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Der "Orbit" - eine 115 Meter hohe Provokation für London

11. Mai 2012

Fehlkonstruktion einer Achterbahn oder würdiger Konkurrent des Eiffelturms? Das neue Wahrzeichen der britischen Hauptstadt dürfte auch dann noch die Gemüter erhitzen, wenn die Olympischen Spiele längst Geschichte sind.

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Der Orbit im Londoner Olympiapark (Foto: dapd)
Bild: dapd

Er wurde schon "Koloss von Stratford", "Hubble Bubble", "Mutantenposaune" oder "Godzilla der öffentlichen Kunst" genannt: Der Stahlturm "Orbit" des Künstlers Anish Kapoor, das architektonische Wahrzeichen der Olympischen Spiele 2012 in London, ist nun fertiggestellt. "Es wird Leute geben, die ihn lieben und solche, die ihn hassen, so ist das halt", sagte Kapoor bei der Vorstellung seines Werks aus 2000 Tonnen Stahl im Olympia-Park. Auch der Eiffelturm in Paris sei nach seiner Fertigstellung von vielen als "das hässlichste Gebilde überhaupt" betrachtet worden.

18 Meter höher als Big Ben

Kunstwerke würden immer kritisiert, findet der reichste Brite, Lakshmi Mittal. "Das ist nicht wichtig, wichtig ist, dass wir hier ein Wahrzeichen für London haben. Und die Leute sollten darauf stolz sein", sagte der Vorstandsvorsitzende des Stahlkonzerns ArcelorMittal, der den Löwenanteil der Turm-Kosten von 22,7 Millionen britischen Pfund (rund 27 Millionen Euro) trägt. Der 115 Meter hohe Turm sei ein großartiges Kunstwerk. Er ist um 18 Meter höher als der Glockenturm von Big Ben, dem bekanntesten Wahrzeichen Londons.

Der rote "Orbit", der mitten im Olympia-Park steht, ist auch farblich ein Kontrast zu den anderen Gebäuden auf dem Gelände. Unten endet er in einem riesigen Schalltrichter, oben sind zwei Aussichtsplattformen angebracht und alles ist von einem Stahlgerüst umwunden - von 35.000 Bolzen zusammengehalten. Geht man in den "Orbit" hinein, kommt man in einen dunklen Raum mit schwarz angemalter Wand. Zu den Aussichtsplattformen hoch geht es mit dem Lift, der Bullaugen als Fenster hat. Wer da rausguckt, kann einen Blick auf das Gerüst des Turms erhaschen.

Der Orbit im Londoner Olympiapark (Foto: dapd)
2000 Tonnen Stahl, 35.000 Bolzen, 300 Quadratmeter große Innenräume - 27 Millionen EuroBild: dapd

"Schauen Sie, wie sich das Licht widerspiegelt"

Die Plattformen sind 300 Quadratmeter große Innenräume, die von Terrassen umgeben sind. Im oberen Raum hängen links und rechts des Eingangs riesige Spiegel, die Sonne und Wolken bizarr reflektieren. "Schauen Sie, wie sich darin das Licht widerspiegelt", sagt Ingenieur Cecil Balmond, der das Projekt gemeinsam mit Kapoor realisiert hat. "Wir wollten den Londoner Himmel, die Londoner Skyline umgekehrt in diesen Raum bringen", erklärt Balmond weiter.

Olympia-Besucher müssen 15 Pfund Eintritt bezahlen, wenn sie während der Spiele auf den "Orbit" wollen. Nach Olympia und den anschließenden Paralympischen Spielen soll der Turm als Zentrum eines neuen Wohn-Stadtteils erhalten bleiben. Der Eintrittspreis werde dann vermutlich angepasst, hieß es in London weiter.

Die Erschaffer des Orbits: der Künstler Anish Kapoor (r.) und der Ingenieur Cecil Balmond (Foto: dapd)
Die Erschaffer des "Orbits": der Künstler Anish Kapoor (r.) und der Ingenieur Cecil BalmondBild: dapd

sti/wl (dpa dapd)