Regierung und Organisationen warnen vor Hungersnot im Niger
23. März 2010Die letzte Regenzeit fiel extrem kurz aus und die Vorräte reichen vielerorts nicht bis zur nächsten Ernte. Viele Menschen leiden jetzt schon unter Mangelernährung. Die Hilfsorganisation CARE Deutschland ist seit langem im Niger aktiv. Ihr Vorsitzender, Heribert Scharrenbroich, sagt: "Wir haben die Situation, dass die Preise für das Vieh fallen und dass die Preise für Getreide, Nahrungsmittel, exorbitant hoch steigen. Und deswegen ist es dringend notwendig, dass das Welternährungsprogramm in die Lage versetzt wird, Getreide herbei zu schaffen." Sollte es dieses Jahr regnen, könnten die Bauern erst im Juni säen und im September ernten, so Scharrenbroich. Mensch und Vieh müssten bis dahin versorgt werden.
Keine erneute Katastrophe
Bereits 2005 suchte eine Hungersnot das Land heim. Damals waren die Ausmaße katastrophal, Millionen Menschen verloren ihre Existenz, viele starben. In diesem Jahr sind bisher nur einige Regionen des Landes betroffen. Hamissou Kuraou ist der Vorsitzende der SOS Kinderdörfer im Niger. Er hat die Tahoua-Region besucht, in der die Lage 2005 besonders kritisch war. Diesmal, sagt Kuraou, beschränke sich die Hungersnot auf bestimmte Gebiete.
Im Gegensatz zu der damaligen Regierung, die die Hungersnot zunächst vertuschte, spricht die aktuelle Regierung, die seit dem Militärputsch im Februar 2010 an der Macht ist, sehr offen über das Thema. Handelsminister Ahmed Hamed koordiniert die Maßnahmen gegen den Hunger. Er wirft der ehemaligen Regierung vor, dass sie die Hungersnot 2005 verheimlichen wollte, weil ihr diese Tatsache peinlich gewesen sei. Ahmed Hamed: "Es sollte einem nicht peinlich sein, zuzugeben, dass es eine Hungersnot gibt! Wenn es keinen Regen gibt, dann gibt es auch nichts zu essen. Warum sollte man den Rest der Welt anlügen?"
Hoffnung auf Hilfe
Die nigrische Regierung hat eine Strategie entwickelt, um den Hunger zu bekämpfen. Hierfür benötigt sie jedoch Geld. 85 Milliarden CFA-Franc sind im Gespräch, das sind knapp 135 Millionen Euro. Davon kann die nigrische Regierung selbst nur weniger als ein Drittel aufbringen. Handelsminister Hamed hofft deshalb auf die Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft.
Auch Hamissou Kuraou von den SOS-Kinderdörfern fordert dringend internationale Hilfe: "Zuallererst um den Hunger leidenden Menschen in den aktuell betroffenen Gebieten zu helfen. Zum zweiten um dem Risiko einer Hungersnot in den anderen Regionen vorzubeugen. Und zum dritten, um dafür zu sorgen, dass die nigrische Bevölkerung auch in den kommenden Jahren der Gefahr einer Hungersnot nicht mehr ausgesetzt sein wird."
Die internationalen Nichtregierungs-Organisationen mahnen, die Fehler von 2005 dürften nicht wiederholt werden. Damals wurden ihre Warnungen weder von der Regierung des Niger noch international ernst genommen. Dies führte dazu, dass viele Menschen starben oder ihre Existenz verloren.
Autor: Hilke Fischer
Redaktion: Carolin Hebig