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Flaue Konjunktur

10. September 2008

Die EU-Kommission hat ihre Wachstumserwartungen für 2008 deutlich zurückgeschraubt. Die Volkswirtschaften der 27 Mitgliedsstaaten legen demnach im Schnitt nur um 1,4 Prozent zu - Deutschland immerhin um 1,8 Prozent.

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Schatten eines Mannes vor einer Konjunkturkurve (Quelle: DW-Archiv)
Die Konjunkturkurve in der EU geht nach untenBild: Bilderbox

Aufgrund einer neuen Schätzung korrigierte die Kommission am Mittwoch (10.09.2008) ihre Vorhersage vom April um 0,6 Prozentpunkte nach unten. Ihre Konjunkturprognose für die Eurozone senkte sie um 0,4 Punkte auf 1,3 Prozent.

Zur Erklärung hieß es aus der Brüsseler Behörde, ein großer Teil der im April bereits bekannten Risiken habe sich inzwischen bewahrheitet. So hätten sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten verschärft, die Rohstoffpreise seien weiter angestiegen und die Immobilienkrise habe weitere Märkte erfasst.

Inflation steigt EU-weit um knapp vier Prozent

Gebäude der EU-Kommission in Brüssel (Quelle: DW-Archiv)
Hier wird geschätzt: Gebäude der EU-Kommission in BrüsselBild: AP

Die Inflationsrate werde im Jahresdurchschnitt EU-weit voraussichtlich 3,8 Prozent erreichen, schätzt die Kommission. Für die Eurozone sagt sie eine Teuerungsrate von 3,6 Prozent voraus, das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als in der Frühjahrsprognose.

Die Schätzung beruht auf Zahlen für die sieben größten Volkswirtschaften der EU: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Polen und die Niederlande. Deren Wertschöpfung entspricht 80 Prozent des EU-weiten Bruttosozialprodukts.

Deutschland auf Platz zwei hinter Polen

Nach der neuen Prognose belegt Deutschland unter den sieben untersuchten Staaten mit einem Wachstum von voraussichtlich 1,8 Prozent den zweitbesten Platz hinter Polen. Für das einzige osteuropäische Land der Gruppe korrigierte die EU-Kommission ihre Wachstumserwartungen sogar um 0,1 Prozentpunkte nach oben auf jetzt 5,4 Prozent.

Ortsschild Rezession - Symbolbild (Quelle: DW-Archiv)
Erst mal könnte es leicht abwärts gehenBild: picture-alliance / chromorange

Allerdings schließt die EU-Kommission nicht aus, dass es kurzfristig zu einer leichten Rezession in Deutschland kommt. In der Prognose für das dritte Quartal wird ein Minus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal prognostiziert. Nach dem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent im zweiten Quartal wäre damit laut Definition eine Rezession erreicht.

"Obwohl das Fundament der Wirtschaft stark bleibt, haben sich die Wachstumsaussichten für das zweite Halbjahr eindeutig verschlechtert, da die hohe Inflation und die weltweite wirtschaftliche Abkühlung ihren Tribut fordern", heißt es in dem Bericht. Die Erholung am Arbeitsmarkt habe dem Konsum keinen Schwung verleihen können, da steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise den Verbrauch dämpften.

In den meisten Ländern sinken die Erwartungen

Für die übrigen fünf Länder haben sich die Aussichten deutlich verschlechtert. Allein ihre Wachstumserwartungen für Spanien korrigierte die EU-Kommission um 0,8 Prozentpunkte auf 1,4 Prozent nach unten, dies ist die größte Abweichung gegenüber der Frühjahrsschätzung. Spanien ist nach einem jahrelangen Immobilienboom besonders stark von der in den USA ausgelösten Hypothekenkrise betroffen.

Ähnliches gilt für Großbritannien: Für das Vereinigte Königreich erwartet die EU-Kommission nur noch eine Wachstumsrate von 1,1 Prozent, das ist ein Minus um 0,6 Prozentpunkte gegenüber der Frühjahrsprognose. Aber auch für Frankreich senkte die Brüsseler Behörde ihre Wachstumserwartungen um 0,6 Prozentpunkte auf jetzt 1 Prozent. In Italien ist die Konjunktur nach Einschätzung der Kommission praktisch zum Erliegen gekommen, im Jahresdurchschnitt sei dort nur ein Wachstum um 0,1 Prozent zu erwarten.

Juncker: Nur "technische" Rezession möglich

Jean-Claude Juncker (Quelle: AP)
Mahnt die Regierungen zum Gegensteuern: Jean-Claude JunckerBild: AP

Nach Einschätzung des Chefs der Euro-Finanzminister und luxemburgischen Premierministers Jean-Claude Juncker befindet sich die Wirtschaft in der Euro-Zone im Abschwung, aber nicht in einer tiefen Rezession. Die Konjunktur habe sich in den vergangenen Monaten deutlich abgeschwächt, sagte Juncker im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europäischen Parlaments in Brüssel.

"Ich sehe nicht das Risiko einer Rezession, auch wenn es eine technische Rezession geben kann", so Juncker. Die Lage sei jedoch ernst. Die Regierungen müssten versuchen, die negativen Folgen gering zu halten. (gri)