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Eltern von Pharao Tutanchamun identifiziert

18. Februar 2010
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Goldene Totenmaske des Tutanchamun (Foto: AP)
Bild: AP

Seit fast einem Jahrhundert fasziniert Pharao Tutanchamun die Fachwelt und Geschichtsbegeisterte. Seit sein Grab 1922 nahezu unberührt gefunden wurde, ist er der berühmteste Pharao der ägyptischen Antike. Mehr als 3000 Jahre nach seinem Tod hat der Mythos um den gottähnlichen, ägyptischen König nun aber einen dicken Kratzer bekommen. Anders als sein idealisiertes Bild eines jugendlichen und strahlenden Herrschers war er schwach, gebrechlich und krank.

Wie ein Team von Wissenschaftlern aus Tübingen, Kairo und Bozen herausgefunden hat, litt der bereits im Alter von 19 Jahren verstorbene Tutanchamun, dessen goldene Totenmaske weltberühmt ist, an einer schweren Knochenkrankheit und Malaria. Dazu hatte er weitere genetisch bedingte Missbildungen - darunter eine Gaumenspalte und einen Klumpfuß. Die Forscher kamen zu dem naheliegenden Schluss, dass es sich bei Pharao Tutanchamun um das Kind einer Inzest-Verbindung handelte. Seine Eltern waren offenbar Geschwister.

Noch Zweifel bei der Identität der Mutter

Mit Hilfe von Gentests fanden die Wissenschaftler heraus, dass der Vater Tutanchamuns der "Ketzer-Pharao" Echnaton war. Auch die Mutter Tutanchamuns wurde gefunden. Es scheint sich um die sogenannte "Younger Lady", eine Mumie mit der Bezeichnung KV35YL, zu handeln. Wer sie war, konnte jedoch noch nicht geklärt werden. Die Forscher sind sich jedoch sicher, dass es nicht Echnatons Frau war, die für ihre außergewöhnliche Schönheit bekannte Königin Nofretete. Eine von Echnatons Nebenfrauen kommt als Tutanchamuns Mutter infrage.

Dazu gibt es eine zweite - theoretisch mögliche - Erklärung für die große genetische Ähnlichkeit von Tutanchamuns Vater und Mutter. Echnaton könnte Tutanchamun auch mit einer seiner Töchter gezeugt haben. Er habe sie heiraten können, "weil er ein Gott war", so die Forscher. Auch Tutanchamun habe seine Halbschwester geheiratet. Solche Verbindungen innerhalb der königlichen Familie seien nicht unüblich gewesen.

Mythos Ermordung

Der "Kindpharao" Tutanchamun lebte vor rund 3300 Jahren. Er kam mit nur etwa acht Jahren auf den Thron und starb nach Angaben der Forscher 1324 vor Christus im Alter von 19 Jahren. Mit dem Tod Tutanchamuns ging die mächtigste Herrscherdynastie des Neuen Reichs zu Ende, der wohl bekanntesten Epoche der Pharaonenzeit.

Da der frühe Tod Tutanchamuns dank der neuen Erkenntnisse nun mit großer Wahrscheinlichkeit auf genetisch bedingten Knochenschwund in Verbindung mit einer schweren Form von Malaria zurückgeführt werden kann, dürfte auch die bisher weit verbreitete Annahme, Tutanchamun sei ermordet worden, endgültig widerlegt sein.

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Nicole Scherschun