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Bei dem Germanwings-Flugzeugunglück am 24.03.2015 starb auch eine Schülergruppe aus der Stadt Haltern. Im ganzen Ort herrschen Trauer und Fassungslosigkeit. Hinzu kommt die Wut über das Verhalten einiger Journalisten.
Jetzt sind nur noch wenige Reporter im westdeutschen Haltern unterwegs. Kurz nach der Flugzeugkatastrophe am 24.03.2015 war die Kleinstadt voll von internationalen Journalisten. Bei dem Unglück in den französischen Alpen waren fast 150 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern waren auch 16 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen eines Gymnasiums aus Haltern.
Die Trauer und die Anteilnahme der Menschen sind groß. Am Gymnasium in Haltern haben viele Leute Blumen niedergelegt oder Kerzen angezündet. Den Menschen ist die Hilf- und Ratlosigkeit anzumerken. Dass der Copilot das Flugzeug wahrscheinlich mit Absicht abstürzen ließ, hat dem Ereignis eine neue Dimension gegeben. Der Schulleiter Ulrich Wessel sagt, dass zu der Fassungslosigkeit und der Verzweiflung nun die Wut hinzugekommen ist.
Wütend sind viele Bürger auch auf die Presse. Einige Journalisten haben sich den Trauernden gegenüber nicht sensibel verhalten. Ein Verkäufer sagt empört: „Es ist schon unfassbar, wenn Polizisten dafür sorgen müssen, dass weinende Teenager kein Mikrofon im Gesicht haben!“ Eine andere Frau erzählt: „Manche sollen Kindern Geld für Videos von der Trauerfeier geboten haben.“
Ramona Hörst, Pressesprecherin des zuständigen Polizeipräsidiums, bestätigt, dass es solche Methoden gab. Für sie waren das aber nur Einzelfälle: „Zum Großteil wurden Schutz- und Ruhezonen respektiert“, sagt sie. Mittlerweile ist die Presse aus Haltern abgereist. Aber die Kleinstadt wird noch lange ein Ort der Trauer bleiben.
Glossar
Fassungslosigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man ein Ereignis nicht glauben kann und darüber entsetzt ist
Reporter, -/Reporterin, -nen – der Journalist/die Journalistin, der von einem Ort aus berichtet
ums Leben kommen – sterben
Anteilnahme, -n (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man zeigt, dass jemandem ein Mensch in Trauer leid tut; die Tatsache, dass man Mitleid zeigt
Hilflosigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man sich selbst und anderen nicht helfen kann
Ratlosigkeit (f., nur Singular) – die Tatsache, dass man nicht weiß, was man tun oder sagen soll
jemandem etwas an|merken – etwas an jemandem erkennen; sehen, was jemand spürt
Copilot, -en/Copilotin, -nen – die zweite Person in einem Flugzeug, die das Flugzeug lenkt
ab|stürzen – hier: aus großer Höhe herunterfallen
Dimension, -en (f.) – hier: die Stärke; das Ausmaß
Verzweiflung (f., nur Singular) – die große Traurigkeit; die Hoffnungslosigkeit
sensibel – hier: so, dass man für etwas viel Gefühl braucht; mitfühlend
empört – wütend; sehr verärgert
unfassbar – unglaublich; hier auch: sehr schlimm
Mikrofon, -e (n.) – ein Gerät, mit dem man Stimmen und Geräusche aufnehmen kann
zuständig – für etwas verantwortlich
Einzelfall, -fälle (m.) – eine Situation, die nur einmal vorkommt
zum Großteil – hier: meistens; überwiegend
etwas respektieren – hier: sich an etwas halten; Rücksicht auf etwas nehmen
ab|reisen – wegfahren
Fragen zum Text
1. Welche Aussage steht im Text?
a) Auch jetzt sind noch viele Journalisten in Haltern unterwegs.
b) Es sind vor allem viele französische Reporter nach Haltern gekommen.
c) Viele Journalisten aus verschiedenen Ländern befanden sich in Haltern.
2. Wie haben sich die Bewohner Halterns verhalten?
a) Sie wussten genau, wie sie den Trauernden helfen konnten.
b) Sie haben Blumen und Kerzen zur Schule gebracht.
c) Sie haben den Trauernden Rat gegeben.
3. Die Pressesprecherin Ramona Hörst …
a) findet das Verhalten der Journalisten berechtigt.
b) glaubt nicht, dass das Verhalten der Journalisten schlecht war.
c) sagt, dass sich die meisten Reporter gut benommen haben.
4. Welches Wort kann man nicht in die Lücke einfügen? „Die … Verwandten und Freunde der Opfer bekamen viel Anteilnahme von anderen.
a) trauernden
b) getrauerten
c) traurigen
5. Welches Wort kann man in die Lücke einfügen? „Die … Blumen sind ein Zeichen der Anteilnahme.“
a) niederlegenden
b) niedergelegenen
c) niedergelegten
Arbeitsauftrag
Diskutiert in Gruppen, wie eine seriöse und gute Berichterstattung bei einem solchen Unglücksfall aussehen sollte. Wie sollten sich die Medien verhalten? Worüber dürfen und sollten sie berichten? Worüber nicht?