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Auch für Namibia, Angola, Botswana, Sambia und Südafrika ist der Klimawandel ein Problem. Doch statt gemeinsam zu handeln, streiten die Staaten um Wasser und Land. Ein deutsch-afrikanisches Projekt will das ändern.
Stimmen die Prognosen, dann trifft es den Süden des Kontinents besonders hart: Bis zu sieben Grad könnte der globale Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts die Durchschnittstemperatur im südlichen Afrika steigen lassen. Leben dort dann, wie jetzt vorhergesagt, auch noch mehr als doppelt so viele Menschen wie heute, könnten neben zu erwartenden Flut- und Dürrekatastrophen noch weitere Probleme treten: Der Rohstoffabbau wird voraussichtlich steigen, der Landbedarf für Bioenergie-Pflanzen wachsen und die Versiegelung von Flächen durch Siedlungsmaßnahmen zunehmen. Globale Probleme, auf die jetzt regionale Antworten gegeben werden sollen.
Mit Klimaschutz-Zentren Forschungsarbeit verstetigen
Eine neue deutsch-afrikanische Forschungsinitiative will durch Kooperation den Wissenstransfer in der Region anstoßen: SASSCAL (Southern African Science Service Center for Climate Change and Adaptive Land Management). Deutschland baut zusammen mit seinen afrikanischen Partnerländern Namibia, Angola, Botswana, Sambia und Südafrika ein Kompetenzzentrum für Klimaschutz-Maßnahmen in Windhuk (Namibia) auf. Ein weiteres Kompetenzzentrum soll in Westafrika entstehen. Die Partnerländer hier sind Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Mali, Niger, Nigeria, Senegal und Togo.
An beiden Standorten sollen Wissenschaftler in Zukunft Fakten über die regionalen Folgen des Klimawandels sammeln, aber auch angepasste Konzepte für die Landnutzung entwickeln. Pro Jahr werden in jedem Kompetenz-Zentrum etwa 100 Afrikaner eine akademische Ausbildung beginnen können, sei dies als Student, als Doktorand, wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Techniker, sagt SASSCAL-Projektkoordinator Professor Norbert Jürgens von der Universität Hamburg voraus.
Schavan: Nachhaltige Strukturen vor Ort
Gemeinsames Wassermanagement über Grenzen
Dass gemeinsames Handeln drängt, zeigt das Beispiel Namibia: Bereits dreimal in Folge war Präsident Pohamba während der Regenzeit gezwungen, den Notstand auszurufen. Nicht etwa Dürre oder Trockenheit, sondern schwere Flutkatastrophen suchten das Land heim. Vor einem Jahr wurden dadurch rund 38.000 Menschen obdachlos. "Katastrophenmanagement und Wiederaufbau haben uns gezeigt, dass es höchste Zeit ist, um in der Region südliches Afrika eine regionale Koordination und Kommunikation aufzubauen", sagte Botschafter Gertze bei der Vorstellung der Initiative am Dienstag in Berlin.
SASSCAL will vor allem im Bereich des grenzüberschreitenden Wassermanagements und der Landnutzung genau diese Kommunikation ermöglichen. Wasserkonflikte rund um den Okavango stehen im Mittelpunkt. Denn nur wenn am Oberlauf des Flusses in Angola verantwortungsvoll Wasser entnommen wird, können am Unterlauf in Namibia und Botswana die Ökosysteme in Takt bleiben. Für SASSCAL-Koordinator Jürgens könnte unter anderem das Okavango-Projekt mit wissenschaftlichen Erkenntnissen die Grundlage für gute Politik legen. Sein Beispiel: neue Wetterstationen, von denen es in Angola noch viel zu wenige gibt. "Erst damit können verbesserte Vorhersagemodelle und Prognosen gemacht werden", sagt Jürgens. Zusammen mit einer Satelliten-Überwachung können so die Abflusswellen großer Ströme bei Flutkatastrophen verfolgt - und durch ein Frühwarnsystem ergänzt werden. "Dann werden auch die Notfallpläne für die Bevölkerung effizienter."
Am 14. April wird Bundesforschungsministerin Annette Schavan zu einer Reise nach Windhuk aufbrechen, um den Aufbau von SASSCAL mit ihren fünf Kollegen in Afrika zu besiegeln.