Der Mythos Loreley wird aufpoliert
Der weltbekannte Felsen am Rhein gehört zum Weltkulturerbe im Mittelrheintal. Vieles auf dem Plateau ist aber in die Jahre gekommen und soll nun für rund zehn Millionen Euro modernisiert und umgestaltet werden.
Umbau des Bergrückens
Für viele Touristen aus aller Welt ist die Loreley ein sagenumwobener Ort und Rheinromantik pur. Doch wer hier die blonde Loreley sucht, die mit ihrem Gesang die Schiffer so ablenken soll, dass sie auf Felsen auflaufen, wird überrascht sein vom Zustand des Ortes. In den letzten Jahren ist vieles vernachlässigt worden. Doch nun starten die Arbeiten für einen modernen Kultur- und Landschaftspark.
Nicht den Mythos gesucht
Wie viele der rund 300.000 Besucher im Jahr sind Ben aus Wiesbaden und seine Freundin Rei nur zur Aussichtsplattform gekommen, um den Blick auf den Rhein zu genießen. Die Umgebung beachten sie zunächst kaum, finden aber schon, dass man hier an den Gebäuden mal "was frisch machen könnte". Die beiden haben außerdem gehört, dass es tatsächlich eine Loreley auf dem Felsen geben soll...
Schicksal der Loreley
...Tatsächlich ist zumindest eine Statue der schönen Nixe zu finden - ganz im Schatten eines Hotels mit dem Charme der 1960er Jahre. Das soll abgerissen werden und die Figur der sagenumwobenen Loreley soll auf dem Felsen einen neuen, prominenteren Platz finden.
"Relativ versifft"
So nannte der frühere rheinland-pfälzische Kulturstaatssekretär Walter Schumacher das, was sich auf dem Felsplateau befindet. Sogar eine Turnhalle steht dort. Auch sie soll im Zuge des Umbaus verschwinden. Stattdessen will man den rohen Fels freilegen. Für eine freie Sicht wird auch ein Drittel der Bäume gefällt werden. Das Ziel: Neuer Glanz auf der Loreley.
Gläserne Zukunft
Am Rand einer neuen großen Promenade zur Aussichtsplattform sollen mehrere begehbare "Bergkristalle" entstehen. Hinter ihren transparenten Wänden würden attraktive Inhalte für die Besucher präsentiert, so die Idee des Architektenbüros Knabe aus Erfurt, das die internationale Ausschreibung gewonnen hat. Noch ist die Finanzierung der Kristallgebäude nicht ganz gesichert.
Rumpelkammer-Atmosphäre
An diesem Platz wollen Investoren ein Wellness-Hotel erbauen. Noch befindet sich hinter diesem Schuppen ein Campingplatz.
Herbe Gastlichkeit
Für die Jugendherberge ist ein Teilabriss vorgesehen. Der Plan: Ein moderner Ergänzungsbau schafft mehr Plätze für junge Menschen und Familien und wertet die gesamte Anlage auf. Außerdem soll die Freilichtbühne neue Technik für Konzerte und ein neuen Anbau erhalten.
Deutliche Aufwertung
Nach den Wünschen der Planer soll sich die Loreley-Ebene zu einem neuen Platz der Begegnung wandeln und noch mehr Besucher anziehen. Tourismus-Experten sehen gute Chancen, die Besucherzahlen um mindestens ein Drittel zu erhöhen.
Asphaltwüste
Generell soll das Felsplateau der Loreley wieder in den Ursprungszustand zurückversetzt werden. Das Straßengewirr würde zurückgebaut, damit die Natur wieder mehr Platz findet.
Grüne Oase
Herzstück des neuen Kultur- und Landschaftsparks Loreley sollen schmale "Mythenpfade" sein, die zum erholsamen Spazierengehen und Begegnungen mit der Geschichte des Ortes einladen. Im Zickzackkurs soll es durch wohltuende Natur gehen.
Stolz der Politiker
Der in Sankt Goarshausen für den Loreley-Umbau mitverantwortliche Bürgermeister Werner Groß lobt die gute Zusammenarbeit zwischen Bund, Land, den Genehmigungsbehörden und der Unesco. Bis Ende des Jahres 2018 will Groß mit den Beteiligten alle Baupläne umgesetzt haben.
Beste Aussichten
Zur Renovierung der Loreley gehören auch neue Aussichtsplattformen. Sie sollen einladender sein als die bisher eher rustikalen Plätze.
Trauriger Abschied
"Ich gehe mit Wehmut. Das ist alles schade", sagt Thomas Maus, der insgesamt 13 Jahre lang als Hausmeister für Ordnung auf dem Loreley-Gelände gesorgt hat. Zur Zeit räumt er alles zusammen, was aus den Gebäuden raus muss, die abgerissen werden. Mit 29 weiteren Kollegen muss sich Maus jetzt einen neuen Job suchen, weil das alte Berghotel im Oktober schließt.
Prägende Erinnerung
Mit dem Hotel verschwindet auch die Gastronomie. Wer Hunger hat, findet auch in diesen Automaten an der Bergspitze kein Essen. Sie sind lediglich dazu da, per Kurbel Münzen als Andenken an die Loreley zu prägen.
Ein Mythos verblasst
Während die Loreley in den nächsten zwei Jahren eine Rundum-Erneuerung erfährt, suchen vor allem junge Leute kaum noch nach der alten Sagen-Atmosphäre. Dieser Junge ist nur auf die Loreley gekommen, um die Züge im Tal von oben besser fotografieren zu können. Eine Wandergruppe ist dagegen ganz im Loreley-Rausch und singt das Lied von Heinrich Heine: "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten…"