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Tschechischer Besuch bei Sudetendeutschen

15. Mai 2016

Als erster offizieller Vertreter seiner Regierung hat Tschechiens Kulturminister Daniel Herman einen Sudetendeutschen Tag besucht. Bayerns Ministerpräsident Seehofer sprach von einer Sternstunde.

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Der bayerische Ministerpräsident Seehofer (r.) mit tschechischem Kulturminister Herman bei den Sudetendeutschen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

71 Jahre nach Kriegsende hat erstmals ein offizieller Vertreter Tschechiens eine Veranstaltung der Sudetendeutschen besucht. Beim traditionellen Pfingsttreffen des Vertriebenenverbandes warb Kulturminister Daniel Herman für ein größeres Miteinander in Europa. (Herman im Artikelbild l. mit Ministerpräsident Seehofer)

"Es ist eine Zukunftsangst in unsere Gesellschaft eingekehrt", sagte der 63-Jährige in Nürnberg. An der Schwelle Europas stünden auch Menschen, die die gemeinsamen europäischen Werte nicht teilten. "Wir müssen versuchen, stetig an unserem gemeinsamen europäischen Haus weiterzubauen. Wir müssen bereit sein, es gegen jeden zu verteidigen, der erneut versucht, Angst und Hass zu säen", forderte Herman in seiner auf Deutsch gehaltenen Rede.

Seehofer: Historischer Besuch

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer wertete den Besuch Hermans als "historisch". Dies sei noch vor zehn Jahren undenkbar gewesen, betonte der CSU-Vorsitzende. "Das ist eine Sternstunde in den bayerisch-tschechischen Beziehungen."

Sudetendeutsche in Tracht in Nürnberg (Foto: dpa)
Sudetendeutsche in Tracht in NürnbergBild: picture-alliance/dpa/D. Karmann

Nach dem Krieg vertrieben

Als Sudetendeutsche werden die ehemaligen deutschsprachigen Einwohner des Sudetenlandes bezeichnet, das zu einem großen Teil im heutigen Tschechien liegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden etwa 2,8 Millionen Sudetendeutsche aus der damaligen Tschechoslowakei vertrieben. Viele von ihnen kamen nach Bayern.

Der Freistaat übernahm 1954 die Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen. Ihre Landsmannschaft gilt als einer der einflussreichsten Vertriebenenverbände. Jahrzehntelang waren die Beziehungen zu Prag wegen der Vertreibung belastet. Streitpunkt waren insbesondere die Benes-Dekrete, Erlasse des damaligen tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes, die die Vertreibung und Enteignung der Sudetendeutschen legitimierten.

Posselt fordert mehr Miteinander

Der Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, Bernd Posselt (CSU), rief zu einem größeren Miteinander auf. "Dieses Europa ist zutiefst gefährdet durch Nationalismus und Renationalisierung", betonte er. Gerade deshalb müssten sich die überzeugten Europäer in allen Ländern zusammentun. "Wir Sudetendeutsche haben dabei eine ganz besondere Brückenfunktion", sagte Posselt.

wl/hf (dpa)