Der Limes: Nördliche Außengrenze des römischen Reiches
Der Niedergermanische Limes soll Teil des UNESCO-Weltkulturerbes werden. Wir stellen den mythenumrankten römischen Grenzwall in Bildern vor.
Der Niedergermanische Limes
... wird auch als der "nasse Limes" bezeichnet, denn er nutzte den Rhein als natürliche Grenze. Er reichte vom heutigen Bad Breisig (Rheinland-Pfalz) über das nordrhein-westfälische Neuss bis ins niederländische Katwijk nahe der Rheinmündung. Von etwa 19 v. Chr. bis 430 n. Chr. sicherten zahlreiche Kastelle und bis zu 30.0000 Legionäre den Waren- und Personenverkehr entlang der linken Rheinseite.
Köln: Colonia Claudia Ara Agrippinensium
Sitz des Statthalters der Provinz Germania inferior (Niedergermanien) war das heutige Köln, Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Das Praetorium war sein Amtssitz. Die Ruinen des Praetoriums sind unter dem "Spanischen Bau" des Rathauses in Köln zu sehen. Die römische Kaiserin Agrippina hatte im Jahre 50 nach Christus die Ubiersiedlung Oppidum Ubiorum zur Stadt erheben lassen.
Xanten: Colonia Ulpia Traiana
Der Hafentempel im heutigen Xanten war der zweitgrößte Tempelbau der antiken Stadt Colonia Ulpia Traiana. Sie bestand etwa von 100 bis 275 n. Chr. und war ein Hauptort der Provinz Germania inferior. Ein Teil des Tempels ist rekonstruiert worden und lässt die ursprüngliche Größe des imposanten Gebäudes erahnen. Im Archäologischen Park Xanten gibt es mehrere römische Bauten zu bestaunen.
Amphitheater Xanten
Im Amphitheater, das in den 1980ern rekonstruiert wurde, fanden öffentliche Großveranstaltungen wie Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen statt. Es wurde im äußersten östlichen Winkel der Colonia errichtet. Sein Fassungsvermögen entsprach mit rund 10.000 Plätzen in etwa der Einwohnerzahl der antiken Colonia. Heute finden hier wieder regelmäßig Veranstaltungen statt.
Brot und Spiele
Alle zwei Jahre findet im Archäologischen Park Xanten das Römerfest "Schwerter, Brot und Spiele" statt. Die zweitägige Veranstaltung wird von einem der führenden Historiker auf dem Gebiet der Gladiatur geleitet. Bis zu 500 Mitwirkende aus dem In- und Ausland zeigen, wie die Römer arbeiteten, kochten, kämpften und lebten. Für Kinder und Erwachsene gibt es Archäologie zum Zuschauen und Mitmachen.
Aus der Luft zu erkennen: Grundriss eines römischen Lagers
Zum Niedergermanischen Limes gehört auch das Haus Bürgel, ein Anwesen südlich von Düsseldorf, das heute eine Naturkundestation beherbergt. Früher lag das ehemalige Militärlager auf der westlichen Rheinseite, aber der Fluss änderte später seinen Lauf. Seitdem steht das Haus am anderen Ufer. Am Grundriss lässt sich noch das spätantike Kastell erkennen, ein Teil der Mauern ist noch erhalten.
Die Germanen: Schrecken der Römer?
Die Germanen wurden aus Propagandazwecken immer wieder zu erbarmungslosen Wilden hochstilisiert. In Wahrheit gab es auch viel friedlichen Austausch und Handel zwischen Römern und Germanen entlang des Rheins. Hermann der Cherusker (diese Statue stellt ihn vermutlich dar) fügte den Römern in der Varusschlacht jedoch eine heftige Niederlage zu. Danach zogen sie es vor, westlich des Rheins zu bleiben.
Der große Bruder im Süden
Der Obergermanisch-Raetische Limes ist der längere Teil des römischen Grenzwalls in Deutschland und seit 2005 UNESCO-Weltkulturerbe. Er erstreckt sich über 550 Kilometer von Rheinbrohl bis Hienheim an der Donau und quert dabei Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Im Gegensatz zum "nassen Limes" am Rhein war dieser Teil ein durchgehender Wall, vielerorts gesichert durch Palisaden.
Fortführug auf der Insel: Der Hadrianswall
Der Hadrianswall ist seit 1987 Weltkulturerbe der UNESCO. Kaiser Hadrian gab ihn nach seiner Inspektionsreise durch Britannien persönlich in Auftrag, und er wurde zwischen 122 und 128 n. Chr. erbaut. Der Wall erstreckte sich auf einer Länge von 118 Kilometern. Sein Hauptzweck war nach heutiger Ansicht von Experten die Überwachung des Handels. Große Teile der Mauer existieren noch heute.
Der Antoninuswall
Der Antoninuswall war ebenfalls Bestandteil des britannischen Limes. Die Holz-Erde-Anlage wurde im 2. Jahrhundert an der geographisch schmalsten Stelle Schottlands errichtet und ist weniger bekannt als der vollständig in Stein ausgeführte, südlicher gelegene Hadrianswall. Der Antoninuswall war bis zum frühen 3. Jahrhundert mit römischen Truppen besetzt.
Türme jeder Art
Ob aus Holz, Stein oder Lehm: Die Wachtürme der Römer konnten - je nach Wichtigkeit der Stellung oder Verfügbarkeit der Baumaterialien - ganz unterschiedliche Formen annehmen. Hier im Bild zu sehen: der Nachbau eines hölzernen Wachturms am Hadrianswall. Er war Teil des römischen Hilfstruppenkastells Vindolanda nahe der Gemeinde Bardon Mill/Henshaw im britischen Northumberland.
Wenn benötigt, auch massiv
An derselben Stätte steht auch die Rekonstruktion eines römischen Wachturms aus Stein. Angesichts der massiven Konstruktion mit Zinnen denkt man zuerst ans Mittelalter, doch auch die Römer bauten bereits so. Am Limes zu dienen war für ranghohe Militärs die Eintrittskarte zu einer politische Karriere in Rom. Die Außengrenze des Imperiums galt als hart umkämpft.