DW-Korrespondent in Belarus festgenommen
6. August 2020Burakov, der als freiberuflicher Journalist seit Jahren Reportagen für die russische Redaktion der Deutschen Welle schreibt, wurde zunächst am Mittwochabend von der Polizei in Mogiljow, etwa 200 Kilometer östlich der belarussischen Hauptstadt Minsk, festgenommen. Nach Informationen der Deutschen Welle wurde er zunächst beschuldigt, "illegalen Alkohol" in seinem Wagen zu transportieren.
Wenige Stunden später wurde Alexander Burakov freigelassen, um kurz danach - noch vor der Polizeiwache - wieder festgenommen zu werden. Die Umstände der zweiten Festnahme sind unklar. Der Leiter der örtlichen Zweigstelle des belarussischen Journalistenverbandes, Boris Vyrvich, sagte der DW, laut Augenzeugen habe Burakov vor der Polizeiwache mit einer nicht identifizierten Frau gestritten und geschrien: "Das ist eine Provokation." Daraufhin sei er von der Polizei erneut abgeführt worden.
DW-Chefredakteurin verurteilt Festnahme
Laut DW schlugen sämtliche Versuche an diesem Donnerstag fehl, mit Burakov Kontakt aufzunehmen. Die Deutsche Welle verurteilt die Festnahme Burakovs und fordert die belarussischen Behörden auf, die Pressefreiheit im Land zu gewährleisten: "Die Einschüchterungsversuche gegen unseren Korrespondenten zeigen in aller Deutlichkeit die schwierige Situation für Journalisten in Belarus", sagte Chefredakteurin Manuela Kasper-Claridge in einer Erklärung. "Journalisten werden strafrechtlich verfolgt und sogar verhaftet. Das ist nicht hinnehmbar. Sie appelliere an die Verantwortlichen in Belarus, Journalisten ungehindert ihre Arbeit tun zu lassen", fügte Kasper-Claridge hinzu.
Es ist die zweite Festnahme Burakovs in diesem Jahr. Bereits am 8. Mai war er festgenommen und zu zehn Tagen Haft verurteilt worden. Der Journalist hatte der DW bereits vor mehreren Tagen mitgeteilt, er rechne damit, erneut festgenommen zu werden und begründete dies mit möglichen Bemühungen der belarussischen Behörden, unabhängige Journalisten an der Berichterstattung über die Präsidentenwahl zu hindern.
RSF berichtet von Dutzenden Festnahmen
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) kritisierte in einer Mitteilung eine massive Behinderung der freien Berichterstattung über den Wahlkampf. Dutzende Journalisten seien in den vergangenen Wochen festgenommen worden, die über Demonstrationen und Kundgebungen der Opposition berichteten, kritisierte die Journalistenorganisation in Berlin. Auch die Arbeit ausländischer Medien werde auf Anweisung des autoritär herrschenden Präsidenten Alexander Lukaschenko behindert. Dies sei ein "durchsichtiger Versuch", unabhängige Berichte zu verhindern, sagte RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger und verlangte eine unabhängige Untersuchung. Zudem sei das Land als Mitglied der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) verpflichtet sicherzustellen, dass unabhängige und ausländische Medien ungehindert und gefahrlos über die Wahl berichten könnten.
Die Opposition hat eine für Donnerstagabend geplante Großkundgebung gegen den seit 26 Jahren amtierenden Lukaschenko kurzfristig abgesagt. Die Veranstaltung samt Konzert in Minsk sei verboten worden, teilte Swetlana Tichanowskaja, die als einzige Kandidatin der Opposition zur Wahl am Sonntag zugelassen ist, auf Facebook mit. Die Behörden begründeten die Absage der Wahlveranstaltung im "Park der Völkerfreundschaft" demnach mit einem Fest des Verteidigungsministeriums.
qu/uh (dw, dpa, epd)