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"Die Toten Hosen" gegen Schweizer Neonaziband

Dagmar Breitenbach12. August 2015

Die deutsche Punkrockband "Die Toten Hosen" geht gegen die Schweizer Rechtsrockband "Amok" vor, die ihren Hit "Tage wie diese" gecovert und mit rassistischem Text versehen hat.

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Campino, Sänger der Band "Die Toten Hosen" in Aktion auf der Bühne beim Festival Rock am Ring 2015 (c) picture-alliance/dpa/T. Frey
Bild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Der Song ist ein Ohrwurm, und weit über die Grenzen Deutschlands bekannt. Mit "Tage wie diese" hat die Düsseldorfer Punkrockband "Die Toten Hosen" einen Mega-Hit gelandet.

Dann nutzten rechtsextreme Schweizer Musiker den Song für ihre Zwecke. Die Band "Amok" übernahm kurzerhand Arrangement und Melodie, schrieb den Text aber für ihr Klientel um.

Simon Widmer, Reporter der Schweizer Sonntagszeitung, ist bei einer Recherche über "Amok" zufällig auf die Coverversion gestoßen, und hat umgehend die deutschen Punkrocker und ihren Frontmann Campino informiert.

Rechtsextremes Gedankengut

Die Band, so Widmer im Gespräch mit der DW, habe laut ihrer Sprecherin eine Unterlassungsklage eingereicht um die Veröffentlichung des Songs zu stoppen, sie sehe ihre Urheberrechte verletzt. Mittlerweile ist die Rechtsrocker-Version mit der Liedzeile "An einem Tag wie diesem holen wir uns das Reich zurück" nicht mehr auf der Homepage des Labels von "Amok" zu finden.

Auf Nachfrage der DW hieß es bei JKP, dem Bandlabel der "Toten Hosen": "Kein Kommentar."

"Auf keinem Album"

Die Plattenfirma der Schweizer Band, der deutsche Neonazi/Rechtsrock-Versand "Front Records", schreibt in einer E-Mail, man habe "Gerüchte über eine angebliche Unterlassungsklage" lediglich aus den Schweizer Medien erfahren, der "Eingang einer solchen" sei aber nicht bekannt und entbehre "jeglicher Grundlage."

"Das angesprochene Lied der Band 'Toten Hosen' befindet sich auf keiner gepressten CD", heißt es weiter in der Stellungnahme. Die Firma "Front Records" sei zwar ein einschlägiger Versand, halte sich aber an die Gesetze.

Songs, die gegen das Urheberrecht verstoßen, aber in der rechten Szene unter der Hand kursieren, werde es wohl viele geben, meint Thomas Dreier vom Institut für Informations- und Wirtschaftsrecht am Zentrum für angewandte Rechtswissenschaft (ZAR).

Ihm seien in Deutschland nur drei veröffentlichte Gerichtsurteile bekannt, die rechtsradikale Texte im Zusammenhang mit lizensierten Musikstücken untersagten, erklärte der Karlsruher Experte für Urheberrecht gegenüber der DW.

CDs der rechtsradikalen Szene, die Musik als Propagandamittel missbraucht (c) picture-alliance/dpa/S. Kahnert
Die rechtsradikale Szene missbraucht Musik als PropagandamittelBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Im Verborgenen

Die Band "Amok" finde nicht in der Öffentlichkeit statt, sie werde "nirgendwo öffentlich gespielt," erklärt Dominic Dillier, Moderator beim SRF3 in Zürich. Aber die Band habe europaweit ihr Publikum in der rechtsradikalen Szene, gebe Konzerte und nehme CDs auf.

"Die Toten Hosen" und natürlich auch "Tage wie diese" seien in der Schweiz genauso beliebt wie in Deutschland, so der Musikexperte gegenüber DW.

Im Original ist der Hit, den die Deutsche Fußballnationalmannschaft zum "beliebtesten Song zum Einstimmen auf die Spiele zur Europameisterschaft 2012" erkoren hatte, vielleicht schon bald in der Schweiz zu hören: "Die Toten Hosen" spielen am Samstag unter dem Motto "Am Anfang war der Lärm" im Stadion Letzigrund in Zürich.