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"Die Meute" - Herlinde Koelbls neues Projekt über die "Mediendemokratie"

21. September 2001

Die Münchner Fotografin lässt in ihrem Fernsehfilm Journalisten, Kameraleute und Fotografen vom politischen Alltag in der Hauptstadt berichten.

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Die Münchner Fotografin Herlinde Koelbl hat das Medium gewechselt. In ihrem Film "Die Meute" kommen 60 in Berlin ansässige Journalisten, Kameraleute und Fotografen zu Wort - Medienleute, die vom politischen Alltag in der Hauptstadt berichten. Journalisten in exponierter Stellung, wie etwa Sabine Christiansen oder Giovanni di Lorenzo, aber auch Kameraleute und Fotografen stellen sich Fragen zu Macht und Ohnmacht ihres Berufsstandes. "Die Meute" ist ein Insiderreport, ein Blick hinter die Kulissen im Wechselspiel der Politiker und Journalisten um die (Medien-)Macht.

Sie warten, sie drängeln, sie schubsen und schimpfen - die Journalisten vor dem Reichstag in Berlin - die mit Kamera, Mikrofon und Schreibblock Jagd auf Politiker machen. Mehrere Monate lang hat Herlinde Koelbl in der Bundeshauptstadt diejenigen beobachtet, deren Profession es ist, andere zu beobachten - die "Meute", wie so mancher aus den Reihen von Politik und Prominenz die Journalisten herablassend nennt.

Sie war bei Pressekonferenzen und gesellschaftlichen Großereignissen dabei, hat stundenlang vor den verschlossenen Türen von Untersuchungsausschüssen ausgeharrt und Journalisten zum Politiker-Interview begleitet. Dabei hat sie die Fernsehkamera um 180 Grad gedreht und jene gefilmt, die auf dem Bildschirm sonst höchstens als Zwischenschnitte erscheinen. Dabei sind Bilder entstanden, die oft wie kunstvoll choreografiert wirken, öfter aber wie reine Schlachtgetümmel nach Darwins Prinzip erscheinen, nur der Starke überlebt.

In Gesprächen mit Chefredakteuren und Büroleitern, mit Reportern, Fotografen und Kameraleuten zeigt sie, wie sehr Journalisten und Politiker voneinander abhängen, wie sehr sie aufeinander bezogen sind. Zum Alltag der politischen Journalisten gehört es, dass sie die Nähe zur Macht suchen. Dafür sind sie bereit, sich brüskieren zu lassen und Kränkungen hinzunehmen. Dass die ständige Nähe zur Macht auch die Gefahr der Abhängigkeit birgt, darüber sind sich die meisten von Herlinde Koelbls Gesprächspartnern einig.

Herlinde Koelbl wurde 1939 in Lindau geboren und lebt in der Nähe von München. Erst Mitte der 70er Jahre nahm sie eine Kamera in die Hand - um ihre Kinder zu fotografieren. Sie schickte die Fotos an eine Lokalzeitung und wurde daraufhin als Fotografin engagiert - der Beginn einer beispiellosen Karriere.

Ihre Fotografien sind inzwischen im In- und Ausland zu sehen - zum Beispiel im Museum of Fine Arts in Houston, in der Pariser Nationalbibliothek, im Historischen Museum Berlin und im Museum Ludwig in Köln. Sie publiziert regelmäßig im "Stern", in der "Zeit" und in der "New York Times". Und sie ist Autorin zahlreicher Bücher - unter anderem "Das deutsche Wohnzimmer", "Männer" und "Die feinen Leute".

Die engagierte Fotografin wurde für ihre Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. "Die Meute" ist nach der preisgekrönten Dokumentation "Spuren der Macht" Herlinde Koelbls zweiter Fernsehfilm.