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Deutsche Exporte legen zu

3. Juni 2022

Die Exporteure in Deutschland haben trotz eingebrochenem Russland-Geschäft im April Zuwächse verbucht. In dem Monat wurden Waren im Gesamtwert von 126,4 Milliarden Euro ins Ausland geliefert.

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Hamburg | Containerschiff am Hafen
Bild: Daniel Bockwoldt/dpa/picture alliance

Die deutschen Exporte haben sich im April vom Schock nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine überraschend stark erholt. Sie wuchsen wegen gut laufender Geschäfte mit den USA und den Euro-Ländern um 4,4 Prozent zum Vormonat auf 126,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Die meisten deutschen Exporte gingen im April in die USA, die meisten Einfuhren stammten aus China.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 1,5 Prozent gerechnet, nachdem es im März noch einen saison- und kalenderbereinigten Rückgang von drei Prozent gegeben hatte. Die Importe legten diesmal mit 3,1 Prozent ebenfalls weitaus stärker zu als erwartet, nach einem Plus von 3,2 Prozent im Vormonat.

"Das dicke Ende kommt noch"

Wasser in den Wein der guten Nachricht goss allerdings der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der darauf hinwies, dass die Zahlen der Bundesstatistiker nur eine nominale Steigerung gegenüber März zeigten, es preisbereinigt aber immer noch ein Minus gegeben habe. Die Industrie ächze nach wie vor unter den rasant steigenden Preisen, dazu kämen die Lieferkettenstörungen durch die Lockdowns in China. Der DIHK warnte: "Das dicke Ende kommt erst noch."

Die Ausfuhren nach Russland gingen im April wegen der Sanktionen als Reaktion auf den am 24. Februar begonnen Krieg gegen die Ukraine und anderer Maßnahmen zur Exportbeschränkung um 10,0 Prozent auf nur noch 0,8 Milliarden Euro zurück. Im März waren sie sogar um mehr als 60 Prozent eingebrochen.

Die Importe aus Russland gaben diesmal um 16,4 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro nach. Deutschland importiert von dort vor allem Öl und Erdgas. "Die Sanktionen schlagen sich also in harten Zahlen wieder", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die Handelsbeschränkungen gegenüber Russland sind nicht nur ein zahnloser Tiger, sondern sind sehr offensichtlich."

Lieferketten noch nicht wieder im Takt

Die deutschen Ausfuhren in die EU-Mitgliedstaaten legten im April um 4,2 Prozent zu, die in die Euro-Länder sogar um 5,9 Prozent. Die Exporte zum wichtigsten Kunden USA nahmen um 7,7 Prozent zu, während die nach China um 4,5 Prozent fielen. Die Volksrepublik kämpft derzeit mit rigiden Maßnahmen gegen eine neue Corona-Welle, was auch den globalen Handel behindert.

"Für die nächsten Monate wird es darauf ankommen, dass die Exporte nicht stärker in den Würgegriff stockender Lieferketten geraten", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger, mit Blick auf China, den wichtigsten Lieferanten der deutschen Wirtschaft.

Die Stimmung unter den deutschen Exporteuren hat sich einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge im Mai bereits den zweiten Monat in Folge aufgehellt. "Die deutsche Industrie bleibt aber vorsichtig", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest dazu. "Logistikprobleme stellen weiterhin eine große Belastung dar." Eine große Dynamik bei den Ausfuhren zeichne sich daher im Moment nicht ab. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet dieses Jahr mit einer Stagnation beim Export.

dk/bea (dpa, rtr, afp)