Dokumentation: "Hexen im Exil"
In Westafrika ist der Glaube an übernatürliche Kräfte weit verbreitet. Jedes Jahr werden tausende Frauen als Hexen gebrandmarkt und verfolgt. Überleben können sie oft nur in sogenannten Hexendörfern.
Ausgestoßen
Die eine soll schuld daran sein, dass ihr Neffe an einem Schlangenbiss gestorben ist, die andere wird für die Krankheit des Kindes einer Nebenfrau verantwortlich gemacht. In Ghana ist der Vorwurf der Hexerei weit verbreitet und oft ein Vorwand, um Frauen einfach loszuwerden, weil sie innerhalb der Familie nicht mehr von Nutzen sind. Oder weil sie zu eigenständig und erfolgreich wurden.
Abgeschoben
Frauen, die in Westafrika als Hexen verfolgt werden, müssen um ihr Leben fürchten: Viele von ihnen werden vergiftet, erdrosselt, ertränkt oder verbrannt. Zuflucht finden sie im Norden Ghanas in sechs sogenannten Hexendörfern. Gambaga und Gushiegu sind zwei davon. Die Münchener Fotografin Ann-Christine Woehrl hat sie besucht.
Verloren
Die Frauen haben ihre Heimat verloren und ihre Identität. Sie haben ihre Rolle als Mutter, Tochter, Ehefrau aufgegeben und wurden aus der Gesellschaft ausgestoßen. Nun leben sie in einer Gemeinschaft von Aussätzigen. Jede Frau hat eine kleine Hütte für sich, alle zusammen arbeiten für den Dorfvorsteher. Und für den eigenen Lebensunterhalt.
Würdevoll
Ann-Christine Woehrl hat schwarzen Stoff vor eine Hütte gehängt und etwa 40 Frauen vor diesem neutralen Hintergrund fotografiert. So hat sie ihnen Raum gegeben und die Möglichkeit, ihr Selbst zu präsentieren. Vor der Kamera konnten die Frauen zeigen, wer sie wirklich sind. Oder wer sie wieder sein wollen.
Unsichtbar
Im Hexendorf bauen die Frauen Hütten und bestellen umliegende Felder. In der Trockenzeit gehen sie auf den Markt und sammeln auf den Boden gefallene Getreidekörner auf. Niemand nimmt sie dort wahr, sie sind ärmer und schmaler als die anderen, sie sind unsichtbar. Aber abends, im Dorf, hört man ihre lebhaften Stimmen und laute Unterhaltungen.
Ohne Stigma
Beinahe in ganz Westafrika ist der Glaube an übernatürliche Zauberkräfte verbreitet - auf dem Land wie in den Städten, in jeder Ethnie und in jeder Religion. In den sechs Hexendörfern in Ghana leben Schätzungen zufolge zwischen 1300 und 1500 Frauen. Und ein paar ihrer Kinder. Auf ihren Fotos hat Ann-Christine Woehrl ihnen das kollektive Stigma genommen.
Hoffnung
Die Frauen in den Hexendörfern wissen, dass ihnen der Weg zurück in ihre Familien versperrt ist. Dennoch hoffen viele auf ein kleines Wunder. Ann-Christine Woehrls Aufnahmen haben sie berührt und mit Stolz erfüllt. Viele haben sich auf ihnen zum ersten Mal selbst gesehen. Eine Auswahl der Fotos soll demnächst in einem Buch veröffentlicht werden.