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Ethik - Die Rettung der Welt?

Ali Akinci18. Mai 2002

Kriege, Armut oder Gewalt in der Ehe – der Weltfrieden hängt schief. Eine internationale Initiative möchte ihn wieder zurecht rücken. Im interreligiösen Dialog will das "Projekt Weltethos" eine bessere Welt schaffen.

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Friedensgipfel der Weltreligionen in AssisiBild: AP

1990 schrieb der Tübinger Theologie-Professor Hans Küng ein bedeutendes Buch: "Projekt Weltethos". Begeistert von der darin publizierten Idee einen Weltfrieden schaffen zu wollen, stiftete ein adliger "Sponsor" Geld für eine Stiftung, um Küngs Gedanken auf der Welt zu verbreiten. Den Stiftungs-Vorsitz übernahm der Autor, Küng selbst.

Kontroverser Idealist

Bekannt wurde er als Querdenker in der katholischen Kirche: In seinen Schriften kritisierte er veraltete Strukturen in der katholischen Kirche. 1979 entzog man ihm daraufhin prompt die kirchliche Lehrbefugnis. Kein Grund für ihn aufzugeben. Küng (Foto) entwickelte in seinem Buch die Idee, Religionen könnten nur dann einen Beitrag zum Frieden leisten, wenn sie sich auf das ihnen jetzt schon gemeinsame Ethos besinnen. Zum Beispiel auf die sogenannte "goldene Regel", die sich in allen großen Religionen wiederfindet: "Was du nicht wünschest, dass dir dein Nächster tue, das tue du ihm auch nicht."

Hans Küng
Prof. Dr. Hans KüngBild: AP

Kinder des Friedens

Grundsätzlich sei das "Projekt Weltethos" in jeder Hinsicht offen, sagt Stephan Schlensog, Geschäftsführer der "Stiftung Weltethos", die das global angelegte Projekt mit dem Ziel eines "friedlichen Zusammenlebens" finanziert. Man wolle in erster Linie den Dialog zwischen den Religionen und den Kulturen suchen. Ob das Sinn mache? Ja. Weil kein Frieden unter den Nationen herrschen werde ohne Frieden unter den Religionen, glaubt man in der Stiftung. Natürlich sehe man hierbei Probleme aufgrund der unterschiedlichen Standpunkte der Religionen.

Denn, so Schlensog im Gespräch mit DW-WORLD, Dogmen und Glaubenswahrheiten könne man zwar sich selbst erklären und plausibel machen, aber sie können halt immer nur für den einzelnen, bestenfalls für eine Glaubensgemeinschaft gelten. Der Teufel steckt also im Detail. Gerade deshalb müsse man immer wieder den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen suchen. Das Motto: An der gesellschaftlichen Basis ansetzen. Dafür gehe man zum Beispiel in Schulen: "Wir müssen auf der nächsten Generation aufbauen und nicht mit den alten Theologen darüber reden, wer warum in die Hölle kommt".

Kinder in der Schule
Die Zukunft des Friedens?Bild: AP

Goldene Ethik-Brücke

Natütlich diskutiert man auch mit Glaubensvertretern über geeignete Mittel des interreligiösen Austauschs. Aber nicht immer können diese Gespräche mit Engelszungen geführt werden, weiß Schlensog aus Erfahrung. Vor allem zwischen Christen und Muslimen "gibt es schon mal Zoff". Schließlich vertritt jeder Glaubensvertreter seine eigenen Ansichten als die einzig Wahren. Das wirklich neue am Ansatz des Projekts Weltethos aber ist – man will "den Anderen so nehmen wie er ist, eine gemeinsame Sprache finden und somit Brücken schlagen".