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Politik

Erinnerung an Annexion Ost-Jerusalems

15. Juni 2021

Nationalistisch gesinnte Israelis feiern mit einem Flaggenmarsch die Besetzung Ost-Jerusalems im Sechs-Tage-Krieg 1967. Die Palästinenser kontern mit einem "Tag des Zorns".

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Flaggenparade am Damaskustor in Jerusalem
Flaggenparade am Damaskustor in JerusalemBild: Emmanuel Dunand/AFP

Tausende Nationalisten sind bei einem umstrittenen Flaggenmarsch durch Jerusalem gezogen. 5000 Teilnehmer schwenkten bei der Veranstaltung Israel-Flaggen. Bei Zusammenstößen mit der Polizei in der Nähe der Jerusalemer Altstadt waren zuvor 27 Palästinenser verletzt worden, wie israelische Medien unter Berufung auf den palästinensischen Rettungsdienst Roter Halbmond berichteten. Insgesamt 17 Palästinenser seien festgenommen worden, berichtet die Zeitung "Times of Israel". 

2000 Polizisten im Einsatz

Die Route sollte ursprünglich durch das muslimische Viertel der Jerusalemer Altstadt führen, was Palästinenser als besondere Provokation empfanden. Nach Angaben der Jerusalemer Stadtverwaltung sicherten etwa 2000 Polizisten die Kundgebung ab. 

Mit dem Flaggenmarsch gedenken nationalistische Israelis der israelischen Besetzung von Ost-Jerusalem im Sechs-Tage-Krieg 1967. Israel hatte den Ostteil der Stadt 1980 annektiert. Die Annexion wird international nicht anerkannt. Israel hat ganz Jerusalem zu seiner "unteilbaren" Hauptstadt erklärt, während die Palästinenser Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres eigenen künftigen Staates machen wollen.

Auch 54 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg soll die Erinnerung an die militärischen Erfolge wachgehalten werden.
Auch 54 Jahre nach dem Sechs-Tage-Krieg soll die Erinnerung an die militärischen Erfolge wachgehalten werdenBild: Emmanuel Dunand/AFP

Erst im Mai war es zu schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem gekommen. Die Krawalle mündeten in eine elftägige Gewalteskalation zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Dabei wurden mehr als 270 Menschen getötet, die meisten der Opfer waren Palästinenser.

"Das zarte Band der Koexistenz bewahren"

Der neue israelische Minister für innere Sicherheit, Omer Bar-Lev, hatte noch am Montag Bedenken wegen des Marsches zu zerstreuen versucht: "Das Demonstrationsrecht ist ein Recht in allen Demokratien. Die Polizei ist bereit und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um das zarte Band der Koexistenz zu bewahren." Die Armee verlegte laut einem Bericht der "Jerusalem Post" dennoch zusätzliche Kräfte ins Westjordanland.

Fatah und Hamas, die beiden größten Palästinenserorganisationen, riefen als Reaktion zu einem "Tag des Zorns" auf. Der palästinensische Ministerpräsident Mohammed Schtajjeh verurteilte den Marsch als "Provokation und Aggression gegen unser Volk, Jerusalem und seine Heiligtümer, die ein Ende haben muss". Ein Sprecher der Hamas erklärte inzwischen, dass Vermittler an bewaffnete palästinensische Gruppen appelliert hätten, "sich nicht auf eine militärische Eskalation auf der Grundlage des Marsches einzulassen". Er betonte jedoch: "Alle Optionen bleiben auf dem Tisch."

sti/jj (afp, dpa, rtr)