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Überraschungsnacht

Christina Bergmann, Iowa4. Januar 2008

Zwei - ehemalige - Außenseiter haben den Auftakt im Rennen um das Weiße Haus gewonnen. Christina Bergmann analysiert die Folgen der Ergebnisse von Iowa.

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Jubelnde Menschen nach der Wahl, Quelle: AP
Das Wahlvolk war mit vollem EinsatzBild: AP Photo
Barack Obama mit Familie, Quelle: AP
Barack Obama mit Familie nach seinem SiegBild: AP Photo

Barack Obama hatte Mühe, gegen die Jubelschreie seiner Anhänger anzureden. Dies sei ein ganz besonderer Tag für die USA, sagte der 46-jährige Afroamerikaner, dessen Sieg in dem überwiegend von Weißen bewohnten Bundesstaat besondere Bedeutung hat. Viele, so sagte er, hätten nicht für möglich gehalten, was jetzt in Iowa passiert sei.

"Ihr seid zusammengekommen, Republikaner, Demokraten und Unabhängige, um gemeinsam zu sagen: Wir sind eine Nation, und die Zeit für den Wechsel ist gekommen", sagte Obama. Und in einiger Zeit, wenn die ganze Nation nicht mehr gespalten sondern vereint sei, würde man an diesen Moment zurückdenken, an dem alles begann.

Alle wollen einen Wechsel

Hillary Clinton, Quelle: AP
Hillary Clinton hatte sich den Abend anders vorgestelltBild: AP Photo

Doch John Edwards und Hillary Clinton geben sich nicht geschlagen. Für Edwards ist es ein Erfolg, Clinton knapp überholt zu haben. Seine Frau präsentierte ihn als den zukünftigen Präsidenten der USA und in seiner Rede sagte er, der Status Quo habe verloren und der Wechsel habe gewonnen.

Hillary Clinton, die im Wahlkampf vor allem auf ihre Erfahrung als Senatorin, ehemalige First Lady und Anwältin gesetzt hatte, bedeutet der dritte Platz eine eindeutige Schlappe. Vor ihren Anhängern zeigte sie sich jedoch siegesgewiss, verwies auf ihre Mitbewerber und sagte: "Gemeinsam haben wir eine Lanze für den Wechsel gebrochen und haben es sehr deutlich gemacht, dass Amerika einen neuen Anfang braucht."

Die drei Demokraten

John Edwards, Quelle: AP
Silbermedaille für John Edwards bei den DemokratenBild: AP Photo

Damit ist zumindest bei den Demokraten klar, dass das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur ab sofort zwischen Obama, Edwards und Clinton ausgetragen wird. Alle anderen Kandidaten konnten nur wenige oder keine Stimmen für sich gewinnen. Die Senatoren Joe Biden und Chris Dodd haben bereits ihren Rückzug aus dem Rennen um die Präsidentschaft verkündet.

Präsidale Rede eines Pastors

Bei den Republikanern gibt es zwar auch einen Gewinner des Abends, aber das Feld danach ist noch nicht so eindeutig aufgeteilt. Mike Huckabee, der ehemalige Gouveneur von Arkansas, konnte die Ernte seines erfolgreichen Wahlkampfs einfahren. In einer sehr präsidialen Rede stimmte der ehemalige Pastor am Abend versöhnliche Töne an und präsentierte sich als ein zukünftiger Landesvater, der sich der Vergangenheit bewusst ist, aber die Zukunft sehr genau im Blick hat.

Stimmen brachten ihm vor allem die Unterstützung durch die religiöse Rechte. Huckabee hatte seinen Wahlkampf relativ spät begonnen und verfügt nur über ein im Verhältnis bescheidenes Budget: "Das erste, was wir gelernt haben, ist dass Menschen wichtiger sind als die Brieftasche."

Hartnäckige Republikaner

Mitt Romney, Quelle: AP
Mitt Romney macht weiterBild: AP Photo

Mitt Romney, der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, gestand am Abend ein, dass er nur die Silbermedaille geholt hatte. Doch das sei auch nicht schlecht, sagte er, gratulierte seinem Rivalen Mike Huckabee und verwies darauf, dass das Rennen ja weiter gehe.

Bei den Republikanern sind auch die weiter hinten Platzierten John McCain und Fred Thompson noch im Rennen. Rudy Guiliani, der ehemalige Bürgermeister von New York, hatte Iowa ignoriert – und bekam dementsprechend kaum Stimmen. Ob seine Strategie aufgeht, wird sich bei den nächsten Vorwahlen zeigen: in New Hampshire in der nächsten Woche. Sollte sich dann das Feld immer noch nicht gelichtet haben, wird alles auf den 5. Februar schauen, den so genannten Super-Dienstag, an dem über 20 Bundesstaaten Vorwahlen abhalten.

Und noch eine Überraschung: Die Bürger in Iowa sind dieses Mal ihrer Pflicht besonders zahlreich nachgekommen. So viele Wähler gab es auf beiden Seiten bisher noch nie.