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Drei Lektionen nach dem Caucus in Iowa

Rüdiger Lentz, Washington4. Januar 2008

Iowa sollte die Krönung für Hillary Clinton werden - es wurde ihr bisher größtes politisches Desaster. Und mehr noch, der Caucus ist eine basisdemokratische Lektion für das Partei-Establishment.

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Bild: DW

Nichts bei diesem Auftakt der amerikanischen Vorwahlen lief nach Plan. Monatelang war Hillary Clinton als haushohe Spitzenkandidatin gehandelt worden. Das Partei-Establishment und Big Business standen hinter ihr. Ihr Mann Bill, immer noch ein amerikanischer Polit-Star, machte für Sie Wahlkampf. Erfahrung und Führungsstärke sind ihr Credo und ihr Markenzeichen. Dass es dann für Sie doch nur zu einem dritten Platz nach Obama und Edwards reichte, war nicht nur für Sie eine beschämende Niederlage. Es war auch eine Ohrfeige für das Partei-Establishment.

Bei den Republikanern war die seismische Erschütterung dieser Vorwahl eher noch größer. Der ehemalige Baptistenprediger Mike Huckabee, noch vor wenigen Monaten ein politischer Nobody schlägt den lange Zeit favorisierten Millionär Mitt Romney haushoch.Ebenfalls weit abgeschlagen die Kandidaten des Parteiestablishments: Senator McCain und Rudy Giuliani.

Der Ausgang von Iowa wird die politischen Kommentatoren noch ein paar Tage lang beschäftigen. Aber schon jetzt steht fest, dass diese Vorwahl die politische Landschaft in Amerika verändert hat. Und ihre Ergebnisse den weiteren Verlauf der demokratischen wie auch der republikanischen Vorwahlen erheblich beeinflussen werden.

Lektion Nummer eins

Die Message der beiden Gewinner der Wahl, Obama wie Huckabee, hieß "Change" – "Wechsel". Und beide entschieden diese Wahl für sich, weil sie glaubwürdiger und "more likeable" waren - einfach authentischer, Kandidaten zum Anfassen. Das hat ihnen auch geholfen. sich gegen die millionenschwere Wahlkampfmaschine von Clinton und Romney durchzusetzen.

Lektion Nummer zwei

Unabhängige und Neuwähler haben diese Wahl entschieden. Insbesondere Obama hat für die Demokraten zehntausende Jungwähler hinzugewonnen. Das und die Tatsache, dass sogar moderate Republikaner für ihn votiert haben, wird im demokratischen Partei-Establishment sehr aufmerksam registriert werden. Das Land scheint die konfrontative Politik von Präsident Bush und auch von Hillary Clinton zunehmend abzulehnen.

Lektion Nummer drei

Das amerikanische Wahlsystem, so antiquiert und kompliziert es auch sein mag, hat bewiesen, dass auch Aussenseiter und Newcomer eine Chance haben. Und dass Geld allein weder politische Botschaften ersetzen noch einen Kandidaten glauwürdiger machen kann. Die Sympathie, die Obama erfährt, kann man nicht kaufen. Das hat vor allem Hillary Clinton leidvoll erfahren müssen.

Wird Hillary jetzt aufgeben? Wer das glaubt, kennt sie schlecht. Sie hat ihr Leben lang auf diese Chance, auf diesen Wahlkampf hingearbeitet. Nein, das Wort "aufgeben" existiert in ihrem politischen Vokabular nicht. Eher wird Sie jetzt noch erbitterter kämpfen. "The gloves are off"- jetzt werden die Handschuhe abgelegt. Das glauben jedenfalls alle Wahlkampfbeobachter und sagen einen langen und agressiven Wahlkampf voraus.