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Dioxin im Rind

9. Dezember 2008

Der Skandal um Dioxin-belastetes Fleisch aus Irland weitet sich aus. Nach dem Fund in Schweinefleisch ist das Gift nun auch in Rindfleisch entdeckt worden. Die irischen Behörden sehen aber nur eine geringe Gefahr.

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Rinder schauen durch die Absperrungen eines Tiertransporters (Quelle: DPA)
Nicht nur Schweinefleisch, auch Rinder sind mit Dioxin belastetBild: dpa

Die irischen Behörden haben jetzt auch in Rindfleisch unzulässig hohe Mengen Dioxin festgestellt. Betroffen von dem Dioxinfund im Rindfleisch seien 38 Bauernhöfe, erklärten Vertreter des Gesundheits- und des Landwirtschaftsministeriums am Dienstag (09.12.2008). Die Tiere hatten demnach dieselbe verseuchte Futtermischung gefressen wie die Schweine, in deren Fleisch das Gift schon zuvor gefunden worden war.

Verseuchung durch Öl

Ferkel drängen sich in einem Stall (Quelle: AP)
Fleisch aus Irland wird vorsorglich vom Markt genommenBild: AP

Der irische Landwirtschaftsminister Brendan Smith versicherte, das Gesundheitsrisiko sei aber "extrem niedrig", für die Gesundheit bestehe keine Gefahr. Die Dioxinmengen seien weit geringer als bei den Schweinen. Bei den Rindern sei der Grenzwert nur um das Zwei- bis Dreifache überschritten worden, während der Wert bei den Schweinen 200 Mal höher war. Die betroffenen Herden würden geschlachtet. Eine Rückruf-Aktion, wie sie am Sonntag für Schweinefleisch begonnen hatte, sei nicht geplant.

Die irische Regierung hatte am Wochenende sämtliches seit September 2008 ausgeliefertes Schweinefleisch zurückgerufen, nachdem Laboruntersuchungen überhöhte Werte der krebserregenden und dioxinähnlichen polychlorierten Biphenylen (PCB) darin nachgewiesen hatten. Das verseuchte Fleisch wurde nach Angaben der irischen Veterinärbehörde in insgesamt 25 Länder verkauft, darunter auch nach Deutschland. Zu der Verseuchung kam es offiziellen Angaben zufolge, nachdem nicht zugelassenes Öl zur Herstellung des Tierfutters benutzt wurde.

Verbleib des Fleischs ist noch unklar

In einem Labor werden in Rundkolben Proben auf eventuellen Dioxingehalt hin untersucht (Quelle: DPA)
Die Behörden schätzen die Gefahr für Verbraucher als gering einBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Das Bundesverbraucherministerium teilt die Einschätzung der irischen Regierung. Es sieht trotz der Ausweitung des Skandals keine akute Gefahr für Verbraucher in Deutschland. Mindestens drei Bundesländer sollen vom Skandal um Dioxin-verseuchtes Schweinefleisch aus Irland betroffen sein.

Neben Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ermitteln die Behörden nun auch in Niedersachsen. Ob das Fleisch direkt in den Verzehr gelangt ist, ist noch unklar. Es könnte auch noch als Tiefkühlware im Umlauf oder in Produkte wie Würste und Formschinken eingearbeitet worden sein. Ebenso möglich ist, dass es an andere Bundesländer oder ins Ausland weiterverkauft wurde.

Foodwatch fordert schärfere Kontrollen

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert nach dem Fund überhöhter Dioxinwerte bei Fleisch in Irland eine schärfere europaweite Kontrolle von Futtermitteln. "In Fischmehl sind häufig Dioxine enthalten, und auch Futteröle, die man Futtermitteln beimischt, können relativ hoch mit Dioxinen belastet sein", sagte Vize-Geschäftsführer Matthias Wolfschmidt am Dienstag. Das werde billigend in Kauf genommen. Als Grund nannte er die Kosten für Dioxin-Nachweise. Getestet werde meist das fertige Mischfuttermittel, so Wolfschmidt, mit einer verstärkten Kontrolle könne die Belastung verringert werden.

Die vom Dioxin-Skandal in Irland betroffenen Landwirte können nicht mit Geld aus der Kasse der Europäischen Union (EU) rechnen. Dafür gebe es keinen Mechanismus, teilte die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mit. Zuvor hatten Medien berichtet, dass der irische Ministerpräsident Brian Cowen erwäge, die EU um Ausgleichszahlungen für die Schweine-Industrie zu bitten. Der Verlust für die Industrie wird auf 100 Millionen Euro geschätzt. (kis)