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Bester Arbeitgeber 2010

4. April 2010

Das Great Place to Work Institute hat den besten Arbeitgeber Deutschlands 2010 ausgezeichnet: das IT-Beratungsunternehmen Noventum. Was aber macht das mittelständischen Unternehmen zum Gewinner?

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Noventum-Geschäftsleitung bei der Preisverleihung (Foto: Noventum)
Bester Arbeitgeber 2010: Die Geschäftsleitung von Noventum bei der PreisverleihungBild: Noventum

Hier lautet das oberste Prinzip: Vertrauen. Das ist der Grundbaustein für einen guten Arbeitsplatz, so das Great Place to Work Institute. Aber wie stellt man Vertrauen her in der Arbeitswelt, die doch von Konkurrenz und Stress geprägt ist? Die Führung muss informieren, sagt Uwe Rotermund, Geschäftsführer und Inhaber von Noventum. Offen und ehrlich.

Das gilt auch, wenn es dem Unternehmen schlecht geht. "Besonders in schwierigen Zeiten ist es sehr wichtig, dass wir mit den Geschäftszahlen offen umgehen", sagt Uwe Rotermund. "Wir legen alle Umsätze, Gewinne, Kosten offen, so dass der Mitarbeiter genau sieht, wo das Unternehmen steht." Nur so sei die Führung glaubwürdig.

Eine Vier-Sterne-Kantine hilft hier nicht

Das mittelständische Unternehmen mit 77 Mitarbeitern berät andere Firmen, wenn es um Computer, Software und Datenverarbeitung geht. Die Berater sind die meiste Zeit rund um den Globus unterwegs, beim Kunden. Fitnessstudio oder Vier-Sterne-Kantine in der Münsteraner Firmenzentrale nützen also nichts, um sie zufrieden zu stellen. Viel wichtiger sei, miteinander zu sprechen, sagt Matthias Rensing, Leiter im Marketing. "Jeder hat ein Handy in der Hosentasche. Die Wege zueinander sind dadurch recht kurz und schnell."

Matthias Rensing (Foto: DW)
Matthias Rensing, Leiter im Marketing von Noventum, an seinem ArbeitsplatzBild: DW

Zur guten Kommunikation gehören bei Noventum auch die Mitarbeitergespräche. Alle sechs Monate setzen sich Mitarbeiter und Chef zusammen und diskutieren: Was läuft gut, was läuft schlecht? Dabei soll nicht nur der Chef den Mitarbeiter kritisieren, sondern auch umgekehrt. Und das funktioniert, sagt Matthias Rensing.

Sein Vorgesetzter ist sehr viel unterwegs. "Und der wird sich beim nächsten Mal von mir ganz freundlich anhören müssen, dass ich ihn im letzten halben Jahr sehr schlecht erreichen konnte." Matthias Rensing weiß, dass sein Vorgesetzter ihm das nicht übel nimmt. "Das ist ja nicht böse gemeint, aber es ist einfach eine Tatsache, und die machen wir dann auch gewissermaßen aktenkundig." Gemeinsam mit seinem Chef wird er dann überlegen, wie sie das Problem lösen können.

"Die Führung muss Offenheit vorleben"

Damit die Mitarbeiter sich überhaupt trauen würden, Kritik auszusprechen, müsse die Unternehmensführung dafür offen sein, sagt Geschäftsführer Uwe Rotermund. "Man muss das Vertrauen haben, dass man etwas sagen kann, ohne dass einem der Kopf abgehauen wird. Die Mitarbeiter sollen Wertschätzung dafür erfahren." Bei Noventum, sagt Uwe Rotermund, sind die Menschen wichtig, die den Mund aufmachen, wenn sie etwas nicht verstehen oder nicht hinter einer Sache stehen. "Die bringen so einen Laden nach vorne, die bringen neue Entwicklung rein."

Mit seinen Prinzipien hat Noventum den Wettbewerb Bester Arbeitgeber 2010 gewonnen. Die Mitarbeiter der teilnehmenden Unternehmen beantworten 70 Fragen zu ihrem Arbeitsplatz – ist das Management glaubwürdig und fair? Identifiziert sich der Mitarbeiter mit dem Unternehmen? Wie steht es mit dem Teamgeist?

Die Zufriedenheit hat einen Preis

Uwe Rotermund (Foto: DW)
"Die Führung muss offen für Kritik sein": Uwe Rotermund, Geschäftsführer von NoventumBild: DW

Ganz billig ist es nicht, für so viel Zufriedenheit zu sorgen. Mitarbeiterfeiern, Zeitschriften, Workshops – alles in allem kommt man da auf eine ordentliche Summe, sagt Uwe Rotermund. Für ihn ist es eine sinnvolle Investition: "Das ist nicht nur eine Sozialmaßnahme, sondern auch eine wirtschaftlich sehr lohnenswerte Geschichte." Geringe Fluktuationsrate, gesunde Mitarbeiter, hohe Leistungsbereitschaft. Genügend Argumente, sich um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu sorgen. "Wenn ein Berater Spaß an seiner Arbeit hat, ist er ganz einfach besser. Innovativer und kreativer."

Noch dazu ist die IT-Beratung eine Branche, in der gute Fachkräfte rar sind. In anderen Bereichen bewerben sich die Absolventen bei den Unternehmen. Bei Uwe Rotermund läuft es andersrum. Seine Mitarbeiter werden umworben, Headhunter sind ständig auf der Suche nach guten Fachkräften. "Es ist nicht so, dass unsere Mitarbeiter einen Job suchen müssen, sondern denen werden reihenweise Jobs angeboten", sagt Uwe Rotermund. Damit die Mitarbeiter den Lockrufen anderer Unternehmen widerstehen, muss Uwe Rotermund ihnen etwas bieten. Bisher konnte er die meisten bei Noventum halten. Vor fünf Jahren hat ein Mitarbeiter das Unternehmen verlassen - aber es ist nicht allzu lange her, da ist er zurückgekehrt.

Autorin: Brigitta Moll

Redaktion: Insa Wrede