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600 Jahre führend

Marina Zarubin 9. Februar 2007

Mit einem Studienabschluss an der Universität Oxford öffnet sich so manche Tür im Leben. Dort angenommen zu werden, ist allerdings schwer.

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Außenansicht Gebäude: Blick auf die Hauptfront des Christ Church Colleges in Oxford
Was erwartet mich hinter diesen Mauern? - Blick auf das Christ Church College in OxfordBild: picture-alliance/ dpa

Oxford erobert jedes Jahr die Spitzen der internationalen Ranglisten der Top-Universitäten. Sie ist die älteste englischsprachige Universität der Welt. Ihr exaktes Gründungsdatum ist nicht bekannt, doch schon im 11. Jahrhundert soll es in der Gegend um Oxford Unterricht in Klosterschulen gegeben haben. Im 14. Jahrhundert erlangte Oxford bereits eine Vorzugsstellung gegenüber all den anderen Lehranstalten der damaligen Welt. Eine Stellung, die sich die Universität bis heute bewahrt hat.

Verteidigung der eigenen Meinung

Mit einem Abschluss an der Universität Oxford öffnet sich so manche Tür im Leben. Dort angenommen zu werden, erscheint vielen allerdings aussichtslos, denn die Konkurrenz ist hart und der Bewerbungsprozess lang und kompliziert. Nach einer schriftlichen Bewerbung wird der Bewerber zu einem Vorstellungsgespräch geladen. Andrew Kahn, Slawistik-Professor in Oxford, erklärt: "Generell sind wir an Bewerbern interessiert, die Lernfähigkeit aufweisen können. Wir wollen wissen, ob diese jungen Menschen in der Lage sind, ihre Meinung zu präsentieren und zu verteidigen und ob sie eine Diskussion führen können."

Die Professoren suchen sich ihre Studenten aus Tausenden von Bewerbern persönlich aus. Für das akademische Jahr 2005/2006 gab es rund 12.500 Bewerbungen. Etwa ein Viertel dieser Bewerber wurde im Oktober 2005 in einer feierlichen Zeremonie in lateinischer Sprache offiziell immatrikuliert.

Studiengebühren der Elite-Unis im Vergleich

Die Struktur dieser jahrhundertealten Universität ist eher ungewöhnlich. Sie besteht aus 39 Colleges, von denen das älteste aus dem 12. Jahrhundert stammt und das modernste in den Sechziger Jahren gegründet wurde. Sie bilden den Kern des akademischen und gesellschaftlichen Lebens eines Studenten. Der wichtigste Bestandteil des Studiums sind die Tutorials, bei denen der Professor oder Dozent eine Gruppe von zwei, höchstens drei, nicht selten auch nur einen Studenten eine Stunde lang unterrichtet. Andrew Kahn: "Das System der Tutorials hängt sehr von der Beziehung zwischen dem Professor oder Dozenten und seinen Studenten ab. In Oxford hoffen wir, dass nicht die Unterrichtenden, sondern die Studenten selbst das Sprechen im Unterricht zum größten Teil übernehmen."

Während die Studiengebühren an amerikanischen Eliteuniversitäten um die 30.000 Euro pro Jahr betragen, kostet das Studienjahr in Oxford etwa 4.500 Euro. Jedes College ist für die Kosten und die Infrastruktur selbst verantwortlich. Jedes College hat eigene Sport-Teams und -Clubs. Nicht selten finden zwischen den verschiedenen Colleges Wettkämpfe statt. Bekannteste Beispiele hierfür sind die Wettkämpfe der Rudermannschaften. Dennoch steht der akademische Erfolg der Universität an erster Stelle.

Zwei Stunden mit einem berühmten Philosophen verbringen

Die Studenten werden von führenden Experten ihres Faches unterrichtet. Bibliotheken, Labore und Museen stehen ihnen zur Verfügung. Für die meisten ist das Studium und Leben in Oxford eine einzigartige Erfahrung. Oxford-Student Richard Price schwärmt: "Ich liebe es hier! Ich bin absolut hingerissen. Es ist großartig, den Zugang zu den wirklich hervorragenden Akademikern zu haben. Man kann zwei Stunden mit einem berühmten Philosophen verbringen und über seine Arbeit sprechen und ich werde mir meines Glücks immer wieder bewusst."

Richard Price studiert Philosophie und steht kurz vor seiner Promotion. Ein Studium der Philosophie gilt üblicherweise nicht als Garantie für eine sorgenfreie Zukunft, doch mit einem Abschluss in Oxford stehen ihm alle Möglichkeiten offen.

Gleiche Chancen für alle oder Bildung einer sozialen Elite?

Immer wieder wird der Universität zu Oxford vorgeworfen, Kandidaten staatlicher Schulen zu diskriminieren und Absolventen von Privatschulen zu bevorzugen. Das Problem liegt im britischen Bildungssystem, meint John O'Leary, Redakteur der "Times", zuständig für die jährlich veröffentlichte Universitäts-Rangliste: "Sicher ist es wahr, dass die Universität Oxford mehr Privatschulabsolventen hat. Aber leider kommt es daher, dass die besten Abschlussergebnisse nun mal in diesen Schulen erzielt werden."

Die gesellschaftliche Elite, die soziale Oberschicht, wolle auch in der Bildung unter sich bleiben, ist ein oft geäußerter Vorwurf. Professor Andrew Kahn weist diesen Vorwurf zurück: "Ich glaube, das Image das Oxford noch bis vor einigen Jahren hatte, schwindet langsam. Damals betrachtete man die Studenten als Abkömmlinge der privilegierten Oberschicht, nicht sehr intellektuell aber mit guten Beziehungen. Das entspricht nicht mehr der Wahrheit. Heutzutage hat die Öffentlichkeit ein viel besseres Verständnis für die Art der Institution, die Oxford ist. Sie ist eine Elite der Bildung und nicht eine soziale Elite."