DMY: internationales Design von morgen
Wie sehen die Produkte von morgen aus? Das kann man auf dem DMY-Festival in Berlin herausfinden. 500 internationale Designer präsentieren hier ihre Ideen. Ein Schwerpunkt diesmal: Social Design.
Bänke bauen mit Flüchtlingen
Malik macht es sich auf seiner Bank gemütlich. Er hat sie selbst gebaut, zusammen mit vier weiteren Flüchtlingen aus Mali und Niger, die beim Projekt Cucula dabei sind. Die Entwürfe stammen von Enzo Marzi, der Cucula unterstützt. Noch vor wenigen Wochen campten die Fünf auf dem Berliner Oranienplatz. Inzwischen haben sie ihre Möbel schon in Mailand präsentiert, bald wollen sie sie auch verkaufen.
Flinke Finger
Einige Aussteller im Schwerpunkt Social Design arbeiten mit Behinderten zusammen. Zum Beispiel die Polin Katarzyna Herman-Janiec. Sie lässt Behinderte Seiten von alten Zeitschriften zu schmalen Stäbchen rollen. Die flechtet sie dann zu Armreifen, Boxen oder sogar Lampen. Die einfacheren Entwürfe kann jeder nachmachen: 42 Röllchen gibt’s im Set mit einer Anleitung zu kaufen.
Be-able statt disabled
Um Menschen mit Behinderung kümmert sich auch das Berliner Start-Up "be-able". Die Designer besuchen Werkstätten und entwickeln gemeinsam mit den Behinderten Vasen, Schmuck oder wie hier ein Notizbuch, das mit Tafellack beschichtet ist und mit Kreide immer wieder neu beschriftet werden kann. Das Ziel: Die Behinderten sollen erleben, dass sie selbstständig etwas erarbeiten können.
Das kann ich selbst!
Schneiden, falzen, malen – das kann jedes Kind. Stimmt nicht, weiß Matthias Glatzel. Also bringt der Berliner Künstler den Kindern Basteln bei, mit einem Blatt Papier und einer Schere. "Die Kinder merken: Ich kann auch mit wenig selbst etwas schaffen." Er geht in Krankenhäuser, kümmert sich um ausländische Kinder, die kein Deutsch können – aber für’s Schneiden und Falzen braucht es keine Worte.
Altglas neu in Form
Ein weiteres wichtiges Thema unter Social Designern: Recycling. "Die Arbeit mit Glas ist sehr teuer", sagt der Däne Jesper Jensen. Die Öfen dürfen nicht erlöschen, das Material kommt meist aus dem Ausland. Das wollte der Glasbläser ändern: Für seine Entwürfe benutzt er alte Weinflaschen, am besten vom Händler um die Ecke. Aus dem Altglas formt er Vasen oder Gläser – schick genug für jede Bar.
Physik für's Wohnzimmer
Beim DMY Festival präsentieren sich 150 Aussteller auf 12000 Quadratmetern. Zu sehen sind auch über 250 Entwürfe, die für den Designpreis der Bundesrepublik Deutschland eingereicht wurden, vom Elektroauto von BMW bis zu den Kannen des Italieners Gian Piero Giovannini. Die Gefäße sind angewandte Physik: Sie verdeutlichen das Prinzip kommunizierender Röhren.
Spanisch lernen – das ist ein Kinderspiel!
Die Bewerbungen präsentieren sich in drei Kategorien: Produktdesign, Nachwuchs und Kommunikationsdesgin. Das Spiel Lingua Simplex fällt unter die letzte Kategorie. Spielend Spanisch, Englisch oder Französisch lernen – was sich jeder Schüler wünscht, haben die Entwickler mit diesem Kartenspiel umgesetzt. Aber natürlich dürfen auch Erwachsene noch mitspielen.
Schlafen auf Karton
Wer sich für den offiziellen deutschen Designpreis bewirbt, muss vorher schon andere Preise bekommen haben. Einzige Ausnahme: der Nachwuchs. Hier tritt das Team von "Room in a Box" an. Sie fertigen Möbel aus Karton. Die lassen sich leicht zusammenpacken und sogar per Post verschicken. Perfekt für alle, die häufig umziehen. Für eine Nominierung hat es aber nicht gereicht.
Preiswürdiges Billigdesign
Insgesamt wurden 48 Entwürfe nominiert, darunter auch die Handschiene von Marina Scheinberg. Die Idee der Nachwuchsdesignerin: Die Schiene soll möglichst günstig sein, damit auch arme Menschen sie sich leisten können. Bei der Jury kam das gut an, bei Medizintechnikfirmen hingegen nicht. Die wollten die Schiene nicht produzieren: zu billig, lautete das Urteil.
Es war einmal... - Märchen in Bildern
Grimms Märchen sind weltbekannt. Viele Eltern lesen sie ihren Kindern abends zum Schlafengehen vor. Aber die Geschichten um Rotkäppchen, Schneewittchen und die Bremer Stadtmusikanten kann man auch ganz ohne Worte erzählen. Das beweisen die Designer von "oup Kommunikation" mit ihrem Kalender "Diagrimme". Auch diese Bilder sind für den Designpreis nominiert.
Mode als Warnsignal
Genauso wie die innovative Mode von Manuel Vogel. Der Clou sind nicht die Schnitte, sondern die Stoffe. Die reagieren auf ihre Umwelt: Wird der Body nass, dehnt er sich zu einem Kleid aus. Andere Stoffe reagieren auf UV-Licht oder den pH-Wert. Das soll die Menschen an die Umweltverschmutzung erinnern. Ob Vogel dafür den Designpreis bekommt, steht erst im Herbst fest, wenn der Preis verliehen wird.