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Politik

Erstmals Raketenalarm in Jerusalem

7. August 2022

Sirenengeheul warnt in Gemeinden westlich von Jerusalem vor Raketen. Israels Armee hat nach eigenen Angaben einen weiteren Militärchef der extremistischen Palästinenser-Organisation Islamischer Dschihad getötet.

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Israel | Gaza | Iron Dome |  Rakteneangriffe auf Israel
In der Nacht feuerten militante Palästinenser Raketen in Richtung IsraelBild: Adel Hana/AP Photo/picture alliance

Neben den Sirenen seien zudem Explosionen zu hören gewesen, berichteten Zeugen vor Ort. Das deutete darauf hin, dass die palästinensischen Raketenangriffe auf israelisches Territorium den dritten Tag in Folge anhielten und nun weiter entfernt liegende Gebiete zum Ziel hatten. Berichte über mögliche Opfer gab es zunächst nicht. Seit Freitag wurden nach israelischen Militärangaben mehr als 400 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert.

Eskalation auf dem Tempelberg befürchtet

Befürchtet wird nun, dass sich an diesem Sonntag - dem jüdischen Fasten- und Trauertag Tischa BeAv - die Lage weiter zuspitzen könnte. Religiöse Juden betrauern an dem Tag die Zerstörung der beiden antiken Tempel in Jerusalem. Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas rief am Abend dazu auf, die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg "zu verteidigen und sich den israelischen Übergriffen auf die heilige Stätte entgegenzustellen". Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam.

Israel | Polizisten begleiten jüdische Gläubige auf den Tempelberg, Jerusalem
Israelische Sicherheitskräfte sind in erhöhter Alarmbereitschaft - sie begleiten Gläubige auf den TempelbergBild: Mahmoud Illean/AP Photo/picture alliance

Zuvor hatte Israels Armee nach eigenen Angaben einen weiteren Militärchef der extremistischen Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) im Gazastreifen getötet. Der südliche Kommandeur des Islamischen Dschihads, Chalid Mansur, sei bei einem Luftangriff in der Stadt Rafah ums Leben gekommen, teilte das Militär mit. Zwei weitere ranghohe Dschihad-Mitglieder seien dabei ebenfalls getötet worden, darunter Mansurs Stellvertreter.

USA und EU stufen PIJ als Terror-Organisation ein

"In den vergangenen Tagen hat Mansur an der Vorbereitung eines Angriffs auf Israel mit einer Panzerabwehrrakete sowie Raketen gearbeitet", hieß es in der Mitteilung. Er sei auch für Terroranschläge in der Vergangenheit verantwortlich.

Das israelische Militär hatte am Freitag die großangelegte Militäraktion "Morgengrauen" gegen den Islamischen Dschihad gestartet. Dabei wurden der Militärchef Taisir al-Dschabari und weitere PIJ-Mitglieder getötet. Die eng mit Israels Erzfeind Iran verbundene Gruppe wird von der EU und den USA als Terror-Organisation eingestuft.

Der israelische Regierungschef Jair Lapid sagte nach Angaben seines Büros, die Operation werde "so lange weitergehen wie notwendig". Man bemühe sich dabei, dass Unbeteiligte nicht zu Schaden kämen.

Viele Todesopfer in Gaza

Auch in der Nacht zum Sonntag griff die Armee mehrere Ziele im Gazastreifen an - in den israelischen Grenzorten am Rande des Streifens gab es am Sonntagmorgen wieder Raketenalarm. Seit Freitag starben nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens 30 Menschen. Mindestens 253 seien verletzt worden. Unter den Toten sind demnach neben weiteren PIJ-Mitgliedern sechs Kinder und vier Frauen.

Israel | Gaza | Iron Dome |  Rakteneangriffe auf Israel
Eine Batterie des israelischen Raketenabwehrsystems Iron Dome in AschkelonBild: Ariel Schalit/AP Photo/picture alliance

Für den Tod von fünf Kindern und einem Erwachsenen im Flüchtlingslager Dschabalia macht Israel den Islamischen Dschihad selbst verantwortlich. Nach Angaben des Militärs wurden sie durch eine fehlgeleitete Rakete getötet.

Berlin verurteilt Raketenbeschuss israelischer Städte 

Die Bundesregierung zeigte sich beunruhigt über die jüngste Gewalteskalation. Die Entwicklungen im Gazastreifen und in Israel seien "Anlass zu großer Sorge", erklärte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. "Wir verurteilen den Raketenbeschuss israelischer Städte und Gemeinden auf das Schärfste; er muss sofort aufhören."

Israel könne sich wie jeder andere Staat auf das Selbstverteidigungsrecht berufen, unterstrich die Sprecherin in Berlin. "Zivilisten dürfen niemals das Ziel von Angriffen sein." Es gelte nun, "eine weitere Eskalation zu verhindern und größtmögliche Zurückhaltung sowie die völkerrechtlich gebotene Verhältnismäßigkeit zu wahren", mahnte die Sprecherin zugleich.

UN-Sicherheitsrat berät zu Luftangriffen

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird sich am Montag mit der erneuten Gewalt im Nahen Osten beschäftigen. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Irland, Frankreich, Norwegen und China hätten ein entsprechendes Treffen des UN-Gremiums angefragt, hieß es aus Diplomatenkreisen.

Die Vereinigten Staaten riefen die israelische und die palästinensische Seite zur Mäßigung auf. Weitere Eskalationen sollten unter allen Umständen vermieden werden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington. Auch die Europäische Union äußerte sich besorgt über die Situation im Nahen Osten.

nob/sti (rtr, dpa, afp)