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Die Weite der Deichlandschaft

Wie kein anderer hat der Maler Emil Nolde die Farben seiner nordfriesischen Heimat auf die Leinwand gebracht. Zu sehen sind viele seiner Werke in dem Nolde-Museum im schleswig-holsteinischen Seebüll.

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Idyllisch gelegen: Das Nolde-MuseumBild: picture-alliance/dpa

Emil Nolde (1867-1956) ist einer der bekanntesten Maler Deutschlands, gilt als einer der größten Aquarell-Künstler und war ein führender Expressionist. Geboren wurde er als Hans Emil Hansen in dem Dörfchen Nolde, das heute zu Dänemark gehört, damals aber als Folge des gerade ausgefochtenen deutsch-dänischen Krieges unter deutscher Herrschaft stand. Als er 1902 beschloss, freischaffender Maler zu werden, gab er sich den Namen Emil Nolde.

Wo beginnt der Horizont?

Emil Nolde, Porträt
Emil NoldeBild: DPA

Von 1927 bis 1937 ließ Nolde auf dem künstlichen Hügel Seebüll (in der Nähe von Niebüll) nach eigenen Entwürfen ein imposantes, burgartiges Wohnhaus mit Atelier bauen und einrichten. Es war ein abgelegener Platz, den sich der Maler gemeinsam mit seiner dänischen Frau Ada aussuchte, hoch im Norden an der Nordseeküste mit ihrem Wattenmeer. Die Landschaft selber ist eher eintönig und so flach, dass man kaum erkennen kann, wo der Horizont beginnt.

Kubus neben friesischen Reetdächern

Doch unter Noldes Händen entstanden an diesem Ort, den er Kopenhagen, Zürich, Paris und Florenz vorzog, nicht nur Bilder mit furiosen Farben und Strukturen. Er verlieh auch der Landschaft Struktur mit seinem Haus als Zentrum: Einem Kubus im Bauhausstil, völlig ungewohnt in einer Region, in der ansonsten friesische Reetdachhäuser dominieren. Ebenso ungewöhnlich ist der Garten, dessen Blumenpracht dem Nordseewind durch mannshohe Holzwände nach Westen regelrecht abgetrotzt werden muss. Dennoch brachte Nolde die bekannten tiefroten Mohnblumen und die kräftig blauen Schwertlilien Jahr für Jahr aufs Neue hervor.

Anziehungspunkt für Nolde-Freunde

Der Maler hat dafür gesorgt, dass das Haus und der Ort ihn überdauern und hat den Grundstein für seine Stiftung ("Stiftung Seebüll Ada und Emil Nolde") selber gelegt. Sie verfügt heute über den Großteil der Werke Noldes. Das abgelegene Nolde-Museum in der Weite der Deichlandschaft ist zum Anziehungspunkt für Nolde-Freunde aus aller Welt geworden. Die Wohn- und Arbeitsräume sowie die Ausstellung zählen jährlich bis zu 100.000 Besucher. Zurzeit wird das Museum durch Neubauten erweitert, die Ausstellung soll größer und zeitgemäßer werden, und auch der Garten wird neu gestaltet.

Jedes Jahr zeigt das Museum vom 1. März bis zum 30. November eine Ausstellung mit einem anderen Schwerpunkt. 2006 stehen das Alterswerk und zahlreiche Selbstbildnisse im Mittelpunkt. (pg)