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Der Informatiker

15. Juni 2010

Schon als Kind galt seine Liebe der Technik. Heute arbeitet Jan-Arendt Klingel für das IT-Risikomanagement von BMW: Der Computerprofi schützt streng vertrauliche Informationen vor Industriespionage.

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Jan-Arendt Klingel (Foto: DW)
Jan-Arendt Klingel

Schon um sechs Uhr morgens klingelt der Wecker. Jan-Arendt Klingel steht nicht gerne so früh auf, aber nur so kann er den Berufsverkehr rund um München vermeiden. Seinen beiden Söhnen, Jannik (12) und Marvin (9) bereitet er täglich das Frühstück. "Wir sind da ganz pflegeleicht und beschränken uns auf Müsli", sagt der Familienvater.

Kampf gegen Computer-Kriminalität

BMW-Zentrale in München (Foto: DW)
BMW-Zentrale in MünchenBild: DW

Seit 2007 arbeitet Klingel mit vier anderen Kolleginnen und Kollegen im IT- Risikomanagement bei BMW. Sie geben die Sicherheitsanweisungen für die ganze BMW Group vor. Alle Mitarbeiter weltweit müssen sich daran halten, insbesondere beim Umgang mit streng vertraulichen Informationen. In Kooperation mit den Strafverfolgungsstellen steuert das Team auch die IT-Unterstützung von externen und internen Ermittlungen. "Die Kriminalität nimmt zu. Mit dem Handel von personenbezogene Daten oder Entwicklungsdaten aus Unternehmen kann man mittlerweile eine Menge Geld verdienen. Da wächst auch unsere Verantwortung, diese Informationen adäquat zu schützen", sagt Klingel.

Arbeitsroutine kennt der 40-Jährige nicht. Im IT-Risikomanagement lerne man jeden Tag etwas Neues kennen: "Es gibt keinen vorgegebenen Weg. Wir haben permanente Veränderungen und müssen uns ständig weiter bewegen. Täglich gibt es neue Herausforderungen, neue Impulse, die man verarbeiten muss." Mit seinen Kollegen sitzt er in einem großen, von Licht durchfluteten Raum. Es herrscht konzentrierte Ruhe - wenn es nicht gerade Besprechungen, Telefongespräche oder Videokonferenzen gibt. Damit er immer weiß, was bei BMW vorgeht, ist Klingel viel unterwegs, um mit Kollegen anderer Abteilungen über Sicherheitsmängel und Datenschutz zu sprechen.

Mit zehn Kisten und Baby in die USA

Schon als Jugendlicher wusste er, dass er im Berufsleben unbedingt mit Computern arbeiten wollte. Kurz nach seinem Studium der Angewandten Informatik und Mathematik in Fulda bekam er seine große Chance. Eine Firma, bei der er als Student ein Praktikum gemacht hatte, bot ihm eine Stelle als IT-Manager in Detroit im US-Bundesstaat Michigan an. Für ihn und seine Frau Susanne war der Sprung über den Atlantik ein radikaler Wechsel - zumal sie damals gerade erst Nachwuchs bekommen hatten, ihren ersten Sohn.

"Wir haben unser ganzes Hab und Gut in zehn Kisten gepackt, und sind mit dem Baby nach Amerika gegangen. Am Anfang haben wir uns sehr schwer getan, wir mussten sehr viel selber machen - angefangen von der Sozialversicherungskarte bis zum Führerschein. Und das alles auf English, das wir damals nicht so perfekt konnten", erzählt er.

Es war eine sehr anstrengende Zeit für die junge Familie, aber auch eine große berufliche Herausforderung: "Wir haben wahnsinnig viel gelernt. Ich habe als IT- Manager angefangen, und mich um sehr viele verschiedene Dinge kümmern müssen, vom kleinsten bis zum größten IT- Problem musste ich mir alles erarbeiten."

Von Detroit nach München

Jan-Arendt Klingel blättert in einem Buch über South Carolina (Foto: DW)
Jan-Arendt Klingel denkt gerne an die Zeit in South Carolina zurückBild: DW

Nach dreieinhalb Jahren in Detroit bewarb sich Klingel bei BMW in Deutschland. Er wurde nach New York eingeladen und nach einem Videointerview eingestellt. "Mir wurde eine Stelle angeboten, in der es darum ging, die Computernetzwerke der unterschiedlichsten internationalen BMW-Standorte miteinander zu verbinden." Anschließend war er noch ein weiteres Mal in Amerika; zuletzt hatte ihn BMW für drei Jahre nach South Carolina geschickt.

Mittlerweile wohnt er mit seiner Frau und den beiden Söhnen in Inning. Das ist ein beliebter Ferienort in Bayern, idyllisch gelegen zwischen Wörthersee und Ammersee. An klaren Tagen sieht er von seinem Haus auf das eindrucksvolle Panorama der bayerischen Alpen. Diese Idylle hat ihren Preis: Die tägliche Fahrt zur Arbeit nach München und zurück summiert sich auf 86 Kilometer.

Aber das Ausland lässt ihn trotzdem nicht los. Immer wieder denkt Klingel an seine Zeit in den USA zurück. Werte wie Toleranz und Offenheit habe er dort gelernt. Und diese Werte würde er gerne an seine Kinder weitergeben. Auch deshalb hat Klingel den Traum, wieder ins Ausland zu gehen. Diesmal am liebsten nach Südamerika, vor allem nach Brasilien.

Autorin: Eva Usi
Redaktion: Ralf Bosen