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Endlich ohne Schulden

Silke Wünsch6. November 2008

Wenn Bürgermeister und Einwohner zusammenarbeiten, dann können sie viel erreichen: Die Stadt Langenfeld in Nordrhein-Westfalen hat sich so aus eigener Kraft von 40 Millionen Euro Schulden befreit.

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Bürgermeister Staehler vor der Schuldenuhr, die Nullen zeigt. (Quelle: dpa)
Null Cent auf der Schuldenuhr - ein Fest für Bürgermeister Magnus StaehlerBild: picture-alliance / dpa

Langenfeld hat knapp 60.000 Einwohner. Auf den ersten Blick ist es eine Stadt wie viele in Deutschland. Das Rathaus am Rande der Fußgängerzone wurde 1977 gebaut; es ist schlicht, mit einer nüchternen Schieferfassade. Hinter der Fassade aber rumort es kräftig.

Bürgermeister Magnus Staehler ist seit 15 Jahren im Amt. Seine oberste Direktive war und ist: Langenfeld soll schuldenfrei sein. Am 3. Oktober 2008, pünktlich zum 60. Geburtstag der Stadt, um Punkt 20 Uhr 21 war es dann soweit. Die Schuldenuhr am Rathaus zeigte nur noch Nullen. Ein schöneres Geschenk könne eine Stadt doch gar nicht zum Geburtstag bekommen, freut sich Staehler.

Wie macht man eine Stadt schuldenfrei?

Dresdner Semperoper im Abendlicht (Quelle: dpa)
Auch Dresdem ist schuldenfrei, hier ein Bild der SemperoperBild: dpa

Dresden hat sich vor zwei Jahren von seiner größten Wohnungsbaugesellschaft getrennt. 800 Millionen Euro flossen so in die Stadtkasse und dann war Schluss mit roten Zahlen. Düsseldorf hat im Spätsommer 2007 seine Anteile an großen Unternehmen verkauft. So hatte die Landeshauptstadt auf einen Schlag so viel Geld, dass sie für ihre Bürger am Stichtag Freibier ausgab.

Klein- und Mittelstädte aber müssen beim Schuldenabbau kreativer sein, sagt Staehler: "Aktive Wirtschaftsförderung, Ansiedlung von neuen Arbeitsplätzen - daraus generiert sich dann mehr Einkommensteuer, Gewerbesteuer und Kaufkraft für die Stadt. Außerdem heißt es, die Verwaltung umzubauen, zum Beispiel wenig aber gut bezahltes Personal einzustellen."

Hinter all dem steckt eine Philosophie: Den Bürger mit einbeziehen. So müssen die Anwohner in manchen Stadtteilen die Bürgersteige selber fegen. Und sie müssen sich mehr als anderswo engagieren - im Sport, in der Kultur oder in Vereinen. Aber das machen die Langenfelder gerne, denn Magnus Staehler bringt eine überzeugende Gegenleistung: "Wir haben ein dreistufiges Steuersenkungspaket eingeführt. Das bringt ganz konkret elf Millionen Euro mehr im Portemonnaie von Bürgerschaft und Unternehmen!"

Eine einfache Rechnung

eine Handvoll Euromünzen (Quelle: ap)
Das Steuersenkungspaket bekommen auch die Bürger zu spürenBild: AP

Eigentlich eine ganz einfache Rechnung: Steuern senken, Kaufkraft stärken, dadurch die ansässigen Unternehmen stützen, die ihrerseits wieder Geld in die Stadtkasse spülen. Dieser Kreislauf funktioniert bei den Langenfeldern. Die Leute hier gehen gerne einkaufen. Das Angebot sei riesig, meint eine Passantin strahlend. Richtig, die Langenfelder Innenstadt blüht auf. Ein Konsumtempel nach dem anderen entsteht. Zwar gibt es viel Baulärm, Dreck und Umwege. Doch die Leute nehmen die riesigen Baustellen gerne in Kauf, denn sie freuen sich auf das, was kommt.

Auch die Jugendlichen merken, dass viel für sie getan wird. Ein 18-Jähriger schlendert mit seiner Freundin an Schaufenstern vorbei. Die beiden erzählen, dass es hier ein großes Angebot an Veranstaltungen und Konzerten gibt. Und, ja, das sei eine gute Sache mit den Steuersenkungen, damit sei ja auch für ihre Zukunft gesorgt.

Leuchtendes Beispiel

Sollten sich die Kollegen aus den hochverschuldeten Städten Köln, Oberhausen oder Essen nicht vielleicht ein Beispiel an Langenfeld nehmen? Staehler bleibt bescheiden, verweist auf sein Buch "Eins, zwei, drei - schuldenfrei" und meint, nur konsequentes Sparen sei der Weg zum Erfolg, "das ist wie mit dem Schwangersein: ein bisschen schwanger gibt es nicht".

Bald wird Magnus Staehler 50 – ein Zeitpunkt für ihn, die politische Bühne zu verlassen. Im nächsten Jahr möchte er nicht mehr antreten. In die Wirtschaft will er gehen, heißt es. Gar keine schlechte Idee. In der derzeitigen Situation kann man Leute wie ihn dort gut gebrauchen.