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Doppelgold und Fahnenträger

Stefan Nestler (mit sid)20. August 2016

"Kanu-König" Sebastian Brendel gewinnt in Rio zwei Goldmedaillen und darf bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele die deutsche Fahne tragen. Der 28-Jährige blickt trotz aller Erfolge auch über den Tellerrand.

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Brendel jubelt über seine erste Goldmedaille in Rio. Foto: Reuters
Bild: Reuters/D. Sagolj

"Er ist Doppel-Olympiasieger dieser Spiele und ein Vorbild für alles, was den Sport ausmacht", sagte der deutsche Chef de Mission Michael Vesper über Sebastian Brendel. Deshalb wurde der "Kanu-König" ausgewählt, um bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro die Fahne zu tragen und das deutsche Team ins Maracana-Stadion zu führen. Brendel freut sich über diese Ehre: "Das ist der Wahnsinn, unbeschreiblich. Davon träumt jeder Sportler."

Seit 2013 im Canadier-Einer ungeschlagen

Der 28-Jährige hat es sich verdient. Erst wiederholte er im Canadier-Einer seinen Olympiasieg von London 2012, dann paddelte der 1,92 Meter große und 92 Kilogramm schwere Modellathlet auch im Zweier mit Jan Vandrey zu Gold. Das hat vor ihm noch kein Canadier-Paddler geschafft. Brendel, der in seiner Jugend auch Fußballer und Karatekämpfer war, hat die Sportart in den vergangenen Jahren wie kein Zweiter geprägt. Er gewann 18 Goldmedaillen bei Großereignissen, seit 2013 ist er im Canadier-Einer ungeschlagen.

Sebastian Brendel bei seinem Olympiarennen im Canadier-Einer. Foto: Reuters
Sebastian Brendel ist im Canadier-Einer eine Klasse für sichBild: Reuters/D. Sagolj

Brendel blieb trotz seiner Erfolge immer bescheiden und hatte in den Stunden seiner größten Erfolge auch die Zukunft des deutschen Sports im Blick. "Es werden immer weniger Medaillen, weil in vielen Sportarten der Nachwuchs fehlt", sagte Brendel nach seiner ersten Goldfahrt in Rio. "Da muss sich der DOSB Gedanken machen, wie man das ändern kann." Auch für seine eigene Sportart sieht Brendel schwarz, sollten Reformen ausbleiben. "Wenn es so weitergeht, ist Kanu in acht Jahren nicht mehr olympisch", sagte der Paddler in einem Interview vor den Spielen in Rio. Das mangelnde Interesse der Öffentlichkeit am Kanusport außerhalb von Olympischen Spielen sei in erster Linie den Wettkampfformaten geschuldet.

Tokio 2020 im Visier

Brendel paddelt seit seinem achten Lebensjahr. Mit 13 Jahren wechselte er von seinem Geburtsort Schwedt an die Sportschule Potsdam und startete fortan für den dortigen Kanuclub. Die ersten großen Erfolge feierte Brendel als 17-Jähriger, als er 2005 bei der Junioren-WM in Szeged in Ungarn Gold im Canadier-Einer über 500 und 1000 Meter holte. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking war Brendel lediglich als Ersatzfahrer vorgesehen, was ihn damals sehr wurmte. 2012 führte kein Weg mehr an ihm vorbei: Brendel holte sich seine erste olympische Goldmedaille, der er jetzt in Rio zwei weitere folgen ließ. Es müssen nicht die letzten gewesen sein. "Man muss schauen, was der Körper, die Familie und die Motivation sagen, aber mein Ziel ist es schon, bis Tokio weiterzumachen", sagt Brendel. Mit seiner Ehefrau Romy hat er eine Tochter und einen Sohn. Sein Geld verdient Brendel bei der Bundespolizei.