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Die demokratischen Wahlhelfer in Kalifornien

4. November 2010

Lediglich in Kalifornien konnten die Demokraten feiern, und das gleich zweimal: Barbara Boxer gewann die Senatswahlen, Jerry Brown wird der neue Gouverneur. Auch dank des unermüdlichen Einsatzes der Wahlhelfer.

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Bild: Kerstin Zilm

Zehn Schreibtische sind an die Wände eines kleinen, hellen Büroraums gestellt. Daran sitzen telefonierend Männer und Frauen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichster Hautfarbe. Während ihrer Gespräche machen sie kleine Häkchen auf einer Liste, die vor ihnen liegt. Sie sind ins Wahlkampfbüro der Demokraten gekommen, um beim Endspurt zur Wählermobilisierung für Kandidaten ihrer Partei in Kalifornien zu helfen. Verteilt auf fünf Räume sitzen mehr als 30 Freiwillige an Telefonen. An einer Wand lehnt eine überlebensgroße Pappfigur von Barack Obama.

USA Kalifornien Wahlkampf
Joni Burns, freiwillige Helferin im Wahlkampfbüro.Bild: Kerstin Zilm

Gegenüber sitzt Joni Burns. Seit die Rentnerin Senator Obama im Präsidentschaftswahlkampf in Los Angeles sprechen hörte, ist sie für ihn aktiv - ihr Enthusiasmus für den US-Präsidenten ist ungebrochen. Joni kommt seit Monaten fast täglich in das Büro, um für Obamas Politik zu werben und mit Wahlberechtigten zu sprechen. "Es ist sehr wichtig, die Wähler an die Urnen zu bringen, sehr wichtig für den Präsidenten," sagt sie lächelnd. "Damit er Verbündete im Kongress hat und spürt, dass wir ihn unterstützen." Aus ihrer Sicht hat Präsident Obama viel erreicht: Gesundheitsreform, Wallstreet-Reform und die Arbeit daran, Jobs zu schaffen. "Mit unserer Unterstützung kann er viel erreichen", ist Joni Burns sicher.

Jeder Anruf, jedes Klopfen an einer Haustür ist wichtig

Im Flur erklärt Marquis Olison neuen Wahlhelfern, was sie am Telefon sagen sollen: den Gesprächspartnern Öffnungszeiten und Orte der Wahllokale mitteilen, ihnen einen Fahrdienst anbieten und sie schließlich ermutigen, demokratische Kandidaten zu wählen - für das Gouverneursamt Jerry Brown und für den Senat Barbara Boxer. Beide konnten am Ende ihre finanzkräftigen republikanischen Gegnerinnen besiegen: die ehemalige eBay-Chefin Meg Whitman bei den Gouverneurswahlen, die frühere Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina bei den Senatswahlen.

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Unermüdlicher Einsatz der Wahlhelfer am Telefon.Bild: Kerstin Zilm

Marquis hat die vergangenen drei Nächte im Wahlkampfbüro geschlafen, seinen Job als Drehbuchautor für sechs Wochen auf Eis gelegt und genießt die ehrenamtliche Arbeit im Wahlkampfbüro. "Ich will dabei helfen, dass Menschen verstehen: ihre Stimme zählt, sie können Veränderungen bewirken. Jeder Anruf, jedes Klopfen an eine Haustür ist wichtig - das ist das Tollste für mich." Er ist stolz dazu beizutragen, dass Menschen erkennen: sie haben Macht, wenn sie sich für etwas einsetzen.

Mobilisierung bis zur Erschöpfung

Blass und übermüdet, aber freundlich lächelnd verteilt eine Mitt-Fünfzigerin neue Listen an die freiwilligen Helfer. Hope Aguilar ist die Daten-Queen des Büros. Die Anwältin arbeitet seit zehn Jahren vor jeder Wahl zwei Monate Vollzeit als ehrenamtliche Helferin für die Demokraten. Diesmal gibt sie neueste Statistiken und Wählerinformationen, die die Freiwilligen am Telefon sammeln, in Computer ein und aktualisiert die Telefonlisten. Auf dem Rückweg sammelt sie die Papiere von den Schreibtischen, auf denen die Helfer ihre Häkchen gemacht haben. Die zeigen den neuesten Stand der Informationen. "Wenn eine Person uns sagt, sie wird die Demokraten wählen, stellen wir sicher, dass sie auch wirklich wählt. Wir rufen noch mal an und fragen nach, ob sie wirklich gewählt hat."

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Wahlkampfbüro der Demokraten in Los Angeles.Bild: Kerstin Zilm

Mehr und mehr Freiwillige kommen in das Wahlkampfbüro, drängeln sich um Schreibtische, Sessel und Telefone. Sie kommen von der Arbeit, von der Universität, aus der Schule und von zu Hause. Viele von ihnen tragen Obama-Sticker, T-Shirts und Baseballkappen, manche bestehen darauf, ihr eigenes Handy zu benutzen. Andere bringen Kekse, Hot Dogs und Chips mit. Rentnerin Joni sitzt auch wieder am Telefon. Sie bleibt, bis alle Wahllokale geschlossen sind. "Wir sind hier, um unseren Job zu erledigen." So lange sie gebraucht werde, bleibe sie im Büro und unterstütze den Präsidenten und sein Programm. Hope Aguilar verteilt die aktualisierten Versionen, gibt die letzten Daten ein und kocht Kaffee. Nach der Wahl ist vor der Wahl. Denn ab Mittwoch geht’s um Obamas Präsidentschaft für 2012.

Autorin: Kerstin Zilm

Redaktion: Oliver Pieper