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Die Gleichmacher

Nina Bednarz 27. März 2004

Wie groß muß ein Schnuller sein, damit ihn Babys nicht verschlucken? Wie hoch ist ein Standard-Fußballtor? Warum sind in Europa alle Schrauben und Muttern gleich? Das Deutsche Institut für Normung DIN hat die Antworten.

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Deutsche Schraubschlüssel passen europaweitBild: Bilderbox

"Wir sorgen dafür, dass alles zusammen passt", erklärt Torsten Bahke, Direktor des Deutschen Instituts für Normung. Zum Beispiel verschiedene Auto-Teile: Wären die nicht genormt, könnte am Ende kein Fahrzeug fertig vom Band rollen. Und die Zulieferer, meist mittelständische Unternehmen, müssten ihre Produktion einstellen.

Weltweiter Handel würde ohne Normen auch nicht funktionieren. "Die bekannteste Normung ist das Papierformat DIN A 4", erklärt Bahke. "Wenn jetzt also unterschiedliche Formate vorliegen würden, dann entstünden unnötige Kosten und es könnte erst recht keine Massenproduktion geben."

Normierung international

Deutsche Industrie-Normen (DIN) gibt es seit 1918. Das erste genormte Stück Technik war ein Verbindungselement, mit dem Maschinenteile zusammengehalten wurden. Inzwischen gibt es über 28.000 DIN-Normen. Fast 2650 davon wurden allein im vergangenen Jahr festgelegt. 450 Mitarbeiter kümmern sich in Bahkes Institut um die Normung. Doch an ihrer Entwicklung sind viel mehr Menschen beteiligt. Etwa 25.000 Experten sitzen laufend in den Normungsausschüssen des Instituts zusammen.

"Die Anregung kommt grundsätzlich aus der Wirtschaft. Wir als DIN organisieren dann den gesamten Prozess", erklärt Bahke. "Die Norm entsteht im Konsens. Das ist wichtig, weil sonst die Norm nicht angewandt werden würde, denn das ist ja freiwillig." Bis ein Standard festgelegt ist, kann es dauern - im Schnitt zwei bis vier Jahre. Und das DIN spricht längst nicht mehr nur für Deutschland Normempfehlungen aus.

Seit zehn Jahren, so Bahke, betrachte er sein Institut als internationale Einrichtung. Denn 90 Prozent der Normen sind bereits europäisiert. Das DIN kostet die deutsche Volkswirtschaft jährlich etwa 700 Millionen Euro. Aber die Einsparung durch die Vereinheitlichung ist wesentlich höher: Sie beträgt 16 Milliarden Euro. Heute werden nicht mehr allein technische Gegenstände und Industriegüter, sondern auch Dienstleistungen genormt - über alle Grenzen hinweg.

Die USA haben ihre eigene Norm

148 Staaten beteiligen sich bereits weltweit an der Schaffung internationaler Standards. Doch ein Land legt sich quer: Die USA. Das Ergebnis: Europäische Mobiltelefone etwa funktionieren in Amerika nicht. Und ein deutscher Unternehmer kann sich nicht an einer Ausschreibung für ein Kraftwerk in den USA beteiligen. Denn die US-Normen für Druckbehälter stimmen mit den europäischen nicht überein.

"Die USA haben einen sehr großen Heimmarkt, deshalb die Abschottung", erläutert Bahke. "Aber wenn sie in Zukunft stärker in den Export gehen wollen, werden sie sich internationalen Normen anschließen müssen." Bislang ist der Eigensinn der Amerikaner eher eine Handelsbarriere. Als ersten Schritt in Richtung transatlantischer Normierung hat das DIN zusammen mit der US-Handelskammer Mitte Februar 2004 eine Anlaufstelle für Normungsfragen in Washington errichtet.