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Deutsche Autobauer loben Treffen mit Trump

5. Dezember 2018

Nach einem Gespräch von Vertretern deutscher Autokonzerne im Weißen Haus herrscht Optimismus, dass US-Autozölle für die EU-Länder vermieden werden können. Volkswagen, BMW und Daimler bewerteten das Treffen positiv.

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USA Washington VW Vorstandsvorsitzender Herbert Diess
Volkswagen-Chef Diess gibt nach dem Treffen mit Trump AuskunftBild: picture-alliance/AP/E. Vucci

"Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht, um die Autozölle zu vermeiden", sagte der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Herbert Diess, nach dem Gespräch im Washington. Diess, Daimler-Chef Dieter Zetsche und BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter sprachen jeweils getrennt mit Vertretern der US-Administration. Anschließend gab es eine gemeinsame, etwa halbstündige Runde mit Präsident Donald Trump, an der auch die Botschafterin Deutschlands in Washington, Emily Haber, teilnahm.

Diess sprach von einem "überzeugenden Investitionsprogramm", das Volkswagen in den USA vorlegen könne. "Der Präsident hat einen Punkt, wenn er uns überzeugen will, mehr zu investieren und wir sind bereit, mehr zu investieren", sagte Diess. Auch Zetsche sagte, Trump habe positiv auf die vorgelegten Konzepte von Daimler reagiert. Diess betonte, es gehe um den Bau eines neuen Volkswagenwerkes  sowie um Kooperationen mit dem US-Autobauer Ford, mit dem gemeinsam unter anderem Pick-Ups gebaut werden sollen, und dem Softwarekonzern Microsoft. "Ich glaube, es geht um viel, es stehen viele Arbeitsplätze in Frage, wenn der Präsident wirklich 25-prozentige Zölle verhängen würde", betonte Diess.

Ford-Verwaltungsratschef Bill Ford bestätigte in Redford Township nahe Detroit die Pläne: "Die Gespräche laufen sehr gut", zitierte ihn die Nachrichtenagentur Bloomberg. Schon seit einigen Monaten sprechen die Konzerne über eine Kooperation zum gemeinsamen Bau von kleinen Nutzfahrzeugen, aber auch darüber hinaus. Angesichts der von VW-Chef Diess angedeuteten Möglichkeit, VW-Modelle auch in US-Werken von Ford zu fertigen, sagte Ford, so weit seien die Gespräche noch nicht gekommen. Ford-Vorstandschef Jim Hackett wollte bei der Veranstaltung an dem Entwicklungsstandort nicht sagen, ob es derzeit freie Kapazitäten für die Fertigung von VW-Wagen gebe. Der Konzern handhabe die Auslastung der Produktion straff. "Ich bin wirklich stolz darauf, wo wir und unsere Auslastung derzeit sind." Eine Ford-Sprecherin sagte, es sei zu früh, um weitere Details zu den Gesprächen zwischen VW und Ford mitzuteilen. 

BMW will 1000 Jobs schaffen

BMW teilte mit, von 2018 bis 2021 weitere 600 Millionen Dollar in die Produktionsstätte in Spartanburg im Bundesstaat South Carolina zu investieren. Damit würden dort weitere 1000 Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt sichere BMW fast 70.000 Arbeitsplätze in den USA. Wie bereits zuvor mitgeteilt, prüfe BMW auch die Erschließung eines weiteren Standorts für die Antriebsfertigung in den USA.

Von Seiten des Weißen Hauses hieß es lediglich, Trump habe bei dem Treffen seine "Vision" dargelegt, dass "alle Autobauer in den Vereinigten Staaten produzieren sollten". Die Teilnahme Trumps an den Gesprächen mit den Managern von BMW, Daimler und Volkswagen war erst kurzfristig vom Weißen Haus angekündigt worden. Ursprünglich waren nach Angaben aus informierten Kreisen nur Gespräche mit Handelsminister Wilbur Ross, dem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer sowie Trumps Wirtschaftsberater Larry Kudlow angesetzt.

Ross will einheimische Produktion stärken

US-Handelsminister Wilbur Ross hatte die deutschen Autobauer vorher zu mehr Produktion in den USA aufgefordert. Ziel sei es, das US-Handelsdefizit mit Deutschland bei Autos und Autoteilen zu senken, sagte Ross. Das gehe "hoffentlich mit erhöhter Produktion in den Vereinigten Staaten" einher. Wichtig sei es zudem, einen großen Teil der künftigen Elektroautoproduktion in die Staaten zu bekommen, so der Minister weiter.

Trump ist das hohe Volumen deutscher Auto-Importe in die USA ein Dorn im Auge, da sie der Hauptfaktor für das hohe Defizit seines Landes im Warenverkehr mit Deutschland sind. Seine Drohung mit Strafzöllen auf EU-Autoimporte zielt insofern vor allem gegen die deutschen Hersteller. Die Drohung ist trotz der seit Monaten andauernden Handelsgespräche zwischen den USA und der EU längst nicht vom Tisch. Der Besuch bei der US-Regierung war eine Gratwanderung, da die drei deutschen Autokonzerne nicht befugt sind, Handelspolitik zu betreiben. Formal liegt die Verhandlungshoheit über das Thema Handel bei der EU-Kommission.

Beobachter werteten den Empfang der deutschen Autobauer im Weißen Haus als Versuch Trumps, einen Keil zwischen die Unternehmen und die für die Handelspolitik zuständigen EU-Institutionen zu treiben. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Cem Özdemir (Grüne), warnte die Unternehmen in der "Passauer Neuen Presse" davor, sich vom US-Präsidenten "als Spaltpilz instrumentalisieren" zu lassen.

kle/dk/haz (afp, dpa, rtr)