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Deutschlands Kopten in Sorge

20. September 2010

In Höxter in Ostwestfalen residiert Bischof Anba Damian als Oberhirte der rund 6000 Kopten in Deutschland. Die meisten von ihnen stammen ursprünglich aus Ägypten. Dort werden die christlichen Kopten zunehmend verfolgt.

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Anba Damian, der koptische Bischof für Deutschland (Foto:privat)
Anba Damian, der koptische Bischof für DeutschlandBild: Anba Damian
Der koptische Papst Shenouda III leitet einen Gottesdienst in der koptischen Kathedrale in Kairo (Foto:ap)
Der koptische Papst Shenouda III. leitet einen Gottesdienst in der koptischen Kathedrale in KairoBild: AP

Seit 16 Jahren betreut der koptische Bischof Anba Damian vom westfälischen Höxter aus seine Gemeinde, die über ganz Deutschland verstreut ist. Dass er von seinem koptischen Papst Shenouda III. mal zum Bischof für die deutsche Diaspora berufen würde, das hätte er sich nicht vorstellen können, auch wenn es ihn schon früh ins Kloster zog. Mit zwölf, erzählt der Bischof, habe er schon die Idee gehabt, Mönch zu werden. "Doch um ins Kloster aufgenommen zu werden, muss man beweisen, dass man in der Lage ist, in der Welt erfolgreich leben zu können. Erst dann kommt man ins Kloster."

Und das tat er dann: Er studierte in Ägypten Medizin, ging nach Deutschland, machte hier seine Facharztausbildung zum Radiologen und arbeitete einige Zeit als Oberarzt. Doch dann – mit 36 Jahren – gab er alles auf und ging nach Ägypten ins Wüstenkloster.

Westfalen statt Wüste

Eine ägyptische Koptin beim Gebet (Foto:ap)
Eine ägyptische Koptin betetBild: AP

Eigentlich wollte er Eremit in der ägyptischen Wüste werden, doch der koptische Papst schickte ihn als Bischof zurück nach Deutschland. Hier ist er alles andere als ein Eremit: Die Klosterpforten in Höxter stehen für alle Besucher offen; Anba Damian engagiert sich in der Ökumene mit Katholiken und Protestanten. Nirgendwo sonst würde die Ökumene so gut funktionieren wie in Deutschland, meint der 55-Jährige, wobei er wehmütig an seine Heimat Ägypten denkt: "Wir haben das Gefühl, in unserem Heimatland als Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden. Wir träumen aber von Gleichberechtigung und wollen wie die übrigen Einwohner Ägyptens behandelt werden."

Sorge um Kopten in Ägypten

Proteste von Kopten in Kairo Anfang 2010 (Foto:ap)
Die Ermordung von sieben Kopten Anfang 2010 hat in Kairo gewaltsame Proteste ausgelöstBild: AP

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Situation der christlichen Kopten im islamisch geprägten Ägypten kontinuierlich verschlechtert. Der bislang traurigste Höhepunkt war Anfang des Jahres, als beim orthodoxen Weihnachtsfest sieben koptische Christen von Muslimen ermordet wurden. Die Täter wurden verhaftet, aber bislang nicht verurteilt. Den Grund dafür vermutet Anba Damian in der islamischen Rechtsordnung, der Scharia, denn danach braucht ein Täter nicht bestraft zu werden, wenn er ein Moslem ist und das Opfer ein Christ: "Deswegen bin ich persönlich fest davon überzeugt, dass keiner von den Tätern verurteilt wird," sagt Anba Damian, "weil kein Richter es wagen würde, gegen die Scharia zu handeln."

Der Bischof verweist auf einige andere Fälle von gewaltsamen Übergriffen auf koptische Christen, bei denen es zu Verhaftungen, aber nicht zu Verurteilungen gekommen sei. Was ihm bleibt, ist der Protest aus der Ferne und die Hoffnung, dass seine Gebete für eine friedliche Ökumene in Ägypten erhört werden.

Autor: Michael Hollenbach
Redaktion: Thomas Latschan