Deutsche Künstlerresidenzen im Ausland
Inspiration finden in einer außergewöhnlichen Umgebung – und das ganz ohne finanziellen Druck. Deutsche Künstlerresidenzen im Ausland bieten diese Chance. Hier sind die wichtigsten auf einen Blick.
Villa Massimo in Rom
Viele Länder haben Künstlerresidenzen im Ausland. Die Villa Massimo war die erste deutsche überhaupt. 1910 ließ der Berliner Kaufmann und Kunstsammler Eduard Arnhold das Haupthaus und die Atelierräume in einem riesigen Park vor den Mauern Roms errichten. Vorbild waren die Franzosen, die schon seit dem 17. Jahrhundert ihre Künstler zwecks Inspiration in andere Länder schickten.
Sehnsuchtsland Italien
Das Sehnsuchtsland Italien hat heute noch eine große Anziehungskraft auf deutsche Künstler. Die Jahresstipendien in der Villa Massimo sind heiß begehrt. Zehn Stipendiaten aus den Bereichen Kunst, Literatur und Musik können hier an ihren neusten Werken arbeiten. Unter den ehemaligen Gästen ist die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller genauso wie der Künstler Anselm Kiefer.
Villa Aurora in Los Angeles
Die Villa Aurora steht für ein Stück deutsche Exilgeschichte. Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger floh vor dem NS-Regime aus Deutschland. 1943 kaufte er mit seiner Frau Marta das renovierungsbedürftige Haus über den Hügeln von Pacific Palisades - damals zu einem Spottpreis. Später wurde die Villa zu einem intellektuellen Treffpunkt für deutsche Exilanten, darunter große Namen wie Thomas Mann.
Mondäner Treffpunkt
Heute steht die Villa Aurora unter Denkmalschutz. Seit 1995 werden mehrmonatige Aufenthaltsstipendien vergeben – sowohl an Künstler aller Couleur als auch an politisch verfolgte Journalisten. Ein glamouröser Höhepunkt jedes Jahr ist die Oscar-Party. Am Vorabend der Filmpreis-Verleihung trifft sich im Garten der mondänen Villa die österreichische und deutsche Prominenz.
Villa Kamogawa in Kyoto
Diese Künstlerresidenz wurde 2011 zum 150-jährigen Jubiläum der deutsch-japanischen Beziehungen eröffnet. Das Haus in der alten Kaiserstadt Kyoto untersteht dem Goethe-Institut. Bei der Auswahl der Stipendiaten setzt man auf eine große Japan-Begeisterung, wie z.B. bei Doris Dörrie. Die Regisseurin drehte bereits mehrere Filme im Land und wird im kommenden Herbst Gast der Villa Kamogawa sein.
Villa Tarabya in Istanbul
Die Villa Tarabya ist die jüngste Eröffnung unter den deutschen Künstlerresidenzen. Das imposante Gebäude liegt auf der europäischen Seite Istanbuls, direkt am Ufer des Bosporus. Erbaut wurde es im typischen Stil der "Yalis", der türkischen Holzvillen. Sie war einst die Sommerresidenz des deutschen Botschafters im Osmanischen Reich - ein Geschenk an den letzten deutschen Kaiser.
Mittendrin im "Türkischen Frühling"
Nach langen politischen Querelen wurde 2012 die Künstlerakademie in der Türkei eröffnet. Die Villa Tarabya liegt nur 20 Kilometer vom Taksim-Platz entfernt. Dort protestieren gerade tausende Türken gegen die autoritäre Politik des Ministerpräsidenten Erdogan. Ein Scheideweg für das Land. Und die Stipendiaten der Villa können den "Türkischen Frühling" hautnah miterleben.