Deutschlands erster Schnellimbiss
7. Mai 2014Wenn die Besucher Regensburgs über die Steinerne Brücke Richtung Altstadt flanieren, kommen sie zwangsläufig an einer anderen historischen Institution vorbei, einem Gasthaus. 1378 wurde die Wurstkuchl zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In den Dokumenten ist von "Chunrat dem choch vor prukk", also von Konrad, dem Koch vor der Brücke, die Rede. Er betrieb vermutlich den ersten Schnellimbiss Deutschlands.
Bis heute ein Traditionshaus
636 Jahre später sitzt Andreas Meier bei selbstgemachtem Käsekuchen und Kaffee in der Schenke neben der Wurstkuchl, die heute beide in einer Hand geführt werden. Seit 1831 betreibt die Familie Schricker-Meier das Traditionshaus. Der 47-jährige Geschäftsführer ist somit einer der Nachfolger Konrads. Was würden seine Vorfahren sagen, wenn sie wüssten, dass das Gasthaus 2014 noch besteht? "Ich glaube, sie würden sich schon freuen, wenn sie den Laden sehen könnten", spekuliert Meier.
Die heutige Wurstkuchl, ein Gebäude mit trapezförmigem Grundriss und 30 Plätzen, wurde 1651 erbaut, ihre Rückwand gehört zur alten Stadtmauer. Die Garküche aus dem 14. Jahrhundert hatte abgerissen werden müssen, weil die Stadt an ihrer Stelle den Salzstadel bauen wollte. Viel später schloss sich der Kreis: In dem früheren Salzspeicher befindet sich heute, neben einem Welterbe-Besucherzentrum, die Schenke mit 70 Plätzen.
Den Überschwemmungen zum Trotz
Die Premiumlage an der Donau ist Segen und Fluch zugleich. Sie zieht zwar unzählige Besucher an, doch das Restaurant ist den Launen des Flusses ausgeliefert. Markierungen an den Wänden, von denen einige fast bis an die Decke reichen, zeigen die Pegelstände früherer Jahrhunderte an.
Wenn ein Hochwasser kommt, so wie im Juni 2013, müssen die Möbel abtransportiert werden. Meist sind umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig. Eine erneute Überschwemmung wäre eine Katastrophe. An der "Wurstkuchl" wurde wohl schon genauso viel gearbeitet wie an der Steinernen Brücke, die immer wieder instand gesetzt werden musste. Die hungrigen Arbeiter aßen meist im benachbarten Gasthaus.
Alles aus Eigenproduktion
Auf einem offenen Holzkohlenfeuer werden die Würstl aus purem Hinterschinken vom Schwein gegrillt. Auch das Sauerkraut aus dem Gärkeller, der Senf - alles ist von Meiers 35 Mitarbeitern hausgemacht. An sechs Tagen der Woche werden die Würste in der Frühe hergestellt, jene für die Gaststätte ohne Bindemittel. "Dass wir alles selbst produzieren, ist unser Markenzeichen", sagt Meier. Schon als Bub half er im Betrieb mit aus, seit 25 Jahren arbeitet er fest mit.
Doch dass er selbst einmal das Familienunternehmen übernehmen würde, wusste Meier nach dem Abitur noch nicht. Er machte zunächst eine Lehre als Koch, studierte einige Semester Betriebswirtschaft. Gastronomie, das wusste er, ist mit viel Arbeit, oft an sieben Tagen der Woche, verbunden. Doch es hat auch viele positive Seiten: "Man macht hier was, wofür sich der Einsatz rentiert", gibt sich der Unternehmer überzeugt.
Michael Merten (kna)