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Kunst

"Luther und die Deutschen" auf der Wartburg

6. Mai 2017

Die Wartburg in Eisenach ist Schauplatz der Nationalen Sonderausstellung "Luther und die Deutschen". Sie erinnert an 500 Jahre Reformation. Und sie fragt nach der Beziehung zwischen dem Reformator und "seinen" Deutschen.

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Die illuminierte Wartburg in Eisenach (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Reichel

Wer war und wer ist dieser Martin Luther? Die Schau gibt Antworten, indem sie Luther als nationale deutsche Symbol- und zugleich Projektionsfigur beleuchtet. Fünf Jahrhunderte nach Luthers Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg formuliert die Ausstellung diese These: Jede historische Epoche prägte ihr ganz eigenes Lutherbild. "Für die einen war er der Prophet der Deutschen, der Befreier, Held und Identitätsstifter, für die anderen der cholerische Grobian, der Schandvogel, der Separatist", so Kurator Marc Höchner.

Martin Luther-Denkmal in Eisleben (Foto: dpa)
Martin Luther als Denkmal in EislebenBild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

In drei große Themenbereiche gliedert sich die Schau: Zum einen rückt sie die Lutherstätte Wartburg als deutschen Erinnerungsort in den Mittelpunkt. Zum andern spürt sie den kultur- und geistesgeschichtlichen Folgen der protestantischen Lehre Luthers nach. Und schließlich zeigt die Ausstellung, wie der Reformator in jeder Epoche politisch instrumentalisiert worden ist - mal als Freiheitsheld, mal als Fürstenknecht.

Hinter dicken Mauern übersetzte Luther die Bibel

Die Wartburg in Eisenach, mit jährlich 350.000 Besuchern heute die meistbesuchte Lutherstätte weltweit, ist dabei Ausstellungskulisse und historisches Exponat zugleich. Ein knappes Jahr lang schützten ihre dicken Mauern den Reformator, als er - nach dem Wormser Reichstag von 1521 geächtet und unter Kirchenbann stehend - das neue Testament ins Deutsche übertrug. Damit legte er das Fundament für eine einheitliche deutsche Schriftsprache.

Blick in die Ausstellung 'Luther und die Deutschen' (Foto: dpa)
Blick in die Ausstellung "Luther und die Deutschen"Bild: picture-alliance/dpa/Arifoto Ug/M. Reichel

Die Ausstellung will zeigen, wie im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) plötzlich konkurrierende Konfessionen Grund für die Auseinandersetzungen waren. Erst danach sei Luther allmählich von seiner Theologie gelöst betrachtet und als Schöpfer der deutschen Sprache gefeiert worden, der damit das deutsche Volk geeint habe.

Die DDR stilisierte Luther zum frühen Revolutionär

Während der Befreiungskriege gegen Napoleon, anschließend etwa im Wartburgfest der Burschenschaften 1817, avancierte der Reformator zum Freiheitshelden. Im Wilhelminischen Kaiserreich geriet er zum Urbild des Deutschen und nationalen Heros. Selbst für die Durchhalteparolen im Ersten Weltkrieg taugte Luther, später auch als "Gewährsmann" für den Antisemitismus der Nationalsozialisten. Und selbst das atheistische DDR-Regime stilisierte ihn 1983 zum Initiator einer frühbürgerlichen Revolution.

Eine aufgeschlagene Lutherbibel (Foto: dpa)
Als "Junker Jörg" übersetzte Martin Luther auf der Wartburg die Bibel ins DeutscheBild: picture-alliance/dpa/Schmidt

Über mehr als eintausend Quadratmeter erstreckt sich die Ausstellungsfläche. Rund 300 Exponate - von Gemälden und Druckwerken über Skulpturen, Graphik und Alltagsgegenstände - illustrieren die wissenschaftliche Arbeit internationaler Luther-Experten. Das Sächsische Staatsarchiv steuerte als Leihgabe die sogenannte "Bann-Androhungsbulle" bei. Es ist ein handschriftliches Original der päpstlichen Urkunde von 1520. Luther verbrannte sie öffentlich und zog damit den eigentlichen Kirchenbann auf sich.

Ein umfassender Katalog begleitet das ambitionierte Ausstellungsprojekt, das sich einreiht in zwei weitere Nationale Sonderausstellungen: "Der Luther-Effekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt" im Deutschen Historischen Museum in Berlin sowie "Luther! 95 Schätze – 95 Menschen" in Wittenberg.

sd/kk (dpa/KNA/epd/ Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)

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