Paradiesisch einkaufen
13. März 2009Ob der Kunde in Euro oder Zloty zahlen wolle, fragt die Frau an der Kasse in einem kleinen Einkaufszentrum in Slubice, das nur wenige Meter hinter der deutsch-polnischen Grenze liegt. In den Einkaufswagen der Kunden liegen Textilien, Elektrogeräte, Lebensmittel, Zigaretten und alkoholische Getränke.
Mit dem Kühlschrank über die Grenze
Auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum haben genauso viele Autos polnische wie deutsche Kennzeichen. Seit etwa einem Monat sei das so, erklärt Radoslav Bala, der Geschäftsführer eines Fachhandels für Elektronik. "Seitdem der Euro so hoch steht, machen immer mehr deutsche Kunden bei uns ihre Einkäufe."
Früher seien auch schon deutsche Kunden nach Slubice gekommen, doch damals hätten sie vor allem kleinere Artikel wie Batterien oder CD-Rohlinge gekauft. Heute kauften sie dagegen nicht mehr nur "Kleinigkeiten", sondern teure Geräte wie Fernseher, Kühlschränke, Waschmaschinen und digitale Kameras, sagt Bala.
Volle Läden, volle Straßen
Nicht nur in den Läden macht sich der Andrang bemerkbar, sondern auch auf den Straßen. Auf der Brücke über den Grenzfluss herrscht besonders am Wochenende viel Verkehr. Menschen kommen auch zu Fuß von der polnischen Seite über die Oder zurück - voll bepackt mit Einkaufstüten.
Agnieska Sajduk leitet ein Geschäft für Textilien und Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten - speziell zugeschnitten auf die Ansprüche der ausländischen Kunden. Der Wechselkurs spiele eine große Rolle für den Trend, sagt sie. "Für einen Euro gibt es jetzt 4,6 oder 4,7 Zloty und ich glaube, das ist entscheidend dafür, dass mehr Kunden aus Deutschland zum Einkaufen kommen."
Von Schuhen bis zu Zigaretten
Zwei Frauen aus Berlin kommen gerade aus einem Schuhgeschäft. Sie sind eigentlich dienstlich in der Grenzregion unterwegs und nutzen die Gelegenheit zum günstigen Einkaufen. Eine der beiden hat ein Paar Lederschuhe für ihr Kind gekauft - für 12 Euro. In Deutschland wäre es teurer gewesen, glaubt die Kundin.
Ein Ehepaar aus dem nahe gelegenen Eisenhüttenstadt nutzt seit Jahren das Preisgefälle, doch im Moment schlagen die beiden verstärkt zu. Sie kaufen vor allem Konsumgüter. "Benzin, Zigaretten und Essen gehen ist schon günstig", sagt der Eisenhüttenstädter.
Mehr fürs Geld
Pavel Sokolovski führt einen kleinen Laden am Ufer der Oder und profitiert vor allem von dem Geschäft mit Zigaretten. Vier Stangen dürfen seine Kunden mit nach Deutschland nehmen, die Preise dafür sind in den letzten Wochen gehörig gefallen, erklärt er. "Früher kostete die billigste Stange 17 Zloty, wenn der Euro so niedrig war. Jetzt kostet sie zum Beispiel 13,50 Zloty." Alle Geschäfte seien zurzeit voller Kunden aus Deutschland, sagt er. "Sie kaufen mehr und geben mehr Geld aus."