Das Mathematikschiff
28. Mai 2008Zwei Schülerinnen probieren sich an vier Handflächen großen T-förmigen Eisenteilen aus. "Die Teile muss man in einer Vertiefung unterbringen, was erstmal ziemlich unmöglich erscheint. Aber daran knobeln wir noch etwas herum", sagt die 14-jährige Sarah.
Das Eisenteil-Experiment demonstriert das räumliche Denken bei platzsparendem Packen. Denn mit einer guten Packdichte passen bis zu 20 Prozent mehr Teile in einen Behälter. Das spart Lager- und Transportkosten und erleichtert die Verpackungsplanung.
Neugier soll geweckt werden
Knobeln, wie an dem Verpackungs-Experiment, ist das Hauptanliegen des Matheschiffs "MS Wissenschaft". Damit sollen vor allen Dingen Kinder und Jugendliche an die Mathematik im Alltag herangeführt werden. Denn diese Naturwissenschaft gilt immer noch als Angstfach in der Schule. Insgesamt haben deutsche Schüler in der aktuellen PISA-Studie zwar besser abgeschnitten als 2003, aber die Leistungen in Mathematik sind nicht besser geworden. Je älter die Schüler werden, desto unbeliebter wird das Fach.
Unternehmen beklagen, dass Schulabgänger die Grundrechenarten nicht beherrschen. Bank- und Kreditunternehmen, Finanz- und Personaldienstleistern, Ämtern und Behörden fehlen studierte Mathematiker. Deshalb hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Klaus-Tschira-Stiftung für Naturwissenschaften das Matheschiff entwickelt. Die mehr als 30 Exponate sollen Interesse an der Rechenkunst wecken.
Bei der 11-jährigen Annika Sebastian scheinbar mit Erfolg. "Man kann hier so viele Experimente mit Computern oder zum Beispiel da hinten mit dem Tsunami-Modell machen."
Wenn Algorithmen und Gleichungen helfen
An einem Schreibtisch großen Modell können die Besucher die Ausbreitung einer Tsunami-Welle in einem Wasserbecken simulieren. Dabei klatscht ein zwei Meter langer Stahlträger auf die Wasserfläche. Das Modell steht im Schiffsbauch, um zu zeigen, dass Mathematiker mit Hilfe von Gleichungssystemen berechnen können, welche Küstenabschnitte von Unwettern oder Tsunamis gefährdet sind.
Mathematik hilft aber noch in vielen anderen Lebenslagen. Zum Beispiel beim Bauen von Brücken, Straßen oder Gebäuden. Das merkt auch der 12-jährige Nikolas. "Wir versuchen hier mit gleich großen und gleich schweren Klötzen etwas zu bauen, so dass der oberste Klotz von einer Plattform nicht mehr auf der eigentlichen Plattform steht. Ich habe es eben geschafft, jetzt sind meine Klassenkameraden dran."
"Einen anderen Ansatz zu den Dingen kriegen"
Versuchen und basteln – das ist das Motto für junge Mathematik-Entdecker auf dem Schiff. Für andere ist die Mathematik aber mehr als nur Knobeln und Ausprobieren. Sie ist Beruf. Wie für Franziska Jahnke: Sie studiert Mathematik in Freiburg und ist Betreuerin auf dem Mathematikschiff. "Wir hoffen, den Kindern beizubringen ist, dass Mathematik mehr als das ist, was sie im Mathematikunterricht lernen. Hier können sie einen anderen Ansatz zu den Dingen kriegen."
Der andere Ansatz zur Mathematik kann noch bis zum 4. September gewonnen werden. Bis dahin wirft die "MS Wissenschaft" noch in mehr als 20 Städten an Main, Rhein, Mosel, Weser und Elbe ihren Anker.