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Die Hinrunden-Bilanz der Fußball-Bundesliga

20. Dezember 2010

Die Bundesliga elektrisierte in der Hinrunde einmal mehr die Fans und steht vor einem neuen Besucherrekord - trotz der klaren Führung von Borussia Dortmund. Glanzpunkte setzten vor allem auch die "kleinen" Vereine.

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Dortmunds Fans feuern ihre Borussia an. (Foto: dapd)
Bild: dapd
Die Dortmunds Nuri Sahin (M), Lucas Barrios (r) und ccenter Shinji Kagawa freuen sich (Foto: AP)
Dortmunder "Starspieler"Bild: AP

Die Bundesliga ist attraktiv wie selten zuvor und steuert möglicherweise einem neuen Zuschauerrekord entgegen. Rund 42.000 Fans strömten bisher im Durchschnitt in die Stadien, um Stars wie Raul, Robben, Schweinsteiger und van Nistelrooy zu sehen. Das entspricht nach der Hinrunde trotz widriger Wetterbedingungen einer Gesamtzuschauerzahl von etwa 6,40 Millionen. Auf die komplette Saison hochgerechnet würden 12,8 Millionen Zuschauer an die alte Bestmarke heranreichen. Der bislang beste Besuch aller Zeiten wurde 2009 registriert, als ebenfalls 12,8 Millionen Fans in die Arenen kamen.

Zuschauerkrösus war einmal mehr Borussia Dortmund. Über 77.000 Zuschauer sahen im Schnitt die Spiele des Herbstmeisters, der an der Spitze der Bundesliga trotz der 0:1-Pleite in Frankfurt einsam seine Kreise zieht. Dabei fehlen dem jungen Team die ganz großen Stars. Doch Spieler wie Nuri Sahin, Lucas Barrios, Mats Hummels, Kevin Großkreutz und Shinji Kagawa zauberten im Kollektiv, und wurden von ihrem unermüdlichen Trainer Jürgen Klopp zu spektakulären Vorstellungen angetrieben. Auch wenn auf europäischer Bühne der frühe K.o. kam, national sprechen die Fakten für sich. Der BVB war 15 Spiele ungeschlagen, holte 14 Siege, ist die Mannschaft mit dem besten Angriff (39 Tore) und der besten Defensive (zehn Gegentreffer) und verpasste mit 43 Punkten den fünf Jahre alten Hinrunde-Rekord des FC Bayern München nur um einen Punkt. Der BVB überwintert mit zehn Punkten Vorsprung, die siebte deutsche Meisterschaft - die erste seit 2002 - ist keine Traumvorstellung mehr.

Nur noch Leverkusen konkurrenzfähig?

Leverkusener Spieler mit dem Banner "Frohe Weihnachten wünscht die Werkself". Foto: AP)
Die Werkself in WeihnachtsstimmungBild: AP

Welche Teams könnten den Borussen da noch einen Strich durch die Rechnung machen? Es kommt vor allem Bayer Leverkusen in Frage. Die Werkself spielte attraktiv, konstant und zuverlässig. Der 65-jährige Trainer Jupp Heynckes formte aus jungen Talenten und routinierten Spielern eine stabile Mannschaft, die sich auch von Rückschlägen wie den langwierigen Verletzungen ihres Heimkehrers Michael Ballack und von Torjäger Stefan Kießling nicht aus dem Konzept bringen ließ. Nicht umsonst brachte das Team des aktuell ältesten Bundesliga-Trainers den Dortmundern am 1. Spieltag eine von zwei Saison-Niederlagen bei. Und wer weiß, was noch passiert, wenn Leverkusen auch am 18. Spieltag zum Auftakt der Rückrunde gegen den BVB triumphiert?

Für positive Überraschungen sorgten der FSV Mainz 05, Hannover 96 und der SC Freiburg. Diese drei Bundesligisten etablierten sich mit jungen Spielern und attraktivem Fußball in der Spitzengruppe und kämpfen derzeit um die internationalen Startplätze. Die "Boy Group" aus Mainz startete unter Trainer Thomas Tuchel mit sieben Siegen in die Saison und steht zum Ende der Hinrunde sogar auf dem zweiten Platz vor Leverkusen. Die von Mirko Slomka gecoachten Hannoveraner spielten sich den Frust einer deprimierenden Saison 2009/2010 von der Seele, die im Freitod des Nationaltorhüters Robert Enke und dem Beinahe-Abstieg gipfelte. Bei den Freiburgern mit ihrem Trainer Robin Dutt sorgte vor allem Stürmer Papiss Demba Cissé aus Senegal für beste Unterhaltung.

