Erstmals Kriegsverbrecherin in Bosnien verurteilt
30. April 2012Das bosnische Gericht für Kriegsverbrechen in Sarajewo verurteilte die heute 39-jährige Rasema Handanovic wegen ihrer Beteiligung an der Tötung von drei kroatischen Zivilisten und drei Kriegsgefangenen zu fünfeinhalb Jahren Haft. Im April 1993 waren in dem südbosnischen Dorf Trusina insgesamt 22 Kroaten von der Spezialeinheit "Zulfikar" der mehrheitlich muslimischen bosnischen Armee ermordet worden, der Handanovic angehörte. Kroaten und Muslime waren die meiste Zeit des Bosnien-Krieges (1992-1995) im Kampf gegen die Serben verbündet, bekämpften sich jedoch elf Monate lang auch gegenseitig.
Sechs weitere Mitglieder der Spezialeinheit "Zulfikar" müssen sich derzeit vor Gericht in Bosnien wegen der Morde in Trusina verantworten.
Von den USA an Bosnien ausgeliefert
Handanovic hatte vergangene Woche eine Beteiligung an den Taten zugegeben und eingewilligt, gegen die anderen Mitglieder der Einheit auszusagen. Im Gegenzug sicherte ihr die Staatsanwaltschaft eine mildere Strafe zu. Zudem habe man der Angeklagten positiv angerechnet, dass sie sämtliche Beweise bezüglich des Angriffs auf Trusina zugänglich gemacht und gegenüber den Angehörigen der Opfer Reue gezeigt habe. Handanovic war nach dem Krieg in die USA ausgewandert und besitzt auch die US-Staatsbürgerschaft. Im Dezember wurde sie von den Vereinigten Staaten an Bosnien ausgeliefert.
Weibliche Kriegsverbrecherin Plavsic
Die einzige weitere Frau, die bislang wegen Kriegsverbrechen während des Bosnienkrieges verurteilt wurde, ist Biljana Plavsic, die ehemalige bosnisch-serbische Präsidentin, die wegen Vertreibungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom Internationalen Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien für schuldig befunden wurde. Plavsic war 2003 zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Wegen guter Führung wurde sie nach Verbüßung von zwei Dritteln der Strafe vorzeitig entlassen.
rv/qu (afp, rtre)