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EU-Kommission: Unzufrieden über Euro-Vorbereitung des Einzelhandels

Tom Weingärtner 16. November 2001

Die EU-Kommission befürchtet, dass sich der Einzelhandel nicht ausreichend auf die Einführung des Euro-Bargeldes vorbereitet.

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Einkaufen mit EurosBild: EZB

Die EU-Kommission geht davon aus, dass sich die Einführung des Euro-Bargeldes am 1. Januar 2002 positiv auf die Konjunktur auswirkt. Währungskommissar Pedro Solbes sagte, das größte Problem der Wirtschaft sei in der gegenwärtigen Lage die Unsicherheit. "Die erfolgreiche Vollendung der Währungsunion kann deshalb die Zuversicht der Unternehmen und der Verbraucher stärken", so Solbes.

Dass der Umtausch der alten Scheine und Münzen in das neue Bargeld reibungslos verläuft, ist aber noch nicht ausgemacht. Nach einem Bericht, den die Kommission jetzt vorgelegt hat, sind die einzelnen Wirtschaftszweige in der Eurozone unterschiedlich gut auf den 1. Januar vorbereitet. Weitgehend abgeschlossen sind die Vorarbeiten in der Kreditwirtschaft. Es gibt genügend Euro-Noten und -Münzen für die Einführungsphase, und ihre Verteilung auf die Bankfilialen verläuft bislang planmäßig.

Unklar ist aber, ob und wie weit der Handel sich an der Vorab-Ausstattung mit Euros beteiligt. Die Einzelhändler scheuen davor zurück, größere Euro-Bestände frühzeitig anzufordern, denn das kostet Geld. Höhere Versicherungen werden nötig, und bei der Bank werden Zinsen fällig. Die Kommission empfiehlt deswegen, Euro-Zinsen erst ab 1. Januar zu berechnen. Zwingen kann sie die Banken dazu aber nicht.

Der Einzelhandel ist auch deswegen eine Schwachstelle der Umtauschaktion, weil es dort viele kleine Firmen gibt. Sie sind schlechter vorbereitet als die großen Konzerne. Dagegen sieht Währungskommissar Solbes kein Problem bei der Preisstabilität. Die Einzelhandelsverbände hätten zugesagt, dass ihre Mitglieder die Unsicherheit ihrer Kunden nicht ausnutzen würden, um die Preise anzuheben.

"Wir hoffen, dass diese Vereinbarungen auch eingehalten werden", sagte Solbes. "Bei den öffentlichen Gebühren haben wir den Eindruck, dass sie bei der Umrechnung auf Euro abgerundet werden, zum Beispiel in Belgien." Entscheidend sei, dass die Verbraucher verstünden, wie die Umrechnung vorgenommen werde, der Vorgang müsse daher transparent sein.

20 Maßnahmen hält die Kommission für unabdingbar, um den Erfolg der Umtauschaktion sicher zu stellen. Unter anderem müßten ab sofort alle Preise auch in Euro festgelegt und ausgezeichnet und der bargeldlose Zahlungsverkehr in Euro abgewickelt werden. Besonders wichtig sei das für Gas-, Strom-, und Wasser- sowie für die Telefonrechnung.

Die Umrüstung der Geldautomaten auf Euro müsse spätestens jetzt in Angriff genommen werden. Die Banken sollten schon heute sagen, dass sie die alten Banknoten und -münzen unbegrenzt und kostenlos zurücknehmen und zwar sowohl von ihren privaten Kunden als auch vom Einzelhandel. Der Handel solle sich auch verpflichten, Wechselgeld nach dem 1. Januar nur noch in Euro auszugeben. Vor allen Dingen müsse der Informationsstand der Bürger bis dahin noch entscheidend verbessert werden:

"Inzwischen wissen 80 Prozent genau, wann die Euronoten und -münzen eingeführt werden und auch, was sie in ihrer Landeswährung wert sind. Bei den Details sieht es aber nicht so gut aus", sagte Solbes. Drei Viertel der Befragten wüssten zum Beispiel nicht, wie lange sie ihre alte Währung neben dem Euro noch verwenden können.

Die Regierungen der Mitgliedsstaaten und die Notenbanken wollen deswegen ihre Informationskampagnen weiter intensivieren. Dafür stehen mehr als 100 Millionen Euro bereit. Spätestens Mitte Dezember sollen dann alle EU-Bürger wissen, was sie im neuen Jahr erwartet.