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Doping bei Kindern und Jugendlichen

Mara Thellmann8. Januar 2009

Doping ist eines der zentralen Probleme des Leistungssports – aber nicht nur. Bodybuilder oder Amateur-Radfahrer greifen ebenfalls zu verbotenen Substanzen. Und auch immer mehr Kinder und Jugendliche.

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Auch Kinder und jugendliche werden schon so unterstütztBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb
Schlechtes Vorbild - der Profiradsport
Schlechtes Vorbild - der ProfiradsportBild: AP

Dass sich Leistungssport nach anderen Gesetzen als der Gesundheit richtet, ist spätestens seit dem Trubel um die Tour de France klar. Dass Doping aber nicht nur im Profi-Bereich eine Rolle spielt, wird oft vergessen. Deshalb werden auch immer häufiger Studien und Befragungen bei Kindern und Jugendlichen zu diesem Thema durchgeführt. Mit einem erschreckenden Ergebnis.

Mit der Doping-Prävention bereits im Kindesalter zu beginnen, scheint kein Aktionismus einiger Forscher oder Wissenschaftler zu sein, sondern die Beschäftigung mit der Realität. Der gesellschaftliche Wandel spielt dabei offenbar eine entscheidende Rolle. Es gibt beispielsweise immer weniger Hemmungen, Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen. Und schließlich ist es eine Tatsache, dass der Körper in der Leistungsgesellschaft einen immer breiteren Raum einnimmt – wer gut aussieht, glaubt man, sei leistungsfähiger.

Doping ist ein alltägliches Problem

Noch sauber ?
Noch sauber?Bild: picture-alliance/ dpa

Bereits vor knapp 10 Jahren kam Dr. Angelika Thönneßen bei der Recherche für ihre Doktorarbeit ‚Doping in der Schule‘ zu dem Ergebnis, „dass Doping nichts ist, was fernab im Fernsehen passiert oder bei irgendwelchen Radrennfahrern, sondern es ist ein alltägliches Problem, mit dem unsere Jugendlichen zu kämpfen haben, wenn sie in unserer Gesellschaft meinen, bestehen zu müssen. Und das ist, finde ich eigentlich eine erschreckende und traurige Tendenz.“

Auch das Doping-Institut der Sporthochschule Köln befasst sich seit einigen Jahren mit diesem Problem. Michael Sauer referiert unter anderem bei der Nationale Anti-Doping-Agentur und berät junge Kader-Athleten im Umgang mit dem Doping-Reglement. Mittlerweile gibt es auch immer mehr Anfragen von Schulen, die ihn als Referenten zum Thema ‚Doping-Prävention‘ einladen. Häufig ist er auch in Jugendzentren, dort geht es verstärkt um spezielle Substanzen. Fast jeder zweite wolle mehr über Anabolika wissen, sagt er.

Michael Sauer hat die Erfahrung gemacht, dass es in erster Linie ästhetische Gründe sind, warum vor allem Jungs, zu künstlichen Hormonen greifen. Und an diese ran zu kommen, sei offenbar kein Problem. Der klassische Weg sei, „dass jemand schon einen schönen Bizeps hat, den man selber auch haben möchte, dann geht man hin, fragt, wie er das bekommen hat und so kommt man in diese Diskussionsrunde rein. Teilweise kriegt man die Substanzen sogar umsonst. Das heißt ich muss gar nicht zahlen, nur so zum Probieren.“

Aus dem Ausprobieren wird oft eine Sucht
Hier wird oft unerlaubt nachgeholfen
Hier wird oft unerlaubt nachgeholfenBild: picture-alliance/ dpa

Das Streben nach einem noch größeren Bizeps oder nach mehr Leistungsfähigkeit und auch Anerkennung, führte laut einer Studie in Frankreich sogar dazu, dass fast jeder zweite befragte Jugendliche, seine körperliche Leistung auf die Einnahme stimulierender Substanzen zurück führe. Doping ist also ein internationales Problem.

Über die Langzeitschäden, gerade bei Hormonen, machen sich dabei die wenigsten Gedanken. Das beunruhigt Michael Sauer. Neben Pickeln und Akne komme es schließlich häufig dazu, dass sich die Herz-Kreislauf-Parameter sehr stark verändern. „Also die Blutfettwerte gehen nach oben, die Leberwerte gehen nach oben. Das heißt sie haben da sekundäre Parameter, die sich im Laufe der Jahre auswirken werden, aber die sehr gravierend sind. Das kann bis zum Tode führen.“

Deshalb sei es umso wichtiger, gerade Jugendliche zu sensibilisieren und kompetent zu machen, damit sie mit dem Leistungsgedanken unserer Gesellschaft umgehen können, meint Dr. Angelika Thönneßen. Denn: Sport und Leistung gehören ihrer Meinung nach irgendwie zum Menschen, also das „sich vergleichen und wettkämpfen zu können.“ Und schließlich „ist das auch eine gute pädagogische Möglichkeit, die man für Jugendliche auch ermöglichen sollte und die man auch nutzen kann.“