Bayern und Schalke im Aufwind

Bayerns Diego Contento (l) und Schalkes Raul im Zweikampf (Foto: AP)
Nach ihrem Fehlstart in die Bundesliga kommen die Bayern und Schalke in SchwungBild: AP

So langsam in Fahrt kommt Bayern München. Der Titelverteidiger ist in der Champions League und im DFB-Pokal noch aussichtsreich vertreten, in der Liga kletterte der Rekordmeister bereits wieder auf den fünften Rang. Unstimmigkeiten mit dem eigenwilligen Trainer Louis van Gaal scheinen überwunden. Erfreulich aus Sicht der Bayern: Der 26 Jahre alte Nationalspieler Bastian Schweinsteiger gab mehreren europäischen Topclubs einen Korb und entschied sich bis ins Jahr 2016 für seine Münchner.

Wie die Bayern qualifizierte sich auch Schalke 04 international als Gruppenerster für das Achtelfinale der Champions League. Zudem ist in der Liga ein königsblauer Aufschwung zu verspüren. Nach einem katastrophalen Start mit vier Niederlagen steht der von Felix Magath trainierte Vize-Meister um Weltstar Raul mittlerweile auf dem zehnten Platz.

Quartett der Enttäuschten

Hamburgs Mladen Petric lehnt sich an einen Tor-Pfosten (Foto: ápn)
Zum Verstecken, der HSV!Bild: AP

Während sich Eintracht Frankfurt mit seinem Top-Torjäger Theofanis Gekas und 1899 Hoffenheim noch Hoffnungen auf die Europa-League-Qualifikation machen dürfen, führt der Hamburger SV die Liste der Enttäuschten an. Ein Titel sollte endlich her, hieß es beim HSV noch vor der Hinrunde. Doch der teure Kader von Trainer Armin Veh wirkt überaltert und leidenschaftslos. Die Dinos der Liga mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren konnten kaum überzeugen. Das gilt auch für drei weitere Teams, die große Ziele ausgegeben hatten. Beim Vorletzten VfB Stuttgart soll es nach Christian Gross und Jens Keller nun Bruno Labbadia als bereits dritter Saison-Trainer richten. Beim VfL Wolfsburg, dem Meister von 2009, schaffte es der ehemalige englische Nationaltrainer Steve McClaren bisher nicht, aus Einzelstars wie Grafite, Edin Dzeko und Diego ein funktionierendes Ensemble zu bilden. Und auch bei Werder Bremen scheint Trainer Thomas Schaaf das Team nicht mehr richtig erreichen zu können.

Für den 1. FC Nürnberg, den 1. FC Kaiserslautern und den FC St. Pauli dürfte es auch in der Rückrunde vornehmlich um den Klassenerhalt gehen. Hier stecken die rheinischen Rivalen 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach bereits tief im Abstiegssumpf.

Deutsche Stürmer Mangelware

Frankfurts Torjäger Theofanis Gekas jubelt (Foto: dapd)
Goalgetter GekasBild: dapd

Die Torjägerliste führen Spieler an, mit denen vor der Saison nicht unbedingt zu rechnen war. An der Spitze steht der Grieche Theofanis Gekas von Eintracht Frankfurt mit 14 Treffern vor dem Senegalesen Papiss Demba Cissé vom FC Freiburg (13). Dahinter folgen unter anderem Kaiserslauterns Kroate Srdjan Lakic (11) und der Ivorer Didier Ya Konan von Hannover 96 (9). Auffällig: Unter den 14 besten Schützen der Liga sind nur zwei Deutsche: Mario Gomez vom FC Bayern (12) und der Mainzer André Schürrle (9). Für Bundestrainer Joachim Löw dürfte das sicherlich keine beruhigende Entwicklung sein.

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Stefan Nestler