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Regierung rechnet mit mehr Atommüll

18. November 2014

Seit Jahrzehnten suchen die Regierungen in Deutschland nach einem Endlager für hoch radioaktive Rückstände aus den Atomkraftwerken. Jetzt wird auch der Platz für den schwach-radioaktiven Abfall knapp.

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Atommüll Fässer in Morsleben Archiv 2009 (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Deutschland wird in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise deutlich mehr Atommüll entsorgen müssen als bislang angenommen. Allein die Menge des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls, für den bei Salzgitter derzeit das Endlager Schacht Konrad errichtet wird, könnte sich verdoppeln, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) unter Berufung auf einen Entwurf des nationalen Entsorgungsplans, den die Bundesregierung mit den Ländern abstimmt.

Bislang wurde für Schacht Konrad eine Abfallmenge von 298.000 Kubikmetern prognostiziert, meist aus dem Abriss der Atomkraftwerke. Stattdessen gehe der Bund nun von einer "Gesamtmenge der zu entsorgenden Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung von rund 600.000 Kubikmetern" aus, zitiert das Blatt aus dem Entwurf.

Neue Berechnungen aus "Gründen der Vorsorge"

In dem Dokument zählt der Bund dem Bericht zufolge erstmals auch Abfälle aus der Urananreicherungsanlage in Gronau als Atommüll mit. Dessen Betreiber Urenco lagert dort derzeit 13.000 Tonnen so genannte Urantails, die bei der Anreicherung übrig blieben. Bislang gingen diese Mengen als "Wertstoffe" durch, aus denen sich noch Kernbrennstoffe fertigen lassen.

Der Bund rechnet in dem Entsorgungsplan, der von der EU-Kommission verlangt wird, nun mit bis zu 100.000 Kubikmetern radioaktiver Abfälle allein aus der Urananreicherung. Weitere 200.000 Kubikmeter kämen hinzu, wenn das marode Lager im Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel geräumt wird. Dort lagern 126.000 Fässer Atommüll, die geborgen und neu verpackt werden sollen, um in ferner Zukunft in einem tauglichen Endlager zu landen. Aus "Gründen der Vorsorge" sei schonungslos abgerechnet worden, zitierte die SZ aus dem Bundesumweltministerium. Wohin der Zusatzmüll gehen soll, sei offen.

Standortfrage nicht geklärt

Ziel sind dem Entsorgungsplan zufolge zwei Endlager: Schacht Konrad für Abfälle, die wenig Wärme entwickeln, sowie ein Zweites für den "heißen", in Castoren gelagerten Atommüll. Mit der Suche danach befasst sich derzeit eine Bund-Länder-Kommission. Frühestens 2031 wird es einen Standort dafür geben. Wie es in dem Bericht weiter heißt, wird auch eine Vergrößerung von Schacht Konrad nicht ausgeschlossen.

gmf/rb (afp, dpa)