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Der Irak braucht Hilfe

14. September 2004

Die Anschläge im Irak gehen weiter. Zur sicheren Durchführung der Wahlen im Land bat Präsident El Jawar nun die NATO um mehr Hilfe. Kofi Annan und die USA fordern die UN-Mitglieder zur Unterstützung auf.

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Entsetzen nach dem AttentatBild: AP

Der irakische Präsident Ghasi el Jawar hat die Europäer um mehr Unterstützung für sein Land gebeten. Bei einem Besuch in Brüssel ersuchte er am Dienstag (14.9.2004) die NATO um Verstärkung ihrer Hilfe bei der Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte. Anschließend sprach er auch mit dem außenpolitischen Beauftragten der Europäischen Union, Javier Solana.

Umstrittener Einsatz

Sowohl bei der NATO als auch bei der EU wies El Jawar auf die Bedeutung der für Januar 2005 geplanten Wahlen in seinem Land hin. "Es ist eine Herausforderung, die Wahl zum beabsichtigten Zeitpunkt abzuhalten", sagte El Jawar. Dafür sei jedoch ein sicheres Umfeld dringend erforderlich. Hierfür wünschte der Präsident ein größeres Engagement der NATO bei der militärischen Ausbildung. Die NATO ist seit einigen Wochen in Bagdad mit einer kleinen Gruppe stationiert, die die Hilfe bei der Ausbildung des Militärs vorbereiten soll. Der Einsatz ist innerhalb des Bündnisses nicht unumstritten. Während die USA darauf dringen, lehnt vor allem Frankreich jedes größere Engagement der NATO im Irak strikt ab. Mehrere NATO-Länder haben wie auch Deutschland bereits erklärt, Ausbildung von Sicherheitskräften nur außerhalb des Iraks vorzunehmen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat bereits deutliche Zweifel am Zustandekommen der Wahl im Irak geäußert. Im Weltsicherheitsrat forderte Annan am Dienstag zusammen mit den USA die Mitgliedsländer des höchsten UN-Gremiums auf, zum militärischen Schutz der UN-Mission beizutragen.

Polizisten als Opfer

Im Irak war am Dienstag war wieder die irakische Polizei Ziel verheerender Anschläge. Nachrichtenagenturen berichteten von mindestens 47 Todesopfern in Bagdad. Der Sprengsatz explodierte auf einem Markt, unweit einer Polizeiwache in der Nähe der Haifa-Straße. Sie gilt als Aufständischen-Hochburg. Rebellen und US-Truppen hatten sich dort zuletzt am Sonntag blutige Kämpfe geliefert. Ein weiterer Anschlag ereignete sich in Bakuba, einer Stadt 60 Kilometer nördlich von Bagdad. Dort wurden zwölf Polizisten Opfer eines Attentats. Zwei weitere Beamte wurden verletzt.

El Sarkawi bekennt sich zum Anschlag

Nach dem Anschlag warf eine wütende Menge den US-Truppen und der Übergangsregierung von Ministerpräsident Ijad Allawi vor, die Rekrutierungszentren der Polizei nicht ausreichend zu schützen. Der irakische Innenminister Falah el Nakib verurteilte die Anschläge als "gezielte Aktionen, um Zivilisten zu töten und die Interessen des Irak zu gefährden". Die Gruppe um den mutmaßlichen Terroristenführer Abu Mussab el Sarkawi hat sich bereits zu dem Anschlag in Bagdad bekannt. Eine entsprechende Erklärung von Sarkawis Gruppe Tauhid wal Dschihad wurde am Dienstag auf einer islamistischen Website im Internet veröffentlicht. Polizisten sind im Irak immer wieder Ziel von Anschlägen, weil sie von den Aufständischen als Handlanger der Amerikaner betrachtet werden.

Türkei droht mit Ende der Kooperation

Wegen des Vorgehens der US-Truppen in der hauptsächlich von Turkmenen bewohnten irakischen Stadt Tall Afar drohte die Türkei den USA damit, die Zusammenarbeit im Irak zu beenden. Wenn der "unmäßige Einsatz von Gewalt gegen Zivilisten" in Tall Afar weitergehe, werde Ankara "seine Partnerschaft mit den USA in allen den Irak betreffenden Bereichen" einstellen, sagte Außenminister Abdullah Gül einer Nachrichtenagentur. Tall Afar im Norden des Irak ist nach Einschätzung der US-Armee ein Stützpunkt für ausländische Kämpfer, die von Syrien aus in den Irak eindringen. Das NATO-Mitglied Türkei beteiligte sich zwar nicht an der Invasion im Irak und lehnte auch einen Einmarsch über sein Territorium ab. Dennoch ist das Land ein wichtiger Verbündeter Washingtons. Hunderte türkische Lastwagen versorgen die US-Armee täglich mit allem Notwendigen. (do/kap)