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Dichter Rainer Kirsch ist tot

Sabine Oelze4. September 2015

Das Leben in der DDR hat sein Werk und seine Lyrik geprägt. Jetzt ist Rainer Kirsch - Vertreter der "Sächsischen Dichterschule" und früherer Ehemann von Sarah Kirsch - mit 81 Jahren verstorben.

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Rainer Kirsch ist gestorben (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/N. Bachmann

"Bekanntschaft mit uns selbst" hieß Rainer Kirschs erster Lyrikband, den er 1961, also zur Zeit des Mauerbaus, geschrieben hat. Rainer Kirsch wollte die DDR nicht verlassen, damals nicht und auch nicht bis zum Fall des Eisernen Vorhangs. Der Lyriker, Theater- und Jugendbuchautor blieb und glaubte an die Kraft der Literatur. Mit seinen Gedichten wollte er mithelfen, das Leben in der DDR ein Stück besser zu machen.

Geboren wurde Rainer Kirsch 1934 im sächsischen Döbeln. Er studierte Geschichte und Philosophie in Jena. Schon während dieser Zeit geriet er in Konflikt mit dem DDR-Regime: Als der Philosoph Ernst Bloch 1957 seinen Lehrstuhl verlor, weil er Kritik an Staat und Partei geübt hatte, wurde auch Kirsch aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED ausgeschlossen und musste die Universität Jena verlassen. 1965 wurde ihm zusätzlich auch noch das Abschlussdisplom am renommierten Literaturinstitut Johannes R. Becher verweigert.

Trotzdem verlor der Dichter nicht seinen Idealismus - und das obwohl er als Hilfsarbeiter in einer Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaft (LPG) und einer Druckerei arbeiten musste. Sein Studium durfte er vorerst nicht weiter fortsetzen.

Idealist trotz widriger Umstände

Kirsch arbeitete als freier Schriftsteller weiter. Als Vertreter der "Sächsischen Dichterschule", zu der auch Karl Mickel, Volker Braun und Adolf Endler gehörten, bestimmte er entscheidend die Lyrik der DDR mit. Einen Namen machte er sich durch eine Reihe von Lyrikbänden, die er gemeinsam mit seiner damaligen Frau, Sarah Kirsch, veröffentlichte. Das Lyriker-Paar war von 1958 bis 1968 verheiratet.

"Kunst und Verantwortung" - so der Titel seiner Abschluss-Arbeit am Literaturinstitut - war für ihn Anlass, sich über die Situation von Schriftstellern in der DDR zu äußern. Trotz des Misstrauens, das ihn umgab, schrieb er Gedichte, Hörspiele und Jugendbücher, die in der DDR eine wegweisende Rolle spielten.

Im Westen wurde er bekannt, als er 1978 einen Sammelband seiner Texte veröffentlichen konnte, der den märchenhaften Titel hatte: "Auszog, das Fürchten zu lernen". Auch als Übersetzer russischer, georgischer, englischer und französischer Autoren machte sich Kirsch einen Namen.

Am Freitag (04.09.2015) ist der Lyriker in seiner Wohnung in Berlin "friedlich eingeschlafen", teilte der Eulenspiegel Verlag mit.

so/kap (dpa, Munzinger)