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Dollar-Diskussion

Christine Harjes27. Februar 2004

Starker Euro, schwacher Dollar: Die deutsche Exportwirtschaft leidet unter dem Wechselkurs. Bei seinem Treffen mit US-Präsident Bush will Bundeskanzler Schröder auch über Stützungsaktionen für den Dollar sprechen.

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Der teure Euro schwächt die deutsche ExportwirtschaftBild: AP
Jahresrückblick 2003 - September
Bundeskanzler Schröder und US-Präsident Bush bei ihrem Treffen im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria am 24.09.2003Bild: AP

In einem Interview mit der "Financial Times Deutschland" (25.2.2004) sprach Gerhard Schröder von "einer gemeinsamen Verantwortung für den Zustand der Weltwirtschaft". Gleichzeitig wurde Schröder mit seiner Zinssenkungsempfehlung an die Europäische Zentralbank deutlicher als bisher. "Ich kann mir vorstellen, dass man über die Frage nachdenkt, ob das Zinsniveau richtig justiert ist", sagte er in dem Interview. Auch Wirtschaftsminister Clement hatte die EZB wiederholt aufgefordert, etwas gegen den Höhenflug des Euro zu unternehmen.

Der Euro hat im Vergleich zum Dollar seit September vergangenen Jahres fast 14 Prozent an Wert gewonnen. Die deutsche Wirtschaft reagierte darauf mit Pessimismus. "Besonders die PKW-Branche hat ihre Erwartungen wegen des anhaltend schwachen Dollars für die nächsten sechs Monate zurückgeschraubt," sagt Gernot Nerb im Gespräch mit DW-WORLD. Nerb ist Chefvolkswirt des Instituts für Wirtschaftsforschung (IFO), das jeden Monat den Geschäftsklimaindex ermittelt.

Aggressive Währungspolitik

Die US-Notenbank Fed könnte den Dollar mit einer Zinsanhebung stärken. Auch wenn Schröder das Thema im Weißen Haus ansprechen will: Die USA werden ihre Zinspolitik in der nächsten Zeit kaum ändern, glaubt Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank. "Die ganze amerikanische Wirtschaft hängt an der Niedrigzins-Politik. Damit hält man die privaten Haushalte am Leben", so Hellmeyer im Interview mit DW-WORLD. Erwartungshaltungen für Zinserhöhungen im 2. Halbjahr hält er für verfrüht. "Herr Bush wird sich insbesondere gegenüber Herrn Schröder nicht zu irgendwelchen Maßnahmen hinreißen lassen, die die gegenwärtige aggressive Defizitpolitik der US-Regierung verändern würde."

Intervention durch die EZB

Also könnte nur noch die Europäische Zentralbank eingreifen. Neben einer Zinssenkung, die den Euro-Kapitalmarkt für ausländische Investoren weniger interessant machen und so den Euro schwächen würde, könnte die EZB massiv US-Dollar einkaufen und so die US-Währung stärken. Sollte die EZB nicht eingreifen, müsste die Wirtschaft in Deutschland mit Kosteneinsparungen versuchen, im Ausland wettbewerbsfähig zu bleiben, sagt Gernot Nerb vom IFO. Eingespart wird in der Regel bei den Arbeitskräften. Entlassungen in Deutschland, weil die USA versuchen mit ihrer Währungspolitik strukturellen Defizite auszubügeln? "Es ist gefährlich, alles dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen", sagt Nerb. "Die Politik kann aber nur versuchen, die Kursschwankungen etwas zu glätten." Die Richtung ändern könne sie nicht.

Vorbild Japan?

Massiv in den US-Währungsmarkt eingegriffen hat Japan im vergangenen Jahr. Unterstützt wurde die Regierung bei ihren Dollar-Käufen von großen Unternehmen - vor allem aus der Automobil-Branche. Die Japaner kauften US-Devisen in Höhe von 147 Milliarden Euro. Das ist doppelt soviel wie ihr Handelsüberschuss. Mit dem Kauf verhinderten sie einen übermäßigen Wertzuwachs des Yen im Verhältnis zum Dollar. Horst Köhler, Vorsitzender des Weltwährungsfonds (WWF), lobte diese Währungspolitik Japans als "pragmatisches" Mittel um die Wirtschaft anzukurbeln.

Folker Hellmeyer sieht das anders: "Interventionen sind künstliche Eingriffe und wir können durch die EZB soviel intervenieren wie wir wollen; an den Gründen für die Dollar-Schwäche können Interventionen nichts ändern und dann wirft man seitens der Zentralbanken gutes Kapital dem schlechten hinterher." Interventionen seien nur sinnvoll, wenn sie kurzfristige Übertreibungen und Illiquidität an den Finanzmärkten überbrücken sollen. Dies sei aber bei der derzeitigen Dollar-Schwäche nicht der Fall.