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Deutsche Fonds finanzieren Hollywood-Filme

Thomas Kirschning28. August 2003

Hollywood gilt weltweit als die amerikanische Filmfabrik. Was kaum jemand weiß: Deutsche Spitzenverdiener sind an der Finanzierung von Großproduktionen wie "Terminator 3" beteiligt.

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Der Filmfinanzierungsexperte eines US-amerikanischen Investmenthauses bringt es auf den Punkt: "Seit fünf Jahren fungiert Deutschland als die Finanzierungsquelle schlechthin. Wenn sie verschwinden würde, dann verschwände auch ein Großteil der Hollywood-Filmbranche."

Bislang klappt das Finanzierungsinstrument: Deutsche Spitzenverdiener bekommen in der Regel die Hälfte ihrer Hollywood-Investitionen direkt vom Finanzamt wieder. Die Risiken sind also begrenzt. Um hierzulande Steuern zu sparen, investierten sie in Medienfonds, die wiederum in Hollywood Filme wie "Terminator 3", "Gangs of New York" oder "Chicago" finanziell überhaupt erst ermöglichten. Da es sich bei Filmen nach deutschem Steuerrecht um "immaterielle Wirtschaftsgüter" handelt, konnten sie ihre Aufwendungen bislang sofort in voller Höhe steuerlich geltend machen.

Ein Beirat muss her

In Zeiten äußerst knapper Kassen aber hat sich nun das Bundesfinanzministerium auf ein acht Jahre altes Urteil des Bundesfinanzhofs, dem obersten Bundesgericht in Steuerangelegenheiten, besonnen. Nach diesem Urteil soll die steuerliche Begünstigung von Filmproduktionen nur noch gewährt werden, wenn der Anleger als "Hersteller" anzusehen ist, nicht aber schlicht als Erwerber von Anteilen. Als Hersteller gilt er jedoch nur dann, wenn er wesentlichen Einfluss auf die Produktion hat, bei Filmen also auf den Filmstoff, das Drehbuch, die Besetzung, Drehplan, Kostenkalkulation und Finanzierung. Die Fonds müssten nun einen Beirat bilden, der entsprechende Entscheidungen zu treffen hätte, so der Erlass des Bundesfinanzministeriums, das dazu derzeit keine Stellungnahme abgeben will.

Problem für neue Fonds

"Für zukünftige Fonds sehen wir da natürlich schon ein Problem", sagt Yvo Junker, Vorstandsmitglied der Deutsche Capital Management (DCM), deren Fonds unter anderem auch "Terminator 3" finanziert haben, zum Erlass des Ministeriums. "Wenn ich davon ausgehe, dass sich hier ein völlig unabhängiger Beirat zusammenfindet, der die Filmentscheidungen treffen muss. Ob sich dafür Leute finden lassen, das ist sehr fraglich." In diesem Fall trüge nämlich nicht mehr die Geschäftsleitung des Fonds die Verantwortung und das Haftrisiko, sondern jener Beirat.

Dennoch ist DCM offenbar weit davon entfernt, sich von der Auflage von Medienfonds zu verabschieden. Die nächsten Projekte sind jedenfalls schon in der Pipeline: "Ein nächstes großes Filmprojekt wird derzeit produziert. Das ist '"The Aviator', das Leben von Howard Hughes in der Regie von Martin Scorcese, Hauptdarsteller ist Leonardo di Caprio", erläutert Junker.

Einnahmen für den Fiskus

Für den deutschen Fiskus hat die Finanzierungshilfe über die Filmfonds zudem nicht nur Nachteile, meint Junker. Die Einnahmen von "Terminator 3" lägen schon jetzt deutlich über Plan, so dass der Film also letztlich Gewinne abwirft, die dann in Deutschland versteuert werden und im Säckel des Finanzministeriums landeten.