen vorerst Anfragen von registrierten Testkunden bearbeiten. Auf drei Monate ist diese Studie angesetzt, und sie ist in ähnlichem Umfang auch für Düsseldorf geplant. Dort sollen die Roboter zwischen Media Markt-Filialen pendeln.

"Es ist eine tolle Vorstellung, dass wir eines Tag rund um die Uhr Roboter losschicken können, die ganz ohne Emissionen Lieferungen ausfahren", so Ingo Bertram, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Hermes. "Denn die Verkehrs- und Emissionsprobleme werden in vielen Städten künftig nur noch zunehmen. Lieferroboter könnten dagegen Teil eines visionären, nachhaltigeren Zustellungskonzeptes für Pakete werden."

Hermes betont jedoch auch, dass die Roboter niemals das leisten werden, was die menschlichen Auslieferer schaffen. Den Postboten werden sie deshalb nie ersetzen. Aber mit der Fähigkeit, in 30 Minuten innerhalb von fünf Kilometer zu liefern, wären die batteriebetriebenen Roboter eine gute Alternative für Kunden, die viel unterwegs sind, und das faszinierte das Hamburger Unternehmen.

Besser als Drohnen - noch zumindest

Das Unternehmen Starship Technologies wurde in Spanien von den Skype-Mitbegründern Ahti Heinla und Janus Friis ins Leben gerufen. Ihre R2D2-Lookalikes wurden schon in über 42 Städten in zwölf Ländern getestet.

Auch wenn die Roboter während der Studie stets von Menschen betreut werden - die zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung stehen - gab es bei bisher insgesamt 8000 zurückgelegten Kilometern noch keinen einzigen Unfall.

Und es scheint als würden die Leute sie lieben. "Sie finden die Roboter süß und interessant", sagt Bertram als die kleinen Hermes-Kuriere Ende August vorgestellt wurden. "Die Leute waren begeistert und wollten mehr erfahren. Und sie fragten uns auch, ob sie bei dem Test mitmachen könnten."

Hermes hofft, dass sich die freundlichen Roboter weiterhin bewähren und dass sich autonome Lieferungen in Zukunft auf sechs Rädern bewegen und damit den Drohnen fürs Erste davonziehen. Und darauf setzt Amazon.

"Wir glauben, dass ein Roboter, der am Boden unterwegs ist, derzeit viel mehr Zustimmung in der Öffentlichkeit bekommt als eine Drohne", so Bertram, "denn damit sind oft negative Assoziationen wie Unsicherheit verbunden, eine unzuverlässige Steuerbarkeit und - last but not least - diese Sache mit den Waffen."

Aber er fügt hinzu, dass Roboter heute zwar die bessere Option seien, Drohnen in Zukunft aber ebenfalls für die Auslieferung von Paketen infrage kommen könnten - auch bei Hermes.

Kleine Panzer

Das in London ansässige Unternehmen Starship Technologies brüstet sich derweil damit, dass ihr Roboter auch vor 20 Zentimeter hohen Bordsteinkanten und Schnee nicht Halt macht. Außerdem sind die Geräte mit neun Kameras, einem Audiosystem, einem Alarm und einem PIN-Code ausgestattet. Den kennt nur der Kunde selbst, sodass niemand Unbefugtes an die Lieferung kommt oder auf dem Weg etwas verloren geht.

"Bis heute gab es keine Diebstahl-Versuche oder Angriffe auf die Roboter, " sagt Starship Marketing- und Kommunikationsmanager Henry Harris-Burland gegenüber dem Wirtschaftsmagazin "The Engineer". "Wir haben zum Beispiel selbst versucht, den Deckel des Roboters mit dem Fuß durchzutreten. Das einzige was dann passiert: Ihr Bein bleibt stecken, und Sie müssen dann mit diesem sechsbeinigen Ding am Fuß herumlaufen. Ziemlich peinlich."