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"Ein echter Soldat, der sein Leben dem Dienst am Vaterland gewidmet hat"

29. April 2002

– Aleksandr Lebed bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen

https://p.dw.com/p/28P3

Köln, 29.4.2002, NESAWISSIMAJA GASETA, INTERFAX

INTERFAX, russ., 28.4.2002

Der Gouverneur der Region Krasnojarsk, Aleksandr Lebed, ist am Sonntag (28.4.) verstorben, teilte der operative Diensthabende des russischen Notstandsministeriums "Interfax" mit. Der Präsident Russlands, Wladimir Putin, habe den Angehörigen der bei dem Absturz des Mi-8-Hubschraubers umgekommenen Personen sein tiefes Beileid ausgesprochen, teilte der Pressesprecher der Staatsoberhauptes, Aleksej Gromow, "Interfax" mit. Im Auftrag des Präsidenten sei eine Untersuchungskommission unter Vorsitz des Chefs des Notstandsministeriums, Sergej Schojgu, gebildet worden. (...) (lr)

INTERFAX, russ., 28.4.2002

Russlands Präsident Wladimir Putin hat ein Beileidstelegramm an die Familie des tragisch ums Leben gekommenen Gouverneurs der Region Krasnojarsk, Aleksandr Lebed, gerichtet. Wie "Interfax" beim Pressedienst des Präsidenten mitgeteilt wurde, sind in dem Telegramm folgende Worte zu lesen: "(...) Aleksandr Iwanowitsch wird in unserer Erinnerung stets als hervorragender, starker und mutiger Mensch bleiben. Als echter Soldat, der sein Leben dem Dienst am Vaterland gewidmet hat". (...) (lr)

NESAWISSIMAJA GASETA, russ., 29.4.2002, Wadim Iljin

Zweifelsohne ist mit dem Tod von Aleksandr Lebed ein ganzes Kapitel der russischen Geschichte geschlossen worden. Solange die Erinnerung an Lebed lebendig bleiben wird, solange wird über dessen Bedeutung in dieser Geschichte gestritten werden. Niemand, weder seine allernächsten Gönner, noch seine größten Gegner, blieben seiner Person gegenüber gleichgültig.

Wie bei vielen anderen stehen seine politische und seine steile militärische Karriere im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1991 in Moskau. Die Konfrontation zwischen Lebed und den Machtorganen Transnistriens, als der General die 14. Armee befehligte, beobachtete das ganze Land. Etwas zu schroff, dachten alle, aber ein Mordskerl. Danach ist es ihm nicht gelungen, zur Lokomotive der Wahlvereinigung zu werden und diese in die Duma zu führen. Es gab nicht wenige, die den Wunsch hatten, ihre "Waggons" an Lebed anzukoppeln – zu farbenreich und populär war der aus Transnistrien heimgekehrte Armeegeneral.

Hier hätten viele die Hoffnung aufgegeben - nicht so Lebed. An den Präsidentschaftswahlen im Jahr 1996 nahm er nicht einfach teil, er nahm teil um zu siegen. Ein niedrigerer Posten als der des Staatsoberhauptes kam für ihn nicht in Frage, und sollte er ihn nicht sofort erringen, dann später. Vielleicht sollte Boris Jelzin allein Lebed für seinen Sieg dankbar sein, der ihm in der zweiten Runde seine Stimmen abgab.

Zum Dank "bekam" Lebed den Sicherheitsrat und Tschetschenien. Aber auch hier fühlten sich viele neben ihm nicht wohl, deshalb wurde der Verteidigungsrat gebildet. "Zur Verteidigung vor Lebed", fügten Witzbolde hinzu. Am meisten wird heute noch über die Friedensabkommen von Chassawjurt gestritten. Aber in den ganze Jahren danach bereute Lebed das Treffen mit Maschadow kein einziges Mal.

Danach folgte die "Eroberung" von Krasnojarsk. Eine fast schon kämpferische Eroberung, fast eine Landungsoperation. Der Zusammenprall mit Bykow (ehemaliger Direktor des Krasnojarsker Automobilwerkes – MD), ein grobes Schimpfwort, gerichtet an die Beamten von Krasnojarsk, und vieles mehr. Die Journalisten mochten Lebed. Mit ihm war es nie langweilig. Jetzt gib es keine solche Generäle und Politiker mehr. (lr)