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Die reiche Natur soll genutzt und geschützt werden

Monika Hoegen12. Juni 2006

Kann sich ein armes Land Naturschutz überhaupt leisten? Oder kann umgekehrt Naturschutz sogar ein Mittel der Armutsbekämpfung und zur wirtschaftlichen Entwicklung sein? In Honduras probiert man es aus.

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Holz aus dem Regenwald: für viele eine wichtige EinkommensquelleBild: AP

Brus Laguna ist ein kleines Dörfchen mitten im Biosphärenreservat von Rio Platano in Honduras, einem der größten Naturschutzgebiete Mittelamerikas, das zugleich den zweigrößten tropischen Regenwald der Region umfasst. Ganz Brus Laguna hat sich für ein Wochenende lang dem natürlichen Reichtum vor der eigenen Haustür - im Fachjargon auch "Biodiversität" genannt, verschrieben. Die Bewohner haben die Anzahl und Arten der Schlangen, Fische, Bäume und Insekten in der Region bestimmt.

Papagei im Regenwald Guatemala
Bunte Tierwelt im RegenwaldBild: AP

Die Aktion im Biosphärenreservat, unter anderem unterstützt von der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), ist nicht selbstverständlich in einem Land wie Honduras. Denn so etwas wie Umwelterziehung gab es dort bislang nicht. Das soll sich nun ändern - zumindest im Biosphärenreservat von Rio Platano.

Die Lagune als Einnahmequelle

Dort ist der Schutz der natürlichen Ressourcen dringend geboten. Zuviel ist bereits durch menschliche Einwirkung in den vergangenen Jahrzehnten verloren gegangen. Beispielsweise in der Lagune von Rio Platano - wichtige Einnahmequelle für die Fischer von Brus Laguna, wie zum Beispiel Eguardo Eude.

Immer noch können Eude und seine Leute eine Vielzahl von Fischnamen aufzählen - doch in ihren Netzen zeigt sich mit jedem Fang weniger Vielfalt: "Die Anzahl der Fische hat sich verringert, weil es mehr Menschen gibt und auch mehr Fischer. Es gibt eine größere Anzahl von Tramos, von Fischernetzen. Früher waren es vielleicht nur fünf oder sechs. Heute haben sich 80 Prozent der Leute der Fischerei verschrieben."

Alternative Produkte müssen her

Zusätzlich verschärft wurde das Problem durch Hurrikan Mitch, der 1998 über Honduras hinwegfegte. Mit ihm versandete in der Lagune der Kanal zum Süßwasserfluss Rio Patuca. Die Folge: Das Wasser in der Lagune versalzt immer mehr - zahlreiche Fischarten vertragen das nicht und sterben aus. Jetzt hoffen die Fischer auf Hilfe auf dem Ausland, um sich größere Boote leisten und weiter draußen im offenen Meer fischen zu können. Doch auch dort geht der Fischbestand bereits zurück - langfristig wird man wohl nach alternativen Produkten suchen müssen.

In anderen Teilen des insgesamt 835.000 Hektar großen Biosphärenreservates von Rio Platano hat man das schon geschafft. Mit Unterstützung der GTZ und der Kreditanstalt für Wiederaufbau wurden Kooperativen gegründet, die organischen Kaffee- und Kakaoanbau sowie nachhaltige Forstbewirtschaftung betreiben. Ein Teil des Holzes wird bereits an einen Gitarrenbauer in Nordamerika exportiert. Stets geht es darum, schonende Nutzung der Ressourcen und Umweltschutz miteinander zu verbinden.

Schutz der Umwelt vor Ausbeutung durch das Militär

Dennoch gibt es weiterhin zahlreiche Probleme im Biosphärenreservat von Rio Platano. Dazu zählen Drogenanbau und vor allem illegaler Holzhandel im großen Stil. Nun will die Regierung die Umwelt im Naturgebiet unter anderem mit Hilfe des Militärs schützen.

Allerdings: Auch gegen das Militär hegt die Bevölkerung noch allerlei Misstrauen. Sei es, weil es Gerüchten zufolge selbst in den Holzhandel verstrickt ist, sei es, weil die Soldaten sich im Umgang mit den Bewohnern in der Vergangenheit nicht immer gerade freundlich gezeigt haben. Deshalb ist nun vor dem direkten Einsatz in Rio Platano ein Bewusstseinstraining für die Militärs geplant. Bis aber für den Erhalt der Umwelt und der Biodiversität in Honduras wirklich alle Gesellschaftsschichten an einem Strang ziehen - von den Politikern, über Wissenschaftler und Journalisten, die lokale Bevölkerung bis hin zu den Streitkräften - ist es noch ein weiter Weg